Þorrablót – Opferfeier für die Götter

Þorrablót wird im tiefsten Winter gefeiert. Ende Januar beginnt der Monat Þorri und in früheren Zeiten begann mit diesem Monat eine schwere Zeit. Denn in dieser Zeit, wo das Ende des Winters noch lange nicht in Sicht war, drohten Kälte und sich zu Ende neigende Vorräte. Doch wenn man die alten isländischen Monate Þorri und den darauffolgenden Monat Góa überstanden hatte, dann war man sozusagen über dem Berg. Serviert werden beim Þorrablót die Lebensmittel, die bereits Monate zuvor eingelegt, gesäuert, geräuchert wurden.

Historisches Mahl: Þorrablót, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2009 01
Historisches Mahl: Þorrablót

Bei den Ásatrú, der Glaubensgemeinschaft, die die alten Nordischen Götter verehrt, bezeichnet blót eine Opferfeier für die Götter. Bei einem blót wurden Speisen den Göttern geweiht und in deren Gedenken in der Gemeinschaft geteilt. Þorrablót ist dem Gott Thor gewidmet, der dem vierten Wintermonat seinen Namen gab. Während das Fest für die Christen in Island eigentlich keine Rolle mehr spielte, wurde das Fest gegen Ende des 19. Jahrhunderts, in der Zeit als sich in Island eine Unabhängigkeitsbewegung entwickelte, als identitätsstiftend neu entdeckt und wiederbelebt. Heute feiern die Isländer das Fest nicht unbedingt um die Götter zu ehren, sondern um damit alter Zeiten zu gedenken, als das Leben in Island sehr viel schwerer war.

Fermentiertes Haifleisch – am besten zu Genießen mit einem Brennivin in der Nahe. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2009 01
Fermentiertes Haifleisch – am besten zu genießen mit einem Brennivin in der Nähe.

Da die diversen Speisen eines Þorrablót-Mahles sowohl für die Mägen der Einheimischen als auch der Touristen gewöhnungsbedürftig und nur schwer verdaulich sind, fließen an einem solchen Abend enorme Mengen Brennivín (Schnaps) durch die Kehlen. Die Gerichte dieses traditionsreichen Mahles sind im Prinzip typisch für das, was man früher auf einem Bauernhof gegessen hätte. Dazu gehören: versengter Schafskopf inklusive Augen und Ohren (svið), eingelegte Schafshoden (hrútspungur), Schwartenmagen (svinasulta), Trockenfisch (harðfiskur), Schweinsfett (lundabaggi), Blutwurst, teilweise auch sauer eingelegt (blóðmör), geräuchertes Lamm (hangikjöt) und fermentierter Hai (hákarl). Dazu wird ein süßlich schmeckendes Roggenbrot (rugbrauð) und/oder eine Art Fladenbrot (flatkökur) serviert.

Brennivin – der isländische Schnaps, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2009 03
Brennivin – der isländische Schnaps

Der Brennivín schmiert die Kehlen und manchmal werden bei einem Þorrablót-Mahl auch Gedichte rezitiert oder es wird gesungen. Es ist jedenfalls immer eine gesellige Angelegenheit, die man entweder im Kreis der Familie oder mit Kollegen mindestens einmal in dieser Zeit feiert. Falls man zu einem solchen Essen eingeladen wird, dann erlebt man etwas Unvergleichliches.

Auch die Fluglinie Icelandair bietet ein Þorrablót-Menü auf dem Flug an. Falls man die Speisen allerdings mit ihrem doch eher strengen Geschmack nicht kennt, sollte man sie vielleicht lieber erst versuchen, wenn man wieder festen Boden unter den Füßen hat. Der mutige und abgehärtete Gaumenfreund greife aber ruhig munter zu.

Fotobuch im Großformat: Iceland Graphics

Es gibt in der Zwischenzeit viele Fotobücher über Island. Aber nur wenige ragen durch ihre Qualität aus der Masse heraus. Dies ist Volkhard Hofer mit seinem im Tecklenburg Verlag publizierten Bildband Iceland Graphics eindrucksvoll gelungen.

aus dem Buch von Volkhard Hofer: Iceland Graphics, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2018-01-25_L1480310_00002
aus dem Buch von Volkhard Hofer: Iceland Graphics, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Das besondere an diesem Buch: Volkhard Hofer ist nicht nur Fotograf sondern auch Grafikdesigner. Er fotografiert mit den Augen des Grafikers. Dieser Blick auf die Natur bringt die Schönheiten der sagenumwobenen Insel im Nordatlantik noch stärker zur Geltung.
Volkhard Hofer hat sich dafür Zeit gelassen. Bis er diesen Band zusammenstellte, war er bereits achtzehn mal verteilt über mehrere Jahrzehnte in Island.
Diese Ruhe ist den Fotos anzumerken. Es sind keine Schnellschüsse, sondern wohl überlegte 00Aufnahmen in gut durchdachten Kompositionen, die den Betrachter dazu einladen, auf Entdeckungsreise zu gehen.
Das Buch ist dabei eingeteilt in die verschiedenen Naturphänomene wie Gletscher, Flüsse (die in Island noch frei mäandern dürfen und nicht begradigt werden), Sedimente, Landschaften, Eis und so weiter. Dabei hat er auch aus der Luft spektakuläre Aufnahmen geschossen. Und auch hier behält der Grafiker im Fotografen beim Betrachten die Oberhand.

Iceland Graphics von Volkhard Hofer ist in mehrere Themgebiete aufgeteilt. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2018-01-25_L1480317_00004
Iceland Graphics von Volkhard Hofer ist in mehrere Themgebiete aufgeteilt. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

In den Beischriften zu den Fotos löst der Fotograf die Grafik der Fotos kurz auf, wenn er uns teilhaben lässt, wo er dieses Foto gemacht hat und was es ist, was man auf dem Foto sieht, woher die Farben und Formen stammen. Und so bekommt man en passant auch nich interessante und nützliche Informationen über die geologische und geografische Beschaffenheit der Insel.

Die isländische Natur lädt mit ihren Formen und Farben geradezu zum grafischen Sehen ein, wenn man sich nur darauf einlassen kann. Dies gelingt dem gelernten und erfahrenen Grafik- und Fotodesigner Volkhard Hofer in besonderem Maße. Mit Island Graphics lässt er uns mit seinen wunderbaren Fotos an seiner grafischen Art und Weise zu sehen teilhaben. Vom Tecklenburg Verlag im Großformat auf 30 x 33 cm und 216 Seiten dick herausgegeben, lädt der dieser Bildband immer wieder zu neuen Entdeckungen ein.

 

Hier geht’s zur Website des Tecklenborg-Verlags

und hier zur Website des Autors

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Selbständig Nordlichter entdecken

Will man selbständig eine Tour unternehmen, um Nordlichter zu spotten, dann hilft seit dem Herbst 2012 ein neuer Service des isländischen Wetteramts. Auf dessen Webseite erscheint nun eine extra Seite, auf der man sich schlau machen kann, wie die Chancen auf eine erfolgreiche Nordlichtjagd stehen.

Screenshot der Website des Icelandic Met Office, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 121101_1200_12
Screenshot der Website des Icelandic Met Office

Die spezielle Webseite bietet drei verschiedene Informationen zum Nordlicht. Die Grafik in der Mitte der Seite zeigt die Bewölkung über dem ganzen Land an. Am unteren Rand kann man auf einer Zeitleiste für die nächsten fünf Tage sehen, wie stark die Bewölkung sein wird und in welchen Teilen des Landes man beispielsweise freie Sicht hat.

Auf der rechten Seite zeigt der obere Kasten mit Zahlen von 0 bis 9 die Sonnenaktivität an. Je höher die Sonnenaktivität desto höher die Zahl geladener Teilchen, die auf die Atmosphäre der Erdoberfläche treffen. Die Ladung dieser Teilchen bewirkt, dass man auf der Erde die Farben des Nordlichts sehen kann. Je höher die Zahl, umso größer die Chancen, jedenfalls wenn man gute Sicht hat und es nicht zu bewölkt ist. In Island kann man jedoch teilweise schon bei geringen Zahlen wie 2 oder 3 Nordlichter am Himmel tanzen sehen.

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Nordlicht über dem Tjörnin und Rathaus, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Der Kasten darunter zeigt an, wann die Sonne auf- und untergeht und wie lange es wirklich dunkel ist. Um das Nordlicht sehen zu können, muss es natürlich dunkel sein. Im Winterhalbjahr ist das allerdings kein Problem in Island, da es so kurz unter dem Polarkreis ja die meiste Zeit des lieben langen Tages die Sonne ja eh nicht am Horizont erscheint. Darunter steht ein weiterer Kasten, in dem der Mondaufgang verzeichnet wird. Bei Vollmond kann es etwas schwieriger sein, die schwebenden Lichtbänder der Aurora Borealis zu sehen, da dann mehr Licht am Himmel vorhanden ist und sich das Nordlicht mehr durchsetzen muss, bis man es gut erkennen kann.

Immer in Bewegung, die Aurora borealis, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, L1000280
Immer in Bewegung, die Aurora borealis, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Eine weitere hilfreiche Webseite ist zu finden unter http://www.agust.net/aurora/. Dort findet man die Angaben der amerikanischen Webseiten zur Himmelsbeobachtung, unter anderem eine Graphik, die anzeigt, welche Gebiete eine Chance auf Nordlicht haben. Außerdem werden dort die Messungen zum Magnetfeld vom isländischen Institut in Leirvogur  angezeigt. Denn man sieht das Nordlicht nur, wenn die auf die Erdatmosphäre treffenden Teilchen auch Auswirkungen auf das Magnetfeld haben. Eine gerade Linie bedeutet, dass wenig los ist, aber viele schöne Ausschläge machen Hoffnung.

Man muss einfach ein bisschen Glück haben. Manchmal vergehen Wochen, an denen nichts Bemerkenswertes geschieht und dann kommen viele Nächte hintereinander, an denen der Himmel leuchtet und tanzt. Auf jeden Fall ist es ratsam, die nächtlichen Ausflüge zu genießen und sich über den Sternenhimmel zu freuen – mit oder ohne Nordlicht.

Þýskir kvikmyndadagar – die Deutsche Filmtage in Reykjavik

Eine schöne Tradition wird fortgeführt. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft in Reykjavík und dem Goethe Institut in Kopenhagen finden im einzigen Programmkino der Insel, Bíó Paradís in der Innenstadt vom 10.–19. Februar 2017 wieder die Þýskir kvikmyndadagar, Die Deutschen Filmtage, statt.

Dieses Jahr ist die Auswahl der Filme recht vielversprechend. So wird am Eröffnungsabend der Film Toni Erdmann gezeigt, der sowohl in Deutschland als auch international für geradezu lyrische Kritiken sorgt.

Das Bíó Paradís in der Hvervisgata in Reykjavík, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-03-18_Deutsche Filmtage_7_00001
Das Bíó Paradís in der Hvervisgata in Reykjavík, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Bei allen Filmen handelt es sich um hervorragende und aktuelle deutsche Produktionen.  Außer Toni Erdmann werden gezeigt:
Alle Außerdem werden die folgenden Filme gezeigt:
Land of Mine, Frantz, Original Bliss, die Dokumentation Democracy und der hervorragende The People vs. Fritz Bauer

Das gesamte Programm der Þýskir kvikmyndadagar findet man online unter diesem Link.

Jede Menge Süßigkeiten und Verpackungen zum Rascheln, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-03-18_Deutsche Filmtage_3_00006
Jede Menge Süßigkeiten und Verpackungen zum Rascheln, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Auf der Website des Kinos finden sich Trailer zu allen Filmen und alle Anfangszeiten (meist 18 und 20 Uhr). Dort kann seine Eintrittskarten zu jeweils 1.600 ISK auch online kaufen, ansonsten vor Ort an der Abendkasse.
Alle Filme werden auf deutsch mit englischen Untertiteln gezeigt.
Die gemütlichen Lobbys mit alten Sofas und Stühlen, vorne und hinten lassen einen gerne auf einen Drink vor oder nach dem Film verweilen.
O ja: Wer gerne Popcorn ist, dem sei gesagt, dass die Popcorns in Island meist mit Salz und nicht mit Zucker bestreut werden. Also vorher besser nachfragen.

Jazz: AdHd 6 – neues Album und Tournee

AdHd ist die momentan erfolgreichste isländische Jazzband und mit “6” legen sie ihr neues Album vor.

AdHd live in Reykjavík, Mai 2016, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, L1050533
AdHd live in Reykjavík, Mai 2016, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Wie alle anderen Alben bisher nummerieren die Musiker ihre Alben durch. Nicht nur in Island spielen die vier Musiker vor vollen Häusern. Immer öfter geht es auch in Europa auf Tournee.

Und das vollkommen zurecht. Die musikalische Energie zwischen den Brüdern Óskar (Saxofon) und Ómar Guðjónsson (Gitarre, Bass), sowie ihren bandkollegen Davíð Þór Jónsson (Tasten) und Magnús Trygvason Elíassen (Schlagzeug) sowohl im Studio als auch live verspricht eine überraschende Mischung aus Struktur und Chaos, aus Thema und Improvisation.

Das neue Album von AdHd: 6; Coverfoto: ©Spessi, 2017-02-04_15972425_10208183906540858_1940939701343404407_o_00001-3
Das neue Album von AdHd: 6; Coverfoto: ©Spessi

Dabei gilt vielelicht mehr als bei anderen die Ruhe als Ausgangspunkt ihrer Musik. Die jeder für sich hervorragenden Musiker haben im Lauf der Jahre auch ein unverwechselbares, eigenes, von Wärme geprägtes, Klangbild entwickelt. Daviðs alte Hammond-Orgel, modifiziert mit Effektgeräten, Óskars ruhiger, voller Saxofonton, Magnús’ brilliantes und abwechslungsreiches Schlagzeug und Ómars manchmal rauhere, manchmal zarte Gitarre sorgen für diesen einzigartigen Sound, der ihre Stücke so prägt.

Eingetaucht in die Klangwelten des isländischen Jazz Quartetts AdHd, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, L1050504
Eingetaucht in die Klangwelten des isländischen Jazz Quartetts AdHd, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Auf “6” tragen alle Stücke Namen, Namen von Menschen, die die Bandmitglieder kennen, ihnen nah sind, wie beispielsweise Spessi, isländischer Fotograf, der die Band seit Anfang an begleitet und die Albumcover für die Band schießt. Auch dies ziegt, dass die Band mit ihrer Musik nie auf Effekthascherei aus ist. Vielmehr verstehen sie ihre Musik als ihre Sprache und befinden sich die vier, sobald sie zusammen an ihren Intrumenten sind, jedesmal wieder auf einer weiten Reise nach innen. Und auf dieser Reise dürfen wir als Zuhörer und Publikum auf wundersame Weise teilhaben.

AdHd sind bis zum 16. Februarauf Releasetour. Die Termine finden sich auf der Facebookseite der Band.

Die unbändigen Naturkräfte Islands

Der tragische Tod einer deutschen Touristin an der Südküste Islands gestern Mittag ist uns Anlass der Trauer und Warnung. So sei an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen: Man sollte die Naturgewalt in Island nie unterschätzen.

Fahrradweg nach einem Sturm: Das Meer hat Steinbrocken aus dem Damm in Reykjavík auf die Straße gespült. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-03-15__MG_3871_00007
Fahrradweg nach einem Sturm: Das Meer hat Steinbrocken aus dem Damm in Reykjavík auf die Straße gespült. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Auch auf den ersten Blick unschuldige Stellen oder Situationen können sich im Handumdrehen in lebensbedrohende Situationen umkehren. Das kann sein durch sich plötzlich – und mit plötzlich ist gemeint binnen einiger weniger Minuten! – sich vollkommen verändernde Wettersituationen. Als Beispiel möge dienen: Die Esja, der Hausberg Reykjavík, den man von der Stad aus sieht, kann innerhalb von nur 2(!) Minuten gänzlich im Nebel verschwinden. Der Berg ist 914 Meter hoch! Wenn man dann dort gerade wandert, sieht man im wahrsten Sinne des Wortes seine eigene Hand nicht mehr vor den eigenen Augen. Wie gesagt: Im wahrsten Sinne des Wortes! Das bedeutet, dass man sich an nichts mehr orientieren kann und man beim nächsten Schritt vielleicht schon stolpert oder ins Leere tritt.

Warnhinweise sollte man respektieren. Kein Foto ist es wert, mit dem Leben zu bezahlen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2016-08-06_L1000362_00313
Warnhinweise sollte man respektieren. Kein Foto ist es wert, mit dem Leben zu bezahlen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Es passiert leider auch immer wieder, dass Menschen von Klippen fallen. Dies kann durch einen plötzlichen Windstoß geschehen. Oder man tritt auf eine von den Papageitauchern gebaute Bruthöhle unter der Oberfläche, verliert das Gleichgewicht und stürzt.
Man sollte also am besten auf dem Bauch Richtung Klippenrand rutschen – und vor allem nicht darüber hinweg. Am Látrabjarg in den Westfjorden zum Beispiel wird bei den Klippen eine Linie auf dem Boden gezogen, die man also besser nicht überschreitet.

Und man sollte an Orten, an denen tatsächlich Hinweisschilder angegeben sind, diese auch respektieren. Es gibt kaum Hinweisschilder auf Island. Dort, wo welche stehen, bedeutet dies also, dass es an diesen Orten noch gefährlicher sein kann, als es an den anderen sowieso schon ist.

Beim Geysir und allen anderen geothermalen Feldern kann ein falscher Schritt irreparabee Folgen nach sich ziehen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2016-06-05_L1060104_00046
Beim Geysir und allen anderen geothermalen Feldern kann ein falscher Schritt irreparabele Folgen nach sich ziehen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Wenn ein Isländer, eine Isländerin zu Ihnen sagt, Sie sollten sich „vielleicht überlegen“, da oder dort heute nicht hinzugehen, oder mit dem Auto aus der Stadt zu fahren, dann bedeutet das übersetzt: Auf gar keinen Fall!! Bitte beachten Sie diesen interkulturellen Unterschied. Isländer verbieten normalerweise nicht, sie geben eher Ratschläge und Hinweise.

Und immer dran denken: Kein einziges Foto auf der Welt ist es wert, dafür zu sterben!

Die Küsten Islands können einen extremen Wellengang und -hub haben. Die Tiden haben an einigen Stellen mehrere Meter Höhenunterschied. Der Unterstrom kann extrem stark sein. Das Meer ist besonders an der gesamten Südküste Islands sehr wild. Warum wohl sollte eine Seefahrernation und ein Volk von Fischern in ihrer gesamten Siedlungszeit praktisch keine Häfen an der Südküste gebaut haben? Schon die ersten Wikinger sind um die Südküste herum gesegelt, weil der Wellengang dort einfach zu heftig war, um sicher anzulanden.

2011 wurde mittels den Wellenbrechern versucht, den Wellengang vor dem Ort Vík í Mýrdal etwas einzudämmen. Auch Trolle mussten der Urkaft des Meeres Tribut zollen: Bei der Gesteinsformation im Hintergrund handelt es sich um ein Trollschiff, dass vor langer Zeit zu spät in den Berg zurückwollte. Sind Trolle aber vor Aufgang der Sonne nich tim Berg verschwunden, werden sie selbst zu Stein. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2011-07-07__MG_2424_00023
2011 wurde mittels den Wellenbrechern versucht, den Wellengang vor dem Ort Vík í Mýrdal etwas einzudämmen. Auch Trolle mussten der Urkaft des Meeres Tribut zollen: Bei der Gesteinsformation im Hintergrund handelt es sich um ein Trollschiff, dass vor langer Zeit zu spät in den Berg zurückwollte. Sind Trolle aber vor Aufgang der Sonne nicht im Berg verschwunden, werden sie selbst zu Stein. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Die Küste rund um Vík í Mýrdal und mit ihr der Strand Reynisfjara, ist dabei besonders berüchtigt. Sie ist prächtig anzuschauen mit ihrem ausgedehnten schwarzen Sandstrand, ihren Felsen im Wasser, ihren Klippen, mit dem ins Wasser ragenden Felsen Dyrhólaey. Dies ist aber auch einer der gefährlichsten Strände der Insel.
Zwar werden seit mehreren Jahren schon Versuche unternommen, dass Meer zum Strand hin etwas einzudämmen. Aber, die Natur in Island gewinnt immer.
Der Unterstrom an dieser Küste ist extrem stark. Außerdem können hier sehr unterschiedlich große Wellen aufeinander folgen, so dass man, selbst wenn man nicht direkt am Wasser geht, trotzdem völlig unerwartet von einer Welle erfasst und mitgespült werden kann.
An der Küste um Vík wurden deshalb Warnschilder aufgestellt.
In dieser Gegend haben sich in den letzten Jahren schon mehrere schwere Unfälle ereignet. Meist konnten die Menschen noch gerettet werden. Aber nicht immer.

Und leider auch nicht gestern Mittag, als eine deutsche Touristin hier ihr Leben lassen musste. Wir wissen noch nicht genau, was geschehen ist. Bisher scheint klar, dass sie von den Wellen mitgerissen wurde und leider, trotz des eingesetzten Helikopters, nicht mehr rechtzeitig aus dem Wasser geborgen werden konnte.

Wir bedauern diesen tragischen Vorfall und den Tod der deutschen Touristin sehr und sprechen ihren Angehörigen, Freunden und Nächsten unsere Teilnahme aus!

Leider verunglücken immer wieder Touristen in Island, wie hier zwei Deutsche auf einem Gletscher. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-04-03__MG_2373_00405
Leider verunglücken immer wieder Touristen in Island, wie hier zwei Deutsche auf einem Gletscher. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Deshalb hier und heute auch unsere erneute Warnung.
Islands Natur ist wunderschön – aber das Klima und das Wetter sind nun mal extremer, wesentlich extremer als das Mitteleuropäer gewohnt sind.
Island ist kein Vergnügungspark! Bereiten Sie sich sorgfältig vor!

Das fängt schon mit einem einfachen Beispiel beim Packen an: Wenn Sie sich überlegen, eine Jeans mitzunehmen und nicht nur Reykjavík bleiben möchten: Hören Sie auf zu packen und lesen Sie ihren Reiseführer nochmal gut durch! Jeans werden, wenn sie nass werden, und das werden sie auf Island ziemlich schnell, ziemlich schwer und ziemlich kalt. Mit anderen Worten: Zu 99% sind sie völlig unbrauchbar in der Natur Islands.

Die schiere Größe eines Gletschers: Im Bild links befindet sich eine Gruppe von 14 Personen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-04-03__MG_2270_00328
Die schiere Größe eines Gletschers: Im Bild links befindet sich eine Gruppe von 14 Personen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Schon Autofahren kann gänzlich anders sein als zu Hause. Isländer/innen fahren noch Auto, wenn es in Mitteleuropa schon längst Sturmwarnung gäbe. Auch wenn der Schnee noch so hoch und das Eis noch so blitzeblank spiegelt, setzen sich Isländer/innen noch ins Auto. Sie sind diese Verhältnisse gewohnt, sie haben oft auch die entsprechenden Autos (große Geländewagen mit Vierradantrieb und extrem großen Reifen mit Spikes). Aber schon das Fahren auf einer Piste ist etwas anderes als auf einer asphaltierten Straße. In jedem Auto sollten sich befinden: ein Spaten, Decken für alle Insassen, genügend Wasser. Außerdem sollte der Tank immer mehr als halbvoll sein.

Turmhohe Naturgewalt – Wellenbruch bei Hellissandur, Snæfellsnes. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2016-12-10_L1060385_00216
Turmhohe Naturgewalt – Wellenbruch bei Hellissandur, Snæfellsnes. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Gehen Sie nie ohne professionelle Begleitung auf einen Gletscher. Auch nicht für drei Meter. Sowieso ist das Gehen auf Eis ohne Eiskrallen und Pickel ein halsbrecherisches Unterfangen. Für den, der das Eis nicht lesen kann, kann Eis zu einer verräterischen Falle werden. Wenn Sie einbrechen, wird Hilfe Holen schwierig. Und steckt man erstmal mehrere Meter in einem Gletscherloch, kann auch der Mobilfunkempfang, mit dem man Rettung herbeiholen könnte, zum Problem werden.

Ihr Mobiltelefon sollte immer so voll wie möglich geladen sein. An manchen Stellen in Island (zum Beispiel im Hochland), gibt es aber keinen Empfang.

Vík í Mýrdal an einem ruhigen, sonnigen Tag im September 2006, lange bvor die Wellenbrecher ins Meer gelassen wurden. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2006 09
Vík í Mýrdal an einem ruhigen, sonnigen Tag im September 2006, lange bvor die Wellenbrecher ins Meer gelassen wurden. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Diese wenigen, kurzen Beispiele mögen als Hinweis darauf dienen, dass man sich, wenn man nach Island reist, tatsächlich aus seiner westeuropäischen Komfortzone begibt. Hier gilt: die Natur ist Chef! Durch die Jahrhunderte sind immer wieder Menschen den Naturgewalten zum Opfer gefallen. Heutzutage haben wir viel mehr Möglichkeiten, den Naturgewalten zu begegnen. Aber ohne jahrelange Erfahrung bleibt Island mit seiner gewaltigen Natur eine Herausforderung.

Hören Sie darauf, was die Einheimischen sagen! Gehen Sie nie bis zum Äußersten! Wenn Sie auf eine Tour gehen, melden Sie sich ab in ihrer Unterkunft oder sagen jemand anderem Bescheid: Wo Sie hingehen und wann sie wieder zurück sind. Sie können dies auch mittels der 112 App der Rettungswacht tun.

Genießen Sie Islands Natur und seien sie vorsichtig, bereiten Sie sich vor, denken Sie voraus, hören Sie auf Einheimische, benutzen Sie ihren gesunden Menschenverstand, lesen und respektieren Sie Warnhinweise und nochmals: Seien Sie vorsichtig. Ja, in Island kann es aufgrund der Naturgewalten immer zu Überraschungen kommen. Seien Sie so gut wie möglich dafür gerüstet.

112 app

Wenn Reisende durch Wetterumschwünge oder Unfälle in Probleme geraten, dann wird die Arbeit der Rettungswacht wesentlich erleichtert, wenn es sichere Informationen darüber gibt, auf welcher Route jemand unterwegs ist und sich der Aufenthaltsort einigermaßen exakt bestimmen lässt. Dazu gibt es seit Mitte 2012 ein neues Hilfsmittel.

Rufnummer für alle Hilfsdienste: 112.
Rufnummer für alle Hilfsdienste: 112.

Das nützliche Hilfsmittel, das mehr Sicherheit bieten kann, haben zwei Softwarebetriebe zusammen mit der isländischen Rettungswacht (Slysavarnafélagið Landsbjörg) entwickelt: die 112 app. Der wichtigste Faktor bei Rettungsaktionen ist immer die genaue Bestimmung des Ortes, wo sich die in Not Geratenen befinden. Oft geht kostbare Zeit verloren, weil die Angaben zu ungenau oder falsch sind und bei schlechten Verhältnissen wird dadurch zusätzlich auch noch das Leben der Rettungskräfte gefährdet.

Eröffnungsbildschrim der 112 app, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-09-23__MG_2983_00004
Eröffnungsbildschrim der 112 app

Die 112 app ist eine Applikation, die man sich auf das eigene Smartphone herunterladen kann. Die App speichert dann eine Spur von GPS-Signalen, womit die zurückgelegte Reise nachvollziehbar ist. Die App hat einen Notruf-Button, der bei einem Anruf auch sofort das GPS-Signal des Standorts an die Rettungswacht weiterleitet. Damit soll bei einem Notfall wertvolle Zeit gespart werden, da die Rettungskräfte gerichteter suchen können. Bei vielen Unfällen ist das Problem, dass die Angaben zum Standort zu ungenau oder falsch sind. Denn nicht selten sind die Opfer nicht mehr richtig in der Lage, korrekte Angaben machen zu können. Was beispielsweise bei einem Schneesturm, bei dem man fast die eigene Hand vor den Augen nicht mehr sehen kann, ja auch nicht weiter verwunderlich ist. Allerdings greift die App auf die GPS-Daten des eigenen Telefons zurück und kann also nur so genau arbeiten, wie das Telefon genaue Daten liefert. Dennoch kann dadurch die Suche enorm eingegrenzt werden.

Einfach und zielgerichtet: Die 11 app der isländischen Hilfsdienste. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-09-23__MG_2986_00005
Einfach und zielgerichtet: Die 11 app der isländischen Hilfsdienste.

Des Weiteren kann man auf  der App Namen und Nummern von Personen speichern, die bei einem Notfall benachrichtigt werden sollen. Auch somit erspart man den Rettungskräften unnötige Zeitverschwendung.

Bei der Rettungswacht kann man außerdem auch einen ausführlicheren Reiseplan hinterlegen. Entscheidet man sich für diese Variante, dann nimmt die Rettungswacht in regelmäßigen Abständen Kontakt auf und kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Auf der Webseite der Rettungswacht findet man auch ausführliche Ausrüstungslisten und weitere Tipps für jede Art von Reise.

Worauf man achten sollte, wenn man in Island unterwegs ist, ist auch in diesem Artikel auf der Webseite nachzulesen.

Wir haben kein Wetter, sondern nur Muster von Wetter

In Island kann das Wetter schnurstraks umschlagen. War gerade noch Sonnenschein, kann einem nur fünf Minuten später gerne auch mal ein Schneesturm kräftig um die Ohren wehen. Dies hat Konsequenzen für die Kleiderwahl – aber vor allem beim Autofahren.

Auch wenn man nur kurz aus dem Haus geht, eine Jacke gegen Wind und Regen sollte man auch bei gerade schönem Wetter, auch im Sommer, immer mitnehmen. Man wird sie nicht immer brauchen. Die paar mal, an denen man aber klatschnass wieder vom Bäcker oder Supermakrt zurückkommt, wäre man dann aber doch recht froh gewesen, hätte man eine Jacke dabeigehabt.

Vor allem beim Autofahren ist Vorsicht geboten. Zwar wird in der Hauptstadt noch regelmäßig gestreut und wird auch versucht, so lange wie möglich, die Straße Nr. 40 zum Flughafen und die Ringstraße 1 frei zu halten. Aber irgendwann kann der Schneefall so ergiebig sein, dass es einfach nicht mehr klappt. Und wenn der Wind dann noch Schneeverwehungen über den Asfalt schickt, wird das Autofahren recht schnell kein Vergnügen mehr. Vor allem sollte man aufpassen, dass man ein Auto mietet, das den Wetteransprüchen genügt. Und trotzdem kann es, auch hat man einen großen Jeep gemietet, der Fall sein, das man das Auto besser stehen lässt. Normalerweise sind in der Sommersaison (im Hochland beschränkt sich dies manchmal auch auf den Monat Juli) praktisch alle Straßen befahrbar. Außerhalb der Sommersaison ist das aber regelmäßig nicht der Fall. Hier sollte man immer aktuelle Informationen einholen.

Auf jeden Fall sollte man das Wetter in Island niemals unterschätzen.

Weiterführende Artikel mit Links:

Mehr zum Wetter und Klima in Island gibt’s hier.

Über’s Autofahren in Island geht’s hier.

Sicher reisen in Island und die 112 app.

Rosenmontag 2015, Frühling auf dem europäischen Festland, –3°C in Reykjavík und Seltjarnarnes (schließt westlich an Reykjavík an). Eine halbe Stunde in (Kompaktkamera-)Bildern, aufgenommen in Richtung Norden, die Kamera nach Osten und Westen gerichtet, an derselben Straße nur wenige hundert Meter voneinander entfernt:

Augen auf im Straßenverkehr

Die Isländer halten sich im Allgemeinen für ausgezeichnete Fahrer, schließlich kommen sie auch mit den widrigsten Wetterbedingungen zurecht und bewältigen Schotterpisten, Flussfurten und schwer zugängliches Gelände. Während das für einige Fahrer zutreffen mag, hat man als Besucher des Landes doch manchmal Schwierigkeiten mit einigen typischen Gepflogenheiten.

Immer öfter müssen die Hilfsdienste ausrücken, weil, vor allem mit den hiesigen Gegebenheiten eher unerfahrene Fahrer ihre Fähigkeiten hinter dem Steuer falsch einschätzen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2011-04-09_IMG_9055_00123
Immer öfter müssen die Hilfsdienste ausrücken, weil vor allem mit den hiesigen Gegebenheiten eher unerfahrene Fahrer ihre Fähigkeiten hinter dem Steuer falsch einschätzen.

Die gute Nachricht zuerst: Der Verkehr in Reykjavík, sowie im gesamten Land bewegt sich im Allgemeinen relativ gemächlich fort und Staus oder langfristige Verkehrsbehinderungen sind recht selten, vor allem wenn man den Berufsverkehr in einer normalen europäischen Großstadt gewohnt ist. Auch sind die Städte so gebaut, dass dem Auto viel Platz eingeräumt wird. Man kommt mit dem Auto überall hin und kann es immer irgendwo abstellen.

Verkehrsregeln und Ampeln

Eines der größten Probleme für Besucher ist, dass Isländer Verkehrsregeln anscheinend eher als Vorschlag als als gültige Regel betrachten. Besonders an Stellen und zu Zeiten, wo wenig Verkehr herrscht, kommt es schon mal vor, dass jemand an der roten Ampel die Geduld verliert und einfach losfährt. Dasselbe gilt natürlich für Vorfahrtsstraßen etc. Besonders lästig sind auch die „netten“ Fahrer, die z. B. einem Radfahrer den Vortritt lassen, obwohl sie selbst auf der Vorfahrtsstraße fahren, denn es bedeutet, dass man sich nicht auf die Regeln verlassen kann, sondern zusätzlich noch sehr aufmerksam bleiben muss, ob sich andere auch daran halten. Überhaupt hat man mit Radlern noch gewisse Schwierigkeiten. Entweder werden diese gar nicht wahrgenommen und beinahe über den Haufen gefahren, oder Leute haben so großen Respekt vor ihnen, dass sie einen Riesenbogen um Fahrräder machen. Doch kann selten jemand den Platzbedarf und die Geschwindigkeit gut einschätzen. Deshalb fahren viele Radler auch auf dem Gehweg, solange man den Fußgängern dort Vorrang gewährt. Auf den Landstraßen müssen sich Autofahrer und Radler jedoch die Fahrbahn teilen.

Fahrrad(un)weg: Die See hat während eines Sturms Steine auf die Straße gespült. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-03-15__MG_3871_00007
Fahrrad(un)weg: Die See hat während eines Sturms Steine auf die Straße gespült.

Im eigenen Universum

Manchmal hat man das Gefühl, Fahrer in Island leben in ihrer ganz eigenen Welt. Sie fahren langsam, wenn sie etwas in einer Straße suchen (natürlich ohne Blinker zu setzen o. Ä.), halten mitten auf der Fahrbahn um auszusteigen oder ein Schwätzchen mit einem Bekannten zu halten. Blinker haben eine enorm lange Lebensdauer in Island, weil keiner sie benutzt. Oder man benutzt sie, wenn man schon halb oder ganz abgebogen ist. Wenn Leute Schlangenlinien fahren, bedeutet es meist nicht, dass ein Fahrer betrunken ist, sondern dass der- oder diejenige gerade telefoniert oder SMS-Berichte schreibt. Und dann hat man halt nur eine Hand frei zum Fahren und kann sich nicht auf den Verkehr konzentrieren. Überhaupt fährt man die gewohnten Routen, das heißt, wenn die Stadt Straßenführungen oder etwa die Richtung von Einbahnstraßen ändert, dauert es Wochen, bis sich das eingebürgert hat, weil keiner auf die Schilder guckt, sondern alle auf Auto-Pilot fahren.

Stauverursacher – Auch deshlab ist es in Island anders Auto fahren. Immer wieder laufen oder stehen ausgebüchste Schafe auf der Straße oder rennen unvorsichtigerweise kurz vor einem vor den Wagen!© Sabine Burger, Alexander Schwarz, IMG_3019__2010-06-23_15-11-32_aA
Stauverursacher – Auch deshalb ist es in Island anders Auto fahren. Immer wieder laufen oder stehen ausgebüchste Schafe auf der Straße oder rennen unvorsichtigerweise kurz vor einem vor den Wagen!

Allradantrieb-Geländewagen

Ein lästiges Phänomen im Stadtverkehr sind die übergroßen Geländewagen mit bis zu 47″ Reifen (das ist mehr als 1 m!) und enormem Platzbedarf. Die schaffen es nämlich nicht immer durch etwas kleinere Straßen, was aber niemanden davon abhält, trotzdem dort zu fahren. Da kommt es schon mal vor, dass eine Kurve zu eng genommen wird und dadurch andere Fahrzeuge geschrammt werden. Was den Fahrern dieser Riesenteile nichts ausmacht, höchstwahrscheinlich haben sie den kleinen Ruckler gar nicht bemerkt (ist ja gut gefedert), aber der geschrammte Kleinwagen hat wieder eine ordentliche Beule mehr. Doch alle scheinen das schon so normal zu finden, dass sich fast niemand über Beulen und Kratzer aufregt.

Parken

Die meisten Parkplätze in Island sind äußerst großzügig und doch schaffen es noch viele nicht, das Auto ganz normal in eine Parklücke zu manövrieren. Zum einen bekommt man von nachfolgenden Fahrern tatsächlich nur selten die Gelegenheit, rückwärts einzuparken. Also fahren die meisten vorwärts in eine Parklücke und dann steht eben meist der Kofferraum teilweise auf der Fahrbahn statt in der Parklücke. Zum anderen ist es zweifelhaft, ob man Parken überhaupt in einer isländischen Fahrschule lernt. Vorne und hinten so ein wenig gegen ein anderes Auto anzustoßen, hat ja wohl noch keinem schwer geschadet. Ansonsten reicht es den meisten, ihr Auto andeutungsweise auf einen Parkplatz zu stellen, Hauptsache, man muss nicht weit laufen. Übrigens lohnt es sich, die recht niedrigen Parkgebühren zu bezahlen, denn den ganzen Tag sind Leute unterwegs, die fleißig Strafzettel verteilen.

Stadtwägelchen (man beachte die Reifengröße des Busses zur rechten), ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2011-04-09_IMG_9011_00080_1
Stadtwägelchen (man beachte die Reifengröße des Busses zur rechten)

Kreisverkehr

Bei einem zweispurigen Kreisverkehr gilt die Regel, dass alle auf ihrer Spur bleiben, wobei man sich von vornherein rechts einordnen würde, wenn man an der ersten Ausfahrt rausfahren möchte und links, wenn man die zweite oder dritte Ausfahrt nehmen möchte. Man kann aber auch auf der rechten Spur durch den gesamten Kreisverkehr fahren. Dann gilt es jedoch zu beachten, dass die Fahrer der rechten Spur den Fahrzeugen auf der linken Spur Vorfahrt gewähren müssen, wenn diese an einer Ausfahrt hinausfahren wollen. Das heißt, dass man auf der rechten Spur eventuell im Kreisverkehr anhalten muss. Das funktioniert besser als man annehmen könnte, auch wenn sich auch hier nur wenige die Mühe machen, ihren Blinker zu nutzen.

Unübersichtliche Stellen und einspurige Brücken

Außerhalb von Städten und Gemeinden gibt es an vielen Stellen unübersichtliche Kuppen, die als  blindhæð ausgeschildert sind. Hier sollte man, besonders wenn es sich um schmale Straßen handelt, langsamer fahren, denn auch wenn man lange keinen anderen Fahrzeugen begegnet ist, kann man darauf wetten, dass einem genau hier ein anderes Fahrzeug entgegenkommt. Teilweise sind Brücken in Island nur einspurig (Einbreið brú). Wer näher dran ist, hat Vorfahrt. Das Fahrzeug  gegenüber wartet in der Einbuchtung. Wer in einspurigen Tunneln (Einbreið göng) Vorfahrt hat, wird normalerweise mit Ampelschaltungen geregelt. Geht die Asphaltstraße in eine Schottenpiste über, dann wird das mit dem Schild Malbik endar angezeigt. Auch dann heißt es natürlich erst mal runter vom Gas. Straßenschilder mit einer englischen Erklärung findet man hier.

Wind

Die Kosten für einen Mietwagen in Island können schon ein ordentliches Loch in der Reisekasse verursachen, doch sollte man auch hier die Vernunft walten lassen und sich sehr gut über die Wetterverhältnisse schlau machen, wenn man mit einem Kleinwagen auf der Insel unterwegs ist. Denn nicht selten werden diese Stadtwägelchen bei stürmischem Wetter wortwörtlich von der Straße geweht und landen dann im Straßengraben. Wenn man Glück hat, ohne sich überschlagen zu haben. Anfällig für plötzliche Windstöße sind im Übrigen auch große Reisebusse und Wohnwagenanhänger.

GPS

Immer wieder hört man in Island Berichte von Fahrern, die an ganz anderen Stellen landen, als ursprünglich vorgesehen. Grundsätzlich kann man sagen, dass isländische Systeme wie auch das isländische Telefonbuch (ja.is), das ebenfalls über sehr gute Karten verfügt, wenig vergebungsgesinnt gegenüber Schreibfehlern sind. Da kann ein verkehrter Buchstabe dann schon mal einen Unterschied von ein paar hundert Kilometern ausmachen. Also am besten man orientiert sich vorher auf einer Papierkarte mal ungefähr, in welche Richtung es geht und wie weit das Ziel entfernt ist. Man braucht diesen Teilen ja nicht alles zu glauben, besonders dann nicht, wenn der gesunde Menschenverstand sagt, dass jetzt etwas wirklich ganz schief läuft. So sind 2016 etwa ein paar Touristen mit ihrem Kleinwagen in einen der größten Flüsse des Landes gefahren, weil Google Maps angezeigt hat, dass die Straße hier weiter geht. Also hier sollte der gesunde Menschenverstand schon zu der Annahme führen, dass man wohl irgendwo falsch abgebogen ist.

Fotomotive

Das Schöne an einer Islandreise ist, dass man fast überall wunderschöne Motive entdeckt. Leider  hat dies durch den zugenommenen Verkehr in den letzten Jahren auch zu vielen gefährlichen Situationen geführt. Auch wenn auf Islands Straßen viel weniger los ist als etwa auf einer deutschen Autobahn, kann man nicht einfach überall mal anhalten, um kurz ein Foto zu machen. Gerade auf den beliebten Strecken (Golden Circle und Südroute) ist es besonders wichtig, so anzuhalten, dass man keine Gefahr für die übrigen Verkehrsteilnehmer darstellt und alle sicher ihre Reise beenden können.

Am besten lässt man sich in Island Zeit zum Fahren, hält gut die Augen auf und denkt auch daran, die anderen Verkehrsteilnehmer nicht zu behindern.

Sicher unterwegs

Reykjavík gehört ohne Zweifel zu den sichersten Städten der Welt. Wer aus einer Großstadt kommt, wird dieses Gefühl bestimmt bestätigen können. Allerdings muss man sagen, dass mit der Zahl der Ausländer auch die Zahl der Einbrüche und Taschendiebstähle gestiegen ist. Und der hohe Alkoholkonsum führt am Wochenende öfter einmal zu Problemen. Abgesehen davon kann man in Island auch alleine wunderbar und sicher reisen.

Bei Temperaturen unter Null und Schneegestöber bei kräftigem Wind hilft auch Schneeräumen nicht mehr, nur noch Vor- und Voraussicht. Eine nicht unübliche Aussicht durch die Windschutzscheibe im Winter. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2008 03
Bei Temperaturen unter Null und Schneegestöber bei kräftigem Wind hilft auch Schneeräumen nicht mehr, nur noch Vor- und Voraussicht. Eine nicht unübliche Aussicht durch die Windschutzscheibe im Winter.

Was in Island die größten Probleme für Touristen verursacht, ist die isländische Natur. Die Natur auf der Insel ist wunderschön, rau und oft noch recht unberührt. Große Teile des Landes sind nur im Sommer oder gar nicht bewohnt. Grundsätzlich stehen nur an strategisch wichtigen Stellen Hinweisschilder, die auf Gefahren hinweisen. In Island gilt der umgekehrte Grundsatz: Die Natur kann immer gefährlich sein und jeder sollte daher sehr achtsam unterwegs sein. Wer seinen gesunden Verstand benutzt, wird sicher im Land reisen können.

Das raue Klima setzt Grund und Boden sehr zu. Bodenerosion kann dazu führen, dass zum Beispiel ein Stück des Wegs einbricht, eine Brücke weggeschwemmt wird oder einem wortwörtlich der Boden unter den Füßen weggleitet. Besonders wer viel fotografiert, sollte sich nicht nur auf das Motiv und den Bildausschnitt konzentrieren, sondern auch darauf, wo man noch sicher das nächste Foto schießen kann.

Große Teile der Insel sind von Lavafeldern bedeckt, die sehr häufig von Moos überwachsen sind. Das Moos überbrückt dabei auch Löcher und Spalten im Boden, die zu gefährlichen Verletzungen führen können, wenn man einbricht. Es ist daher größte Vorsicht geboten, wenn man in einem solchen Gelände unterwegs ist.

Durch Erdbeben können sich auch geothermale Felder verändern. Und so steht dieser Steg etwas verloren und unnütz in der heißwasserspeienden Landschaft. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-06-21__MG_5250_00042
Durch Erdbeben können sich auch geothermale Felder verändern. Und so steht dieser Steg etwas verloren und unnütz in der heißwasserspeienden Landschaft.

Auch das Wandern in Gegenden mit heißen Quellen, sollte aufmerksam und konzentriert geschehen. Die Thermalgebiete gehören zu den interessantesten Attraktionen des Landes. Doch kann es durch Erdbeben immer wieder vorkommen, dass Schlammlöcher und Fumarole an neuen Stellen entstehen und extrem heißen Dampf ausstoßen. Außerdem ähnelt ein solches Gebiet einem Schweizer Käse. Dampf und Schlamm sind jedenfalls heiß genug (zwischen 80–110 ℃), um zu schwersten Verbrennungen zu führen. Und nein, man testet auch die Wärme von Springquellen nicht direkt an der Austrittsstelle mit der bloßen Hand.

Ist man mit dem Auto unterwegs, dann ist es gut zu wissen, welche Bedeutung die verschiedenen Straßennummern haben. Die Straßen im Land sind nummeriert und je länger die Nummer, umso schlichter werden die Straßen. Die Ringstraße Nr. 1 ist fast komplett asphaltiert, kleinere Straßen können ganz oder teilweise aus Schotterpiste bestehen. Steht ein F vor der Nummer, braucht man einen Vierradantrieb, um die Straße bewältigen zu können. Wer auf diesen kleineren Straßen und F-Straßen unterwegs sein will, sollte damit rechnen, dass man Flussläufe furten muss und sollte sich unbedingt vorher schlau machen, wie man Furten sicher durchfährt.

Häufige Unfallursache in den Sommermonaten: Schafe auf der Straße, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-09-13__MG_2648_00001
Häufige Unfallursache in den Sommermonaten: Schafe auf der Straße

Schafe und manchmal auch die Hunde von Bauernhöfen laufen einen Großteil des Jahres frei herum, auch auf der Straße. Daher muss man immer damit rechnen, dass sie rechts oder links in der Böschung auftauchen und die Straße überqueren. Sieht man die weißen, wolligen Geschöpfe am Straßenrand auftauchen, dann ist es am besten, man nimmt den Fuß runter vom Gas. Das ist im übrigen auch anzuraten, wenn man sich unübersichtlichen Kuppen und  einspurigen Brücken nähert. Zum Glück ist in Island aber wenig Verkehr, so dass man meistens in aller Ruhe fahren kann.

Mit etwas Glück, kann man den Rettungsring bei heftigem Gegenwind gerade mal über das Steinufer werfen, aber ob das genug wäre ... ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2008 03
Mit etwas Glück, kann man den Rettungsring bei heftigem Gegenwind gerade mal über das Steinufer werfen, aber ob das genug wäre …

Das Wetter ist ein ganz eigenes Kapitel in Island. Man sollte während einer Tour jedenfalls immer auf einen Wetterumschwung gefasst sein. Wind, Schnee, Eis und Regen können für (sehr) erschwerende Bedingungen sorgen. Über den Zustand von Straßen kann man sich immer beim isländischen Straßenamt Vegagerðin per Telefon oder über die Webseite erkundigen. Und wenn Vegagerðin angibt, dass eine Straße gesperrt ist, fährt man besser eine andere Strecke.

Man sollte auch darauf achten, die eigenen Kräfte nicht zu überschätzen. Die langen, hellen Tage bringen schon mal den natürlichen Rhythmus durcheinander. Und ein Wetterumschwung kann sehr kräftezehrend sein, wenn man zu Fuß oder auf dem Rad auf Tour ist.

Die Streufahrzeuge tun was sie können und rücken normalerweise recht frühzeitig aus. Aber irgendwann gewinnt halt doch die Natur und bleibt man besser zu Hause. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2008 03
Die Streufahrzeuge tun was sie können und rücken normalerweise recht frühzeitig aus. Aber irgendwann gewinnt halt doch die Natur und bleibt man besser zu Hause.

Ein gute Möglichkeit, die eigene Sicherheit zu erhöhen, ist auch eine gute Kommunikation. Besonders wenn man auf längeren Touren unterwegs ist, ist es wichtig, den Besitzern von Unterkünften mitzuteilen, wohin man unterwegs ist und welche Strecke man nehmen möchte. Es ist wichtig, gute Absprachen zu machen, ob man am Ziel eine Nachricht hinterlässt, dass man tatsächlich angekommen ist. Denn gerade bei Wetterumschwüngen kann es wichtig sein, zu wissen, ob jemand auf einer Tour in Gefahr geraten sein kann. Ein wichtiges Hilfsmittel hierbei ist auch die 112 App.