Reykjavík Gay Pride 2016

Die Lesben- und Schwulenbewegung in Reykjavík veranstaltet jedes Jahr im August ein mehrtägiges Festival, das zu einem selbstbewussten und stolzen Umgang mit Homosexualität aufruft. Die Reykjavík Gay Pride bietet ein buntes Kulturprogramm, und mit der Pride Parade durch die Innenstadt auch ein farbenfrohes Spektakel für die ganze Familie.

Höhepunkt des Festivals ist die Reykjavík Gay Parade am Sonntag. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-08-10__MG_8196_00092
Höhepunkt des Festivals ist die Reykjavík Gay Parade am Sonntag. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Bereits am Dienstag (2. August) um 12:00 Uhr geht’s in der Innenstadt mit Straßenbemalungen fröhlich los. Es wird aber nicht nur gefeiert. Auch Vorträge und Diskussionsrunden werden während der Gay Pride-Tage an verschiedenen Veranstaltungsorten in der Innenstadt stattfinden.

Die offizielle Eröffnungsveranstaltung findet übrigens in der Harpa erst am Donnerstag (4. August) um 21:00 Uhr statt. Das die Eröffnungszeremonie erst so ungefähr zur Mite des Festivals stattfindet, hat in der Zwischenzeit schon Tradition.
Höhepunkt der Gay Pride ist die Pride Parade am Samstag (6. August), bei der die buntgeschmückten Wagen begeistert vom hinzugeströmten Publikum empfangen werden. In Island gibt es keinen Fasching oder Karneval, dafür ist beim Gay Pride-Umzug die ganze Stadt auf den Beinen. Jung und alt säumen die Straßen, um den Umzug der Prahlwagen zu feiern.

Ein kunterbunter Spaß für die ganze Familie: Die Reykjavík Gay Parade, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-08-10__MG_8023_00010
Ein kunterbunter Spaß für die ganze Familie: Die Reykjavík Gay Parade, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Ab 14 Uhr werden Vereine, Künstler und Organisationen entlang der Sóleyjargata, entlang der Ostseite des Stadtsees Tjörnin über den Fríkirkjuvegur und die Lækjargata bis zur Bühne am Arnarhóll laufen, wo bei OpenAir-Konzerten für die ganze Familie als Abschluss der Parade ab 16 Uhr fröhlich gefeiert wird. Als Höhepunkt tritt dieses Jahr wieder Páll Óskar auf – ein äußert sympathischer Sänger mit ansteckender Musik und unglaublicher Stimme.

Zum Abschluss der Gay Parade gibt es ein großes Open Air-Konzert in der Stadtmitte. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-08-10__MG_8272_00133
Zum Abschluss der Gay Parade gibt es ein großes Open Air-Konzert in der Stadtmitte. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Am Sonntag (7. August) gibt unter anderem noch eine Zirkus-Familienvorstellung (14:00 Uhr), bevor man abends im Kaffislippur oder Kiki das Festival auf gepasst Weise ausklingen lassen kann.

Für ISK 9.500 gibt es den Pride Pass, mit dem man Zugang zu verschiedenen Veranstaltungen (Konzerte, Eröffnungszeremonie, der Pride Party und dem Pride Ball) und Ermäßigungen für einige der Veranstaltungen erhält.

Das gesamte und detaillierte Programm gibt es auf der Website der Gay Pride.

Tageslicht

Woran erkennt man, dass in einem Haus Ausländer wohnen? Weil im Sommer die Fenster mit Alufolie zugeklebt sind. Die Alufolie kann man im Winter getrost wieder abmachen, denn da bleibt es morgens lange dunkel und nachmittags bricht früh die Dämmerung herein.

Blick über die Bucht von Reykjavík im Juni um halb zwei nachts, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, IMG_1224__2010-06-12_01-38-06_aA
Blick über die Bucht von Reykjavík im Juni um halb zwei nachts

Viele Besucher fragen sich, wie das denn funktioniert mit dem Tageslicht in Island. Ist es im Winter wirklich fast nur dunkel und bleibt es im Sommer tatsächlich die ganze Zeit hell? Durch die große Nähe zum Nordpol unterliegt Island tatsächlich großen Schwankungen, was die Zahl der Tageslichtstunden betrifft. Je weiter im Norden um so länger ist die Zeit vor und nach Sonnenauf- oder Sonnenuntergang. Während es am Äquator sehr schnell hell oder dunkel wird, dauert es im Norden länger, bis es ganz dunkel oder ganz hell ist. Zudem werden die Tage im Winter viel kürzer und im Sommer viel länger.

Mittsommernächte

Mitte Juni um viertel vor eins – nachts, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2011-06-16__MG_0988_00253
Mitte Juni um viertel vor eins – nachts

Während man Anfang des Jahres noch das Gefühl hat, dass alles sehr schleppend voran geht, ändert sich im April und Mai alles sehr schnell. Ist das Datum der Tag- und Nachtgleiche um den 21. März erst einmal überschritten, dann geht es in Riesenschritten voran, denn jeder Tag ist 6 Minuten länger als sein Vorgänger. Mitte Mai kann man spätabends schon prima draußen Zeitung lesen und im Juni sind die dunkelsten Momente, wenn das Abendrot in das Morgenrot übergeht, der Himmel also sanft rötlich gefärbt ist statt strahlend blau. Das ist wunderschönes Fotowetter.

Jetzt fühlen sich alle energiegeladen und man möchte eigentlich gar nicht mehr drinnen sein. Mitternachtsgolf oder mit dem Hund um zwei Uhr nachts Gassi gehen, fühlt sich alles ganz normal an. Und so kommt man durchschnittlich im Jahr auch auf eine ganze Menge Sonnenstunden.

Wie Alufolie den Schlaf fördert

Hier kommt jetzt auch die Alufolie ins Spiel. Während es den meisten Isländern keine Probleme bereitet, dass es nachts nicht mehr richtig dunkel wird, tun sich die meisten Ausländer sehr schwer damit. Da nervt es manchmal schon, wenn die Verdunklungsgardinen nicht nahtlos schließen und auch nur kleine, hübsche Streifen Sonnenlicht ins Zimmer scheinen. Manchmal sind diese Vorhänge aber auch gar nicht vorhanden. Dann hilft für guten Schlaf nur eine Schlafbrille oder das Fenster mit Alufolie vollzukleben, denn dann bleibt es schön dunkel.

Lange Winternächte

Der Mond geht im Januar so um 10 Uhr morgens unter. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz , Island - Iceland 2009 02
Der Mond geht im Januar so um 10 Uhr morgens unter.

Im August wird es dann allmählich wieder dunkler, weshalb man auch abends wieder das Licht einschalten muss. Jetzt weiß man, dass der Sommer vorüber ist. Richtig dunkel ist der Nachthimmel anfangs aber noch nicht. Nach der Tag- und Nachtgleiche im September geht es aber ebenso schnell bergab wie es im Frühjahr bergauf ging und schon bald sind die Tage sehr kurz, weil es lange dauert bis die Sonne richtig hell geworden ist und dann das Licht schon wieder nachlässt, weil der Sonnenuntergang bald kommt. Im Dezember wird es sehr spät am Vormittag hell und schon lange vor dem Abend wieder dunkel. Wenn am 21. Dezember die Sonne um 11.23 Uhr aufgeht und um 15.30 Uhr wieder untergeht, liegen zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang nur vier Stunden. Deshalb kommt hier die Weihnachtsbeleuchtung auch schon ab Mitte November großflächig zum Einsatz und bleibt auch meist bis Februar im Dauereinsatz.

Im Februar um 10:00 Uhr morgens in der Stadt. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2009 02
Im Februar um 10:00 Uhr morgens in der Stadt.

Im Winter macht es für das Gefühl sehr viel aus, ob es ein klarer Tag mit Schnee oder ein trüber Regentag ist. Hat es geschneit und scheint daraufhin die Sonne, dann kann man in der Mittagspause genügend Licht tanken, um sich wohl zu fühlen. Für Fotografen ist dies eine sehr schöne Zeit, denn in den paar Stunden, in denen es hell ist, ist das Licht weich und golden und eignet sich hervorragend zum Fotografieren.

An trüben Tagen hat man allerdings das Gefühl, gar nicht richtig wach zu werden. Dann würde man sich am liebsten zum Winterschlaf eingraben und erst im März wieder auftauchen. Einen Vorteil haben die dunklen, langen Nachte aber doch: Jetzt hat man wieder die Chance, das Nordlicht zu sehen. Und die tanzenden, farbigen Bänder am Himmel entschädigen für viele, dunklen Stunden.

 

Tax-Free-Rabatt

Beruhigt vielleicht das Einkaugsgewissen: Island ist (noch) nicht in der EU. Kauft man pro Kassenabschlag für einen Rechnungsbetrag von über 6.000 Kronen, sollte man unbedingt ein Tax-Free-Formular verlangen.

Hier kann man Tax-Free einkaufen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2009 02
Hier kann man Tax-Free einkaufen.

Einen Tax-Free-Rabatt erhält man im Prinzip für die Waren, die man ausführen kann und dann spart man bis zu 14 % des Rechnungsbetrags. Dies gilt allerdings nicht für Bezahlungen, die man im Land macht, wie Essen oder Unterkunft. In manchen Geschäften wird das Formular auch automatisch angefertigt, sobald man mit einer ausländischen Kredtikarte bezahlt.

Auf den ausdgedruckten Formularen steht jeweils wie hoch der Betrag ist, den man erhält. Davon wird aber noch eine Gebühr abgezogen. Bitte beachten, dass ein Mitarbeiter im Geschäft das Formular unterschreibt, sonst ist es ungültig. Kauft man Kunsthandwerk oder Kunstwerke direkt beim Künstler sind diese freigestellt von Mehrwertsteuer und kann man deshalb keine Steuer zurückbekommen.

Für CDs und Bücher gilt der niedrigere Steuersatz (11 %), weshalb man wahrscheinlich mehr als eine CD oder Buch braucht, wenn nach dem Gebührenabzug noch was übrig bleiben und sich die viele Schreibarbeit auf den Tax-Free-Formularen lohnen soll.

Es gibt zwei verschiedene Firmen, die diese Tax-Free-Geschäfte abwickeln. Bei beiden braucht man eine Kreditkarte, deren Nummer man als Garantie hinterlegen muss. Auf den Formularen muss man jede Menge Angaben ausfüllen und dann kann man diese im Flughafen vor der Gepäckaufgabe einlösen. Den Betrag kann man sich sofort in Isländischen Kronen oder einer anderen Währung auszahlen oder auf der Kreditkarte gutschreiben lassen (es kann jedoch ein paar Wochen dauern, bis der Betrag gutgeschrieben ist). Am Flughafen kann man die Kronen, die man am Tax-Free-Schalter bekommt bei einem Bankschalter in andere Währungen umtauschen.

Wichtig ist, dass man die Formalitäten abwickelt, bevor man seinen Koffer aufgegeben hat, denn man muss eventuell die Waren zusammen mit den Steuerformularen und Kassenzetteln vorzeigen können.

Zollstempel

Hat man Einkäufe erworben, bei denen der Betrag auf einem Kassenzettel mehr als 5.000 ISK Mehrwertsteuerrückzahlung beträgt, benötigt man einen Stempel vom isländischen Zoll im Flughafen Keflavík unten in der Abflughalle.  Man muss zu dem Schalter im Flughafen gehen (ist ausgeschildert), dem Zollbeamten die Güter vorzeigen, sodass dieser das Formular abstempelt. Möchte man die entsprechende Ware in dem Koffer mitnehmen, den man beim Einchecken aufgibt, muss man das Formular unbedingt vorher beim Zoll abstempeln lassen. Die weiteren Tax-Free-Formalitäten werden dann wie oben beschrieben abgewickelt.

Neue Mehrwertsteuersätze 2015

Die von der Regierung 2015 neu eingeführten Mehrwertsteuersätze (sie sind oben im Artikel bereits aktualisiert) führten zu reichlich Diskussionen in Island. Kurz gesagt werden (Luxus-)Artikel billiger, da der hohe MWSt-Satz von 24,5 % auf 24 % gesenkt wurde, während Lebensmittel, Bücher und CDs teurer wurden. Die MWSt hierfür wurde um mehr als 63 %(!) von 7 % auf 11 % erhöht.

Isländische Snacks

Natürlich kriegt man auch in Island die üblichen Snacks wie Süßigkeiten, Kekse und Chips, die in Supermärkten, Kioskläden oder Tankstellen verkauft werden, doch gibt es in Reykjavík obendrein ein paar Besonderheiten, die noch dazu eine äußerst gesunde Alternative darstellen. Auch diese sind überall leicht erhältlich.

In guter Atlantikluft trocknender Fisch, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2011-08-23__MG_7896_00062
In guter Atlantikluft trocknender Fisch, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Die erste Alternative ist harðfiskur (getrockneter Fisch), dieser wird am Stück oder auch zerteilt in kleinen Tüten verkauft, dann muss man die zähen Fasern nicht erst mühselig auseinander rupfen. Wo viele Touristen vorbei kommen, werden die Portionen auch gleich noch abgepackt mit Butter und Plastikmesser verkauft. Dann schmiert man sich die Butter einfach direkt auf den Fisch, als wäre es Brot. Durch das Trocknen wird der Geschmack des Fisches milder und unaufdringlicher. Diese traditionelle und gesunde Alternative für Chips besitzt einen enorm hohen Proteingehalt.

Getrocknete Algen gibts im Supermarkt, aber am Wochenende auch im Kolaportið, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2014-01-18_P1000311_00061
Getrocknete Algen gibts im Supermarkt, aber am Wochenende auch im Kolaportið, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Ein vegetarierfreundlicher Snack sind getrocknete Algen, z. B. die Rotalge Dulse (Palmaria Palmata), die in Tüten verkauft und wie Chips gegessen werden, was allerdings für Ausländer etwas gewöhnungsbedürftig sein kann. Algen kann man natürlich auch bei Gemüsen, Fisch oder Hülsenfrüchten mitkochen. Oder rösten und Salate und Sandwiches damit anreichern. Algen waren früher in Island eine wichtige Quelle von Mineralstoffen. Und auch heute noch, werden sie, auch von der jüngeren Generation, gerne mal zwischendurch verdrückt.

Mit dem achten der 13 Weihnachtsmänner, Skyrgámur, Skyrschlund genannt, hat es dieses Eiweisprodukt gar bis in die alten Volkserzählungen gebracht. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-12-15__MG_7260_00011
Mit dem achten der 13 Weihnachtsmänner, Skyrgámur, Skyrschlund genannt, hat es dieses Eiweisprodukt gar bis in die alten Volkserzählungen gebracht. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Für den Hunger zwischendurch geeignet ist auch Skyr, ein Frischkäse, der in der Konsistenz dickflüssigem Joghurt ähnelt und einen sehr viel höheren Proteingehalt als Joghurt und Quark hat. Das typisch isländische Milchprodukt wird in kleinen Bechern (mit Löffel im Deckel) pur und in vielen süßen Geschmacksvarianten verkauft. Traditionell wurde der pure Skyr mit etwas Sahne und eventuell noch etwas Zucker aufgepeppt. Eigentlich muss ein guter Skyr durch den Zucker auf den Zähnen knirschen.

Skyr hat in Island eine lange Tradition. Schon in den Sagas wird erzählt, wie sich die alten Wikinger am Skyr gütlich tun. Und einer der 13 isländischen Weihanchtsmänner stibitzt den Skyr sogar, wenn man nicht aufpasst!

 

Die Fußballhelden sind nach der EURO2016 wieder zu Hause

Sie haben gekämpft wie wahre Wikinger, haben bei der Fußballeuropameisterschaft 2016 die Vorrunde überlebt und danach sogar noch England geschlagen. Erst im Viertelfinale war Schluss gegen Fankreich.

Plötzlich gehört Island zu den acht besten europäischen Fußballnationen. Vor allem aber hat die Mannschaft ganz Europa gezeigt, wie man kämpft und feiert. Und dass auch die isländischen Fans so richtig feiern können, zeigt sich auch an ihrem, bereits viel kopierten Schlachtruf Hú!

Die Verbindung zwischen Mannschaft und Fans in Frankfreich war legendarisch – und natürlich auch Fermsehreporter Gummi Ben. Hier geht’s zu mehr Infos über das Hú, Fangesang, der den Namen auch verdient, die legendarische Fußballreportage und Alfred Finnbógason vom FC Augsburg, der die Schönheit Islands vom Hubschrauber aus zeigt.

Wie recht er doch hatte: Der frühere Nationalspieler, Nationaltrainer und u.a. Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart Ásgeir Sigurvosson im Interview mit inreykjavik.is vor der Euro2016.

Hier einige Fotos und Videos der Mannschaft und wie sie in den Straßen von der Hallgrímskirkja bis zum Arnarhóll von einer für Island unglaublichen Masse an Leuten in Reykjavík gefeiert wurden.

Samba während der Triumphfahrt der isländischen Nationalmannschaft in Reykjavík:

Da kommen sie endlich: Im offenen Bus und bei strahlendem Wetter wird die isländische Fußballnationalmannschaft nach der Euro2016 begeistert empfangen:

Die isländische Nationalmannschaft feiert gemeinsam mit ihren Fans den Wikingerschlachtruf während des Empfangs in Reykjavík – HÚ!

HÚ! – Ganz Island ist im Fußballfieber

Zur Überraschung der allermeisten außerhalb Islands und auch im Land selbst, hat Island die Gruppenfade bei der Euro2016 überlebt und im Achtelfinale sogar England(!) besiegt. Schon die Qualifikation zur EM machte die Mannschaft um ihren Spielführer Aron Einar Gunnarsson zu Helden. Und sie wussten von Anfang an: solange sie kämpfen und ihr bestes geben, sind alle zuhause stolz auf sie.

Wikingerstolz, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-03-31_2013-03-31__MG_0662_00106_00444
Wikingerstolz, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Einfachen Stolz kann man das ja fast schon nicht mehr nennen, die Isländer platzen fast vor Überschwang und Freude. Sie laufen nur noch breit strahlend durch die Stadt, wer noch ein Nationalmannschaftstrikot ergattern konnte, bevor es ausverkauft war (neue Trikots sind unterwegs) trägt es mit Stolz geschwellter Brust spazieren. Auch der allerletzte Fußballmuffel hat sich in der Zwischenzeit von der begeisterten und begeisternden Atmosphäre anstecken lassen.

Die Mannschaft – der lange Weg zurch die Instanzen
Wie konnte das alles geschehen? Ásgeir Sigurvinsson, ehemaliger Nationalspieler, Pokalsieger mit Standaard Lüttich, Pokalsieger und Finalist im UEFA Pokal der Landesmeister (heute Champions-League) mit Bayern München und Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart erklärt im Interview mit inReykjavik.is wie die Isländer da in aller Ruhe schon jahrelang darauf hin arbeiten.

Ein Teil des Plans ist auch, dass die Spieler im Ausland Erfahrung sammeln. Hier alle Spieler des isländischen EM-Teams mit Rückennummern und ihrem aktuellen Arbeitgeber. Da wird schnell deutlich, dass die meisten Spieler nicht wirklich bei den erfolgreichsten Teams in Europa spielen und meist sich nicht in den besten Ligen Europas oder gar mal in der höchsten Liga.

1    Hannes Þór Halldórsson    Bodö / Glimt
2    Birkir Már Sævarsson    Hammarby
3    Haukur Heiðar Hauksson    AIK
4    Hjörtur Hermannsson    IFK Gautaborg
5    Sverrir Ingi Ingason    KSC Lokeren
6    Ragnar Sigurðsson    FK Krasnodar
7    Jóhann Berg Guðmundsson    Charlton Athletic FC
8    Birkir Bjarnason    FC Basel
9    Kolbeinn Sigþórsson    FC Nantes
10    Gylfi Þór Sigurðsson    Swansea City FC
11    Alfreð Finnbogason    FC Augsburg
12    Ögmundur Kristinsson    Hammarby
13    Ingvar Jónsson    Sandefjord
14    Kári Árnason    Malmö FF
15    Jón Daði Böðvarsson    FC Kaiserslautern
16    Rúnar Már Sigurjónsson    GIF Sundsvall
17    Aron Einar Gunnarsson    Cardiff City FC
18    Theódór Elmar Bjarnason    AGF
19    Hörður Björgvin Magnússon    AS Cesena
20    Emil Hallfreðsson    Udinese Calcio
21    Arnór Ingvi Traustason        IFK Norrköping
22    Eiður Smári Guðjohnsen    Molde
23    Ari Freyr Skúlason    OB

Lars Lagerback (der wohl meistgeliebte Schwede in Island) und Zahnarzt Heimur Hallgrímsson sind gleichberechtigte Trainer (nach der EM wird Lars aufhören und Heimur das Team alleine übernehmen), sowie Guðmundur Hreiðarsson.

Ásgeir Sigurvinsson über die Chancen des isländischen Teams bei der EM 2016. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2016-06-10_L1060225_00014
Ásgeir Sigurvinsson über die Chancen des isländischen Teams bei der EM 2016. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Das kleine, unbeugsame isländische Dorf – ein paar Zahlen
Warum es den Rest Fußballeuropas schon überrascht haben dürfte:
Island ist das Land mit den wenigsten Einwohnern, dass sich jemals für eine EM qualifiziert hat: Das isländische Statistikbüro hat für den 1. Januar 2016 332.529 Einwohner gezählt. Das entspricht ungefähr der Größe Bielefelds, zählt etwas weniger Einwohner als Zürich und soviel wie Linz und Innsbruck zusammen.

Es gibt keine voll-professionellen Fußballclubs in Island und nur rund 100 isländische Fußballprofis (die im Ausland spielen) – 23 davon sind bei der EM2016 dabei!

Die isländische Bundesliga heißt Pepsi-Deildin und besteht aus 12 Mannschaften. Der Meister qualifiziert sich nur für die Champions-League Qualifikation, der zweit- und drittplatzierte nur für die Qualifikation der Europa-League. (Meist ist nach diesen Hin- und Rückspiel aber auch Schluss.) Die Saison ist gerade in vollem Gang. Sie ist aufgrund des Klimas recht kurz und beschränkt sich auf Anfang Mai  Mai bis Ende September / Anfang Oktober und wird ohne größere Unterbrechungen gespielt. Sogar während des Endspiels der EM ist ein ganz normaler Spieltag eingeplant.

Die Mannschaft ist der Star
Auch deshalb mag man wohl diese Mannschaft so sehr weltweit: Die Mannschaft ist der Star. Stars wie Ronaldo liefen 90 Minuten mit einem falschen Lachen auf dem Gesicht über den Platz, weil ihr Ego einfach keine Chance hatte. gegen das isländische Kollektiv, ihren Kampfeswillen, ihr Einer für Alle.

Diese Mannschaft spielt nicht als Fußballer, sondern als eine eingeschworene Gemeinschaft, die mehr oder weniger schon seit ihrer Jugend in der Nationalmannschaft zusammenspielt, die ein höheres Ziel hat. Sie spielt noch für die heren Ziele wie Ruhm und Ehre für ihr Land – und nicht für Geld und den nächsten Transfer. Auf der Krageninnenseite steht hinten innen “Fyrir Ísland” – Für Island.

Diese Mannschaft macht ihr Land so stolz, weil es, weit abgelegen im Nordatlantik, gerademal so unter dem Polarzirkel, auf einmal vom übrigen Europa, wenn nicht gar der restlichen (Fußball-)Welt plötzlich wahrgenommen wird. Auf einmal fühlen sich die Isländer nicht mehr so isoliert, auf einmal sind sie Teil einer größeren Gemeinschaft, gehören dazu – und zwar nicht nur (und nicht mehr) als irgendein belächeltes Anhängsel, sondern als respektiertes Mitglied. Dafür werden die Isländer der Fußballnationalmannschaft auf ewig dankbar sein. Wie im übrigen auch der Handball-Nationalmannschaft, als diese die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen gewann – und wie vielleicht auch bald der Fußballnationalmannschaft der Frauen, die sich bereits jetzt mit Übermacht für die nächste EURO qualifiziert haben.

Die Fans kennen die Mannschaft und die Mannschaft die Fans
Viel wurde in der Fußballhistorie schon geschrieben über den 12. Mann auf der Tribüne. Nie entsprach dies mehr der Wahrheit als heute.
Der Fanclub der Nationalmannschaft heißt so – Tólfan – und bei Heimspielen kommt Trainer Heimur schon mal in die Kneipe, in der sich die Fanggemeinschaft auf ein Bier versammelt, um ihnen die Taktik für das Spiel mitzuteilen. Das kennzeichnet diese Nationalmannschaft aus: Bodennähe, der direkte Kontakt mit den Fans oder vielmehr, die Einheit, die Fans und Mannschaft bilden. Und es spiegelt auch die isländische Gesellschaft wider: Man ist Gleicher unter Gleichen und respektiert den anderen so wie er ist für das was er ist.
Und dazu kommt noch, dass die Fans auf der Tribüne nicht nur irgendwelchen anonymen Fans sind. Die Spieler wissen, wer auf der Tribüne sitzt, sie kennen fast alle persönlich. Der Nachteil einer kleinen Bevölkerungszahl wird hier zum Vorteil: Man kennt sich, ist Familie, ist Freund, ist Bekannter. Der Bürgermeister von Reykjavík steht mit seinen Kindern genauso zwischen den Fans wie der gewählte Präsident mit seiner Frau. Künstler, Musiker, Schriftsteller, sie alle sind da – und nicht erst seit dieser EM.
Verteidiger Kári Árnason meinte nach dem 2:1-Sieg gegen Österreich: „Es ist, als hätte man seine Familie beim Spiel dabei. Ich kenne wahrscheinlich mindestens 50 Prozent der Menschen hier.“

Diese Verbundenheit wird schon beim Aufwärmen deutlich, wenn alle Isländer im Stadion das Lied anstimmen. Der Klassiker Ég er kominn heim (Ich komme nach Hause) stammt von Óðinn Valdimarsson aus dem Jahr 1960. Das Lied beschreibt einen Isländer, der nachdem er im Ausland war, wieder nach Island zurückkehrt und inbrünstig beschreibt, dass er jetzt, da er wieder da sei, er für sich und seine Geliebte zuammen einen Bauernhof bauen werde und beschreibt in romantischen Landschaftsbeschreibungen über das Licht, die Gletscher und die Vulkane, und er so durch und durch fühlt, dass er wieder zuhause ist.
Nebenbei bemerkt: Hier zeigt sich, dass musische Bildung durchaus seine Früchte abwirft. Keine andere Fankurve auf dieser Welt singt wohl besser und schöner als die Isländer – da dürften sie wohl schon jetzt Weltmeister sein.

HÚ!

Und dann der neue Wikingerfußballschlachtruf: Hú! Wenn dieser Ruf durch das Stadion schallt, kann man sich wenigstens ein bisschen vorstellen, wie sich die Bewohner mittelalterlicher Siedlung gefühlt haben müssen, wenn raubschatzende Wikinger in ihre Dörfer einfielen.

Ursprünglich kommt dieser Schlachtruf aus Schotland. Die Fans von Motherwell haben ihn 2014 erfunden. Danach haben es die Fans des isländischen Erstligateams Stjranan übernommen und dann schließlich die Tólfan.

Auch nach dem Spiel stärkt er das Band zwischen Spielern und Fans. Man wartet darauf, bis der Kapitän den nächsten Ruf, das nächste Klatschen einsetzt. Keiner wird ungeduldig, alle genießen diese verbindenden Pausen voller Energie, um mit dem nächsten Ruf, den Bund wieder und wieder zu bekräftigen.

Weitere isländische Fangesänge erklärt und singt hier der Botschafter der Republik Island in der Bundesrepublik Deutschland Gunnar Snorri Gunnarsson auf Spiegel Online.

Das isländische Team mag technisch nicht das brillantes dieser EM sein – es spielt aber mit dem meisten Herzblut und Kampfeskraft. Sie wissen selbst um ihre Grenzen und konzentrieren sich auf das, was sie tatsächlich können – und das mit Erfolg.

Und dass Journalisten nicht immer unbedingt eine professionelle Distanz zu ihrem Thema und den Personen haben müssen, zeigt dieser seit dieser EM weltberühmte Fernsehkommentator Gummi Ben, mit seiner ungezügelten Leidenschaft (mit deutschen Untertiteln):

Viele allen machten die letzten Woche die Runde, und ganz so falsch waren sie nicht.

Icelandair (Sponsor der Nationalmannschaft) und Wow-Air (isländische Billigfluglinie) setzen Extraflüge ein, was das Zeug hält, um alle Fans ins Stadion und wieder zurück nach Hause zu bringen.

Nur ein kleiner Vergleich mag genügen, was gerade auf der Insel im Nordatlantik so abgeht:
Man stelle sich vor, 8% der deutschen Bevölkerung (81.900.000) wäre bei der EM im Stadion. Das wären dann 6.552.000 Leute – und Lufthansa und Eurowings müssten sie alle hin- und herfliegen!

Der Rest der Bevölkerung, so schent es, waren wohl fast alle in Reykjavík bein zentralen Public Viewing auf dem Arnarholl vor der Lækjargata in der Innenstadt unter der Mitternachtssonne. Und dort wird es mit absoluter Sicherheit auch heute wieder brechend voll werden.

Auch schön ist das Reklamevideo von Icelandair zur EM2016, dass den Werdegang der isländischen Nationalmannschaft bis zur EM-Qualifikation nachzeichnet. Ab 0:26 zeigt es (gespielt) einen jungen Ásgeir Sigurvinsson, wie er bei beim Vulkanausbruch auf den Westmännerinseln noch seine Fußballschuhe rettet – und wie (nicht gespielt) er bei einem Interview mit der ARD direkt nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit dem VfB Stuttgart gefragt wird, ob er nicht Deutscher werden möchte („Wir brauchen Sie in der Nationalmannschaft!“).

Wer noch zweifelt, ob er mal in Island Urlaub machen möchte. Alfreð Finnbógason vom FC Augsburg fliegt mit Norðurflug über die Insel und zeigt ihre Schönheit:

https://youtu.be/oivG2sZh4R8

Dann gibt’s für heute also nur noch eines: Rein ins Island-Trikot und ab auf den Arnarhóll:

Áfram Ísland!

Tagestouren und Exkursionen

Reykjavík ist eine überschaubare Stadt, die ein reiches Kulturleben, interessante Einkaufsmöglichkeiten und Entspannung bietet. Doch die Stadt muss auch konkurieren mit der isländischen Natur, die eine solche Faszination ausübt, dass es viele nicht allzu lange in der Stadt hält.

Gletscherwanderung sollte man schon alleine als lebensrettende Maßnahme immer(!) nur mit spezialisteren Guides unternehmen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2009 02
Gletscherwanderung sollte man schon alleine als lebensrettende Maßnahme immer(!) nur mit spezialisteren Guides unternehmen.

In Reykjavík selbst gibt es viele Möglichkeiten, verschiedene Aspekte der Stadt und des isländischen Lebens kennenzulernen. Gerade im Sommer werden zahlreiche Stadtführungen angeboten. Auf dem Fahrrad oder zu Fuß, Stadtführungen zu Themen wie Literatur, Geister, Elfen und Stadtgeschichte oder nächtliche Streifzüge durch die Bars und Pubs. Man kann sich bei verschiedenen Touristeninformationen über diese Führungen schlau machen, aber im Sommer stolpert man wortwörtlich auch über die auf der Straße aufgestellten Hinweisschilder. Außerhalb der Hauptsaison im Sommer finden manche Touren nur am Wochenende statt. Die Stadt bietet zudem viele interessante Museen, in denen Geschichts- und Kunstliebhaber auf ihre Kosten kommen, aber auch diejenigen, die sich für die Natur und die Geologie des Landes interessieren. Zahlreiche Geschäfte bieten isländisches Design in kleinen, ausgefallenen Geschäften. Doch dann ist man irgendwann durch und es stellt sich die Frage: Wohin geht es jetzt?

Stunden-, Tages- und Wochenreittouren werden in ganz Island angeboten. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, IMG_4906__2009-07-11_18-59-16_aA
Stunden-, Tages- und Wochenreittouren werden in ganz Island angeboten.

Grundsätzlich muss man sich zunächst entscheiden, ob man sich selbständig auf den Weg machen will, oder ob man sich bei geführten Touren anschließt. Mit einem eigenen Fahrzeug (Fahrrad, Motorrad oder Auto) unterwegs zu sein, hat auf jeden Fall den Vorteil, dass man sich seine Zeit selbst einteilen und wann auch immer irgendwo anhalten kann, um eine Pause einzulegen, Fotos zu machen oder einfach nur die Natur zu genießen. Allerdings erfordert diese Art unterwegs zu sein natürlich etwas mehr Vorbereitung und Planung, denn will man in der Hauptsaison ein Auto mieten, dann sollte man sich bereits ein paar Monate vorher darum kümmern.

In der Stadt gibt es aber auch ein riesiges Angebot an geführten Touren, die vom Aktivsport, Adrenalinkick, Reittour, Bootsfahrt bis hin zur gemütlichen Busrundfahrt so ziemlich alles umfassen. Dabei muss man sich um fast nichts kümmern. Die Reiseroute ist festgelegt und ein Fahrer und/oder Tourguide kümmern sich darum, dass man auch keine wichtige Sehenswürdigkeit verpasst. Allerdings muss man sich nach dem Zeitplan der Gruppe richten und die meisten dieser Touren sind recht lang, da fast immer recht lange Strecken und ein volles Programm absolviert werden sollen.

Ganzjahresaktivität: Das Wasser in Þingvellir ist sommers wie winters 2°C, also eh nichts für ,Cocktailtaucher‘, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2009 02
Ganzjahresaktivität: Das Wasser in Þingvellir ist sommers wie winters 2°C, also eh nichts für ,Cocktailtaucher‘,

Das Angebot ist so groß, dass man sich im Prinzip spontan für die Touren entscheiden kann. Im Hochsommer werden bestimmte Touren dank der großen Nachfrage und aufgrund der langen Tage teilweise sogar zweimal pro Tag (mit einer Abfahrt am Morgen und einer Abfahrt am Mittag) angeboten. Ein wenig Vorarbeit im Internet kann allerdings nicht schaden, falls man eine ganz bestimmte Sache ins Auge gefasst hat.

Zu den beliebtesten Touren gehören die Golden Circle Tour, auf der man die absoluten Highlights wie den Nationalpark Þingvellir, den Geysir Strokkur und den Wasserfall Gullfoss erlebt, die Südküstentour, auf deren Route man berühmte Wasserfälle, das Heimatmuseum Skógar, den Mýrdalsjökull-Gletscher und den schwarzen Strand von Vík ý Mýrdal besucht, oder die Nordlichttour, um dieses einzigartige Naturphänomen zu erleben. Für Sportliche gibt es Gletscherwanderungen, ein- bis mehrtägige Wanderführungen, Reittouren, sowie Kajaktouren und Schnorchel-/Tauchausflüge in den glasklaren Gewässern der Insel. Weniger sportlich, doch sehr erlebnisreich sind SuperJeep- und Schneemobiltouren.

Pause vom Kalorienvrennen. Immerhin scheint gerade die Sonne und windet es nicht. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2011-07-17__MG_3778_00048
Pause vom Kalorienvrennen. Immerhin scheint gerade die Sonne und windet es nicht.

Bekannte und große Anbieter bieten normalerweise ein zuverlässiges und umfangreiches Programm auch in den Monaten außerhalb der Hauptsaison. Die verschiedenen Unternehmen betreiben auch ausführliche Webseiten, die gute Informationen zu den einzelnen Touren, den möglichen Reiseterminen und der erforderlichen Kondition oder Ausstattung geben. Zu diesen Anbietern gehören: Reykjavík ExcursionsIceland ExcursionsArktische AbenteuerIcelandic Travel MarketIcelandic Mountain Guides. Wer sich in der Stadt befindet, wird jedoch bald feststellen, dass inzwischen jede Menge Firmen auf Touren spezialisiert haben, wodurch man wirklich eine riesige Auswahl hat.

 

Lupinen

Ab Mitte oder Ende Mai hat man endlich das Gefühl, dass jetzt wirklich etwas geschieht in der Natur, bis in den Juni hinein wird alles mit einem zarten Grün aber auch mit einem violetten Ton überzogen.

Ganze Lupinenfelder, auch in der Stadt, zeichnen die Erde blau-violett. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-06-15__MG_0920_00174
Ganze Lupinenfelder, auch in der Stadt, zeichnen die Erde blau-violett.

Die Gletscher der Eiszeit haben ganze Arbeit geleistet und dafür gesorgt, dass nicht viele großwüchsige Pflanzen übrig geblieben waren. Moose und Flechten müssen da jetzt erst wieder die Vorarbeit leisten. Auch die Flüsse tragen eine Menge Landmasse in Island ab, doch geschieht die größte Erosion durch den Wind. Sandstürme und Gerölllawinen können die Folge dessen sein. Besonders an Stellen, an denen der Mensch die Bodenoberfläche angreifbar gemacht hat, zum Beispiel durch Überweidung oder wenn beim Offroadfahren Gras- oder Moosflächen aufgerissen werden, bietet dies dem Wind gute Angriffsflächen, den Boden abzutragen.

Um die Bodenerosion in den Griff zu bekommen, bemüht man sich darum, eine möglichst großflächige Pflanzendecke zu bekommen. Zu diesem Zweck wurden im 20. Jahrhundert fremde Pflanzen eingeführt wie die sibirische Lärche (Larix sibirica) oder die Alaska Lupine (Lupinus nootkatensis).

Während der Sommermonate prägen Lupinen vielerorts das Landschaftsbild. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2011-07-07__MG_2692_00174
Während der Sommermonate prägen Lupinen vielerorts das Landschaftsbild.

Lupinen sind sehr anspruchslos, gedeihen auch auf armen Sandböden und kommen auch mit Halbschatten zurecht. Sie bilden ein dichtes Wurzelgeflecht und sorgen so dafür, dass lockere Böden verdichtet werden. Mit ihren Wurzelknöllchen geht die Lupine eine symbiontische Beziehung ein mit Bakterien, die Stickstoff aus der Luft binden können. Auf diese Art wird der Stickstoffgehalt im Boden angereichert, weshalb die Lupine auch als Gründüngungspflanze bezeichnet wird.

Dass sich die Alaska Lupine in Island wohlfühlt, kann man daraus schließen, dass sie sich in straffem Tempo ausbreitet. Je weiter der Juni voranschreitet, um so weiter arbeitet sich die Lupine die Berghänge hinauf. Und was sich dem unbedarften Spaziergänger als idyllische Landschaft präsentiert, ist den Umweltschützern inzwischen ein Dorn im Auge, verdrängt doch die starke Lupine, die etwas zarteren, einheimischen Pflanzenarten. Denn diese wachsen zumeist näher am Boden und weit weniger schnell, was ihnen im direkten Wettbewerb Nachteile einbringt, zumal sich die in Island ansässige Lupine nicht als Futterpflanze eignet, da die Samen zu viele Bitterstoffe (Alkaloide) enthalten. Die Schafe finden jedenfalls keinen Geschmack an ihnen. Die Lupinen in Handarbeit wieder loszuwerden ist jedenfalls einigermaßen schwierig, da die Pflanzen weite Ausläufer bilden.

Angeln im Elliðaárdalur in Reykjavík zwischen Lupineneldern, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-06-26__MG_6472_00099
Angeln im Elliðaárdalur in Reykjavík zwischen Lupineneldern

Den meisten Isländern ist bewusst, dass die schnelle Verbreitung der Lupinen einigermaßen problematisch ist. Nichtsdestoweniger werden die abendliche Joggingrunde im Elliðaárdalur oder der Aufstieg auf den Hausberg Esja dadurch auch wunderschön eingerahmt, wenn sich die lilafarbenen, violetten und blauen Töne mit dem zarten Grün der Schafgarben vermischen und die Stängel des Engelwurz Akzente setzen.

Radfahren in Reykjavík

Unter den Einheimischen erfreut sich das Radfahren immer größerer Beliebtheit und auch die Stadt selbst tut viel dafür, die Bewohner zu ermutigen, vom Auto auf das Rad umzusatteln. Doch nicht nur die Einheimischen auch Touristen entdecken die Vorteile, schließlich bietet ein Fahrrad eine exzellente Möglichkeit nicht nur die alte Innenstadt, sondern auch die weiter weg liegenden Bezirke der Stadt kennenzulernen.

Auf dem Weg entlang des Meeres Richtung Grótta können nach einem Sturm schon mal heraufgespülte Steine den Weg erschweren. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-03-15__MG_3867_00005
Auf dem Weg entlang des Meeres Richtung Grótta können nach einem Sturm schon mal heraufgespülte Steine den Weg erschweren.

Es muss gesagt werden, sich auf ein Rad zu schwingen, erfordert in Reykjavík einigen Enthusiasmus. Zunächst ist da das Wetter, das nicht immer mitspielt. Es kommt schon öfter mal vor, dass es regnet oder starker Wind herrscht. Aber mit einer guten Ausrüstung ist dies ein erfrischender Zeitvertreib. Also eine wind- und wasserdichte Jacke und gegebenenfalls auch eine ebensolche Hose machen das Radfahren sehr viel angenehmer. An kühlen Tagen können eine Mütze und Handschuhe ganz angenehm sein. Einheimische tragen normalerweise auch einen Fahrradhelm. Eingefleischte Radfahrer geben auch im Winter nicht auf und rüsten ihre Reifen dann mit Spikes aus, so dass man auch noch bei Eis und Schnee vorankommt.

Im Sommer wird die Laugarvegur und Skólavörðurstígur teilweise zur Fußgängerzone – inklusive Wink mit Zaunpfahl. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-07-24__MG_8653_00053
Im Sommer wird die Laugarvegur und Skólavörðurstígur teilweise zur Fußgängerzone – inklusive Wink mit Zaunpfahl.

Was den Verkehr betrifft, fahren in Reykjavík zwar weniger Autos als in den meisten Großstädten, doch sind diese noch nicht wirklich an Radfahrer gewöhnt und scheinen sich manchmal auch nicht wirklich im Klaren über die Ausmaße ihrer Blechkarossen zu sein. Was bedeutet, dass sie entweder einen riesigen Abstand halten und in großem Bogen um die Radfahrer herumfahren, oder sie nehmen Verkehrsteilnehmer auf einem Fahrrad überhaupt nicht wahr, zum Beispiel weil sie damit beschäftigt sind, während des Fahrens zu telefonieren, SMS-Berichte zu schreiben oder zu lesen. Da kann man sich ja dann wirklich nicht immer vergewissern, dass da nicht irgendwo ein Radfahrer auftaucht. Und ja, wir reden hier tatsächlich über die Fahrer und nicht die Beifahrer. Als Radfahrer sollte man außerdem bedenken, dass Blinker nur sehr spärlich zum Einsatz kommen, man muss also immer damit rechnen, dass ein Auto abbiegt, ohne dies vorher den werten Kollegen-Verkehrsteilnehmern mitzuteilen.

So steil ist es hier gar nicht (aber gegen die Einbahnstraßenrichtung, was lange nicht alle abhält, die Laugarvegur auch hoch zu radeln). ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-07-24__MG_8627_00043
So steil ist es hier gar nicht (aber gegen die Einbahnstraßenrichtung, was lange nicht alle abhält, die Laugarvegur auch hoch zu radeln).

In den letzten Jahren werden in jedem Jahr neue Radwege angelegt, doch verbinden diese vor allem die Außenbezirke mit der Innenstadt. Schöne Radwege führen am Meer entlang und auch in den Naherholungsgebieten der Stadt kann man prima radeln. Innerhalb der Innenstadt gibt es fast keine gesonderten Radwege, weshalb ein Teil der Leute auf der Straße fährt und ein Teil auf den Gehwegen. Dann sollte man allerdings gut auf die Fußgänger achten. Beides ist möglich und zulässig. Gibt es Strecken, wo sich Radfahrer und Fußgänger die Straße teilen, ist oft der schmalere Teil der Radweg.

Für die Fahrrad-Freaks, die Schnee und Eis auf dem Drahtesel trotzen gibts Reifen mit Spikes. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2009 09 10
Für die Fahrrad-Freaks, die Schnee und Eis auf dem Drahtesel trotzen gibts Reifen mit Spikes.

Inzwischen gibt es verschiedene Möglichkeiten, Räder zu leihen und auch das Angebot an geführten Radtouren wird ständig erweitert. (Eine Beispielfahrt durch die Innenstadt ist hier beschrieben, aber immer mehr Reiseveranstalter bieten außer Wander-, Bus- und Jeeptouren auch Fahrradtouren durch die isländische Natur.) Auf einer kleineren Tour durch die Stadt könnte man dann zum Beispiel ins Laugardalur fahren, das Schwimmbad, den Streichelzoo oder den botanischen Garten besuchen. Dazu kann man entweder Laugavegur folgen, die von der Innenstadt zum Laugadalur führt. Daher hat die Straße auch ihren Namen, denn es war der Weg, den die Frauen nahmen, um in den heißen Quellen (laugar) ihre Wäsche zu waschen. Oder man folgt eine Zeit lang dem Radweg nördlich am Meer entlang und biegt erst später ab in Richtung Schwimmbad und Laugardalur. Mit dem Rad lassen sich auch all die größeren Einkaufsmöglichkeiten wie Skeifan, Kringlan, die zu Fuß doch ein bisschen zu weit entfernt sind, leicht besuchen.

Für eine kurze erfrischende Runde eignet sich auch die Tour zum Leuchtturm von Seltjarnarnes. Schnelle Radler sausen zum Leuchtturm und zum Golfplatz und an der anderen Seite des Meeresarmes wieder zurück. Wer sich mehr Zeit nehmen will, besucht die Halbinsel Grótta, auf der der Leuchtturm steht (bitte auf die Gezeitentafel achten, denn der Fußweg dorthin wird bei Flut überspült), sammelt Muscheln oder genießt einfach in den Dünen geschützt vor dem Wind die Sonne. Während der Brutsaison der Wandervögel (ca. Mitte Mai bis Ende Juli) darf Grótta allerdings nicht besucht werden, dann bleibt aber noch der Strand und der unvergleichliche Blick auf den Leuchtturm in einer milden Mittsommernacht. Und ein Fußbad in der heißen Quelle kurz vor dem Parkplatz beim Leuchtturm (neben der typisch aussehenden Fischerhütte) ist auch sehr wohltuend.

Bis zur nächsten Fahrrad-Saison ... ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2008 03
Bis zur nächsten Fahrrad-Saison …

Ein sehr beliebtes Naherholungsgebiet ist Elliðaárdalur. Von der Innenstadt aus radelt man dazu am südlichen Strand vorbei am Stadtstrandbad Nauthólsvík und gelangt so über das Fossvógsdalur zum Fluss Elliðaár. Diese grüne Zone ist von Rad- und Spazierwegen durchkreuzt. Da, wo die Kinder im Wasser rumtoben, wärmt übrigens eine warme Quelle den Fluss etwas auf. Man kann eine kurze Runde drehen (was übrigens auch viele Jogger tun) oder längere Zeit dem Flussverlauf folgen bis man zu dem See Elliðavatn kommt, der bereits an das nächste wichtige Naherholungsgebiet Reykjavíks angrenzt: Heiðmörk. Das etwa 3000 ha große Lavafeld bietet eine typisch isländische Landschaft und sogar ein paar Bäume, allerdings muss man hier zum Teil auch auf Schotterstraßen fahren, dafür ist es recht leichtes Gelände, denn es gibt hier keine Berge zu bewältigen.

Diese Vorschläge verschaffen hoffentlich einen Eindruck, welch schöne Ecken sich mit dem Rad in der Stadt entdecken lassen.

Die patronymische Namensgebung in Island

Die Namensgebung in Island kennt wohl recht unauslöschliche Traditionen, etwa die Vorliebe für bestimmte Vornamen. So war beispielsweise der häufigste männliche Vorname 1703 Jón, fast 25% der Männer hießen damals so. Etwa 100 Jahre später 1801 war der häufigste Männername – tatata – Jón, doch war der Anteil auf 21% gefallen. 1855 hießen die meisten Männer … Jón, 1910 stand auf Platz 1: Jón, auch 1995 oder 2011 war der Sieger: Jón!

Drei -dóttirs in isländischer Tracht – Sie behalten die "Tochter" auch als Erwachsene im Namen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, IMG_4628__2009-07-10_17-24-11_aA
Drei -dóttirs in isländischer Tracht – Sie behalten die “Tochter” auch als Erwachsene im Namen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

+++++Update: Das Isländische Statistikbüro hat gezählt. 2015 waren dies bezogen auf die gesamte Bevölkerung die häufigsten Vornamen:
männlich 1. Jón, 2. Sigurður, 3. Guðmundur, 4. Gunnar, 5. Óalfur / Olav
weiblich: 2. Guðrún, 2. Anna, 3. Kristín, 4. Sigriður, 5. Margrét / Margrjet / Margret
Bei den 2014 geborenen Kindern (die Zahlen von 2015 sind noch nicht veröffentlicht) zeigt sich folgendes Bild:
Jungs: 1. Aron, 2. Alexander, 3. Viktor / Victor, 4. Kristján / Kristian / Christian 5. Jón
Mädchen: 1. Margrét / Margrjet / Margret, 2. Anna, 3. Emma, 4. Ísabella / Ísabel / Isabel, 5. Eva Guðrún erscheint hier nur noch auf dem 20! Platz – eine wahre Enttäuschung für all die Großmütter mit dem Namen Guðrún. +++++

In Island gibt es eine starke Tradition, Kindern für einen der Vornamen den Namen eines Großelternteils zu geben. Daher können sich natürlich viele Namen seit Jahrhunderten erhalten. Bei den männlichen Vornamen konnte Guðmundur lange Jahre seinen zweiten Platz verteidigen, doch Sigurður hat in jüngsten Jahren auf diesen Platz aufgeholt. Waren Bjarni und Magnús immer mit ganz vorne dabei, sind die beiden Namen etwas in der Beliebtheit gesunken und wurden von Gunnar und Ólafur eingeholt.

Bei den Frauen war Guðrún lange der häufigste Name, musste jedoch auch Anna ab und zu den Vortritt lassen, doch steht Guðrún 2011 ebenso wie in den fünf Jahren davor wieder an erster Stelle. Nach Anna gehören zu den häufigsten weiblichen Vornamen Sigriður, Kristín, Margrét, Helga.

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Der Vater-son mit dem Sohn-son am Tjörnin …, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Heutzutage ist die Vielfalt der Namen weitaus größer als beispielsweise im 18. Jahrhundert. Wer allerdings einem Kind einen Namen geben möchte, der offiziell noch nicht zugelassen ist, muss einen Antrag stellen. Die Namenskommission, die zum Justizministerium gehört, entscheidet dann darüber, ob der Name in die offizielle Liste mit aufgenommen wird. Nur ein Kind, das einen Namen aus der offiziellen Namensliste trägt, kann registriert werden. Es zählen verschiedene Argumente, zum Beispiel ob ein Name die Würde eines Kindes achtet, aber ein Name kann auch nur dann aufgenommen werden, wenn er grammatikalisch korrekt verwendet und in allen Fällen gebeugt werden kann. Also Namen, die ein C, W, oder Z enthalten, können, da diese Buchstaben im isländischen Alphabet fehlen, ebenso wenig aufgenommen werden wie Namen, die sich nicht korrekt in den verschiedenen Fällen beugen lassen. Ausnahmen können aber unter Umständen  bei Kindern ausländischer Elter nzugelassen werden.

Bei den isländischen Vornamen sind Teile des Namens oftmals von Götternamen oder Helden der Sagen hergeleitet. Also steckt auch oft eine übertragene Bedeutung hinter einem Namen und viele Isländer sind stolz darauf, was ihr Name bedeutet.

... und die Mutter-dóttir mit der Tochter-dóttir auf der Bankastræti am Nationalfeiertag, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, IMG_1807__2010-06-17_13-56-28_aA
… und die Mutter-dóttir mit der Tochter-dóttir auf der Bankastræti am Nationalfeiertag, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Die Vornamen spielen die wichtigste Rolle: Alle reden sich mit Vornamen und du an und Namenslisten wie das Telefonbuch sind nach den Vornamen sortiert. Was die Nachnamen betrifft, so tragen Kinder den Vornamen ihres Vaters mit der Ergänzung -son für Sohn und -dóttir für Tochter. Sie werden also patronymisch gebildet. Heißt der Vater Jón, dann würde der Sohn also Jónsson mit Nachnamen heißen und die Tochter Jónsdóttir. In einer Familie mit zwei Kindern (einem Sohn und einer Tochter) hätten also alle Personen unterschiedliche Nachnamen, da auch die Eltern jeweils die Namen ihrer Väter tragen. Bestehen Zweifel bei der Vaterschaft, dann können Kinder auch einen Nachnamen erhalten, der von der Mutter abgeleitet wird, dies kommt jedoch seltener vor.

An einem weiteren Beispiel:

Die Großeltern väterlicherseits heißen Sigþór und Guðrun, die Großeltern mütterlicherseits Jón und Silja.

Der Junge der Großeltern (also der Vater in unserem Beispiel) bekam als Vornamen den Namen Guðmundur und heißt damit Guðmundur Sigþórsson (bei internationalen Anlässen auch gerne Sigthorsson geschrieben; das ‘þ’ wird wie ein stimmloses, englisches ‘th’ ausgesprochen): Guðmundur, Sohn von Sigþór

Das Mädchen der Großeltern (also die Mutter in unserem Beispiel) bekam den Vornamen Karítas und heißt damit Karítas Jónsdóttir, Karítas, Tochter von Jón.

Gúdmundur und Karítas bekommen eine Tochter (Áróra) und einen Sohn (Kjartan). Sie heißen dann Áróra Gúdmundsdóttir und Kjartan Guðmundsson.

Die Kinder von Áróra werden als Nachname den Vornamen ihres Mannes tragen, die Nachfahren von Ómar werden als Nachname Kjartansson heißen.

Man kann das ja auch mal an der eigenen Familie durchspielen.

Die isländische Jazzgruppe AdHd besteht aus Davíð Þór Jónsson (Tasten), Magnús Trygvason Elíassen (Schlagzeug), Óskar Guðjónsson (Saxofon) und Ómar Guðjónsson (Gitarre, Bass). Und ja, die beiden Guðjónssons sind tatsächlich Brüder. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, L1050533
Die isländische Jazzgruppe AdHd besteht aus Davíð Þór Jónsson (Tasten), Magnús Trygvason Elíassen (Schlagzeug), Óskar Guðjónsson (Saxofon) und Ómar Guðjónsson (Gitarre, Bass). Und ja, die beiden Guðjónssons sind tatsächlich Brüder. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Frauen nehmen nur in sehr seltenen Fällen den Namen ihres Partners an, am ehesten geschieht dies, wenn es in der Familie einen Familiennamen gibt. Dies sind meist aus dem Dänischen stammende Namen, die beispielsweise auf eine adlige Herkunft verweisen. Der frühere Premierminister Geir Haarde trägt zum Beispiel einen Nachnamen, da sein Vater Norweger ist.

In Gesprächen mit Isländern spielen die Ahnenreihen immer eine wichtige Rolle. Kommt man auf andere Personen zu sprechen, dann wollen alle gleich wissen, wie die Person mit Nachnamen heißt und dann wird weiter überlegt: “Das ist der Sohn von ihr, oder die Tochter von ihm und der ist wiederum der Bruder von …” Spätestens hier hat man als Nicht-Einheimischer den Faden verloren, aber das macht nichts, denn bereits nach drei Ecken heißt es plötzlich: “Oh, der ist mit meiner Cousine verheiratet.”  oder “Das ist die Frau meines Onkels.” Womit wieder einmal bestätigt wäre, dass in Island jeder jeden kennt. Kein WUnder:  Ab spätestens sechs Ecken ist man irgendwie miteinander verwandt.