Uitgelicht

Listasafn Sigurjóns Ólafssonar – Sigurjón Ólafsson Museum

Ein Spaziergang auf der Sæbraut entlang der Küste Richtung Osten führt zu einem kleinen Museum, das die Arbeiten des Bildhauers Sigurjón Ólafsson ausstellt, der mit seinem vielfältigen Œuvre nachkommende Künstlergenerationen geprägt hat.

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Treibende Kraft: Birgitta Spur

Die Witwe des Künstlers Sigurjón Ólafsson (1908–1982), die Dänin Birgitta Spur, führt das Museum in Form einer privaten Stiftung in dessen ehemaligem Atelier. Der Künstler war vielseitig interessiert und nutzte in seinen Arbeiten viele unterschiedliche Materialien (Holz, Stein, Metall). Auch experimentierte er mit sehr unterschiedlichen Stilen von konkret bis abstrakt, von klassischen Büsten bis hin zu abstrakten Totempfählen. Dies führte dazu, dass Sigurjón sich unmöglich in eine Schublade stecken ließ, was weniger freie Geister auch schon mal Mühe gekostet hat. Das Museum bietet einen guten Überblick über verschiedene Schaffensperioden Sigurjóns. Der Bildhauer gilt als einer der einflussreichsten des Landes und seine Arbeiten genießen noch immer hohes internationales Ansehen. Und auch im eigenen Land weiß man ihn zu schätzen. So stehen 18 seiner Skulpturen alleine schon im öffentlichen Raum Reykjavíks und hat er  Ende der 1960er Jahre für das hydroelektrische Kraftwerk in Búrfell  eine 90 Meter lange Wand entworfen.

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Die heutige Architektur des Museums lässt nicht ahnen, dass es um eine Baracke herum gebaut wurde.

An dem Ort, an dem heute das Museum steht, bauten die amerikanischen Soldaten während des Zweiten Weltkriegs halbrunde Baracken aus Wellblech für ihre Truppen. Nach dem Krieg haben sich dort vor allem ärmere isländische Familien angesiedelt. In der einen Baracke, die an derselben Stelle wie das Museum heute steht, siedelte sich Sigurjón auch mit seinem Atelier ein. Er kam 1945 von einen längeren Aufenthalt aus Dänemark zurück. 1961 wurde dann der dunklere Holzbau errichtet und zwei Jahre später das weiß gehaltene Steinhaus. Und zwar so, dass die Träger des Hauses weiter auseinander standen und höher waren als die Baracke, die genau an dieser Stelle noch immer stand. Nachdem das Grundgerüst stand, hat man einfach die Baracke abgerissen. Dies hatte den Vorteil, dass Sigurjóns Werkzeuge und Arbeiten nicht ab- und wieder aufgebaut werden mussten, sondern dass sie den ganzen Zeit während des Baus einfach an ihrer Stelle bleiben konnten.

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Sigurjón arbeitete mit vielen verschiedenen Materialien und Formen. Börn að leim (1938), Kinder beim Spielen.

Ein schönes Beispiel für die Spannweite seines Schaffens findet man auch vor dem Eishaus der Nationalgalerie. Dort stehen zwei Skulpturen “Fußballer” (1936) und “Der Wikinger” (1952) recht nahe beieinander und illustrieren deutlich, wie breitgefächert sein Repertoire war. Als das Kunstmuseum Århus, eine in Dänemark gefertigte Fußballer-Skulptur ankaufte, wurde dem Museum vorgeworfen, öffentliche Gelder zu verschwenden. In der Innenstadt sind auch noch weitere Skulpturen zu finden: vor dem Höfði-Haus steht Öndvegissúlur, das die Seitenstützen eines Hochsitzes symbolisiert, ähnlich erscheinen die Säulen des Íslandsmerki, Wahrzeichen Islands, auf dem Hagatorg-Platz bei der Universität und in der Hallgrímskirkja steht das Kunstwerk Píslarvottur (Märtyrer).

Im Museum sind neben Postkarten und Videodokumentationen über Leben und Werk des Künstlers auch eine Gesamtausgabe mit dem Lebenswerk des Künstlers erhältlich (auf Isländisch und Englisch). Als einziger isländischer Künstler überhaupt gibt es auch ein vollständiges Werksverzeichnis über Sigurjóns Schaffen auf dem Internet (auf der Website des Museums).

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Auf dem Rasen vor dem Museum stehen zur Begrüßung einige der größeren Plastiken Sigurjóns.

An den Dienstagabenden im Juli und August bietet das Atelier einen besonderen Rahmen für eine Reihe von beliebten Sommerkonzerten.

Die Cafeteria als Wintergarten mit sehr schönem Meerblick ist tagsüber und auch nach den Konzerten geöffnet.

 

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Iðnó

Ein Stück lebendig gebliebene Kulturgeschichte direkt beim Stadtteich verkörpert Iðnó, ein Kulturbau, der 1896 von der Handwerkervereinigung als Theater, Versammlungsstätte, Konzert- und Tanzsaal gebaut wurde.

Íðnó, Kulturhaus, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-05-03__MG_7092_00140
Das Íðnó dient vielen kulturellen Zwecken wie Theatervorstellungen, Musikveranstaltungen und Literaturlesungen.

Bis 1918 gehörte das neoklassizistische Holzhaus der Handwerkervereinigung, danach kam das Gebäude in verschiedene Hände und wurde zu unterschiedlichen Zwecken als Gaststätte, Theater zu Operettenaufführungen genutzt. Die Reykjavíker Theatergesellschaft war von Anfang an bis 1989 hier untergebracht, was in den letzten Jahren durch die beengten Verhältnisse Kreativität und Koordinationsvermögen erforderte, da Büros, Requisiten, Kostüme und Proberäume aus Platzgründen in verschiedene weitere Gebäude ausgelagert werden mussten. Das Stadttheater konnte 1989 den Neubau im Kringlan beziehen.

Die Stadt Reykjavík kaufte 1992 das Iðnó-Gebäude und begann mehrjährige Renovierungsarbeiten, während derer man beschloss, das Haus so weit wie möglich in den ursprünglichen Zustand von 1897 zurückzubringen und die Originalausstattung wiederherzustellen. Außer einem kleinen Theatersaal gibt es im Haus verschiedene Veranstaltungsräume, die für Festessen und Empfänge vermietet werden. Überall im Gebäude finden sich Holzvertäfelungen und Wandverkleidungen aus Holz, die bei den Renovierungsarbeiten frisch gestrichen und wieder mit den Originalverzierungen bemalt wurden. Bei den Holzbänken, die zur ursprünglichen Ausstattung des Zuschauerraums gehörten, verzichtete man allerdings auf Originaltreue und verwendete komfortablere Stühle.

Íðnó, Kulturhaus, Haupteingang, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-05-03__MG_7087_00138
Der Haupteingang zeigt zum Rathaus hin.

Bis zum heutigen Tag finden im Theatersaal Musik-, Tanz- und Theatervorführungen sowie Vorträge und Diskussionen statt. (Das Programm findet man neben der Eingangstür oder auf der Website des Theaters.) Wenn man eine Veranstaltung besuchen kann, dann kann hat man die Gelegenheit die Gemälde vieler isländischer Künstler wie Jóhannes Kjarval, Ásgrímur Jónsson, Jón Stefánsson und Jóhan Bríem sowie Fotos von Theatervorstellungen aus alter Zeit ansehen, die überall im Haus hängen.

Das Restaurant und die Bar direkt unter dem Dach, wo noch allerlei kuriose Antiquitäten bewundert werden können, können nur von Gruppen ab 20 Personen reserviert werden. In den Sommermonaten ist die Terrasse Richtung Tjörnin geöffnet.

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Restaurants in Reykjavík

Wenigstens für eine Sache war die überhitzte Wirtschaft gut: All die Leute, die mit Geld um sich geworfen haben, wollten ausgehen und das gute Leben genießen. Einige gute Restaurants und gute Köche sind diesem Boom zu verdanken. Inzwischen existiert nicht nur während des internationalen Festivals Food & Fun in Reykjavík eine geschmackvolle und qualitativ sehr ansprechende Küche.

Die meisten Isländer sind es gewohnt, abends warm zu essen. Mittags nimmt man eher kleinere Speisen zu sich, weshalb viele Restaurants auch erst gegen Abend öffnen. Viele Reykjavíker Restaurants sind recht klein, deshalb empfiehlt sich eine Reservierung, wenn man ein bestimmtes Restaurant besuchen möchte. Da Island auf vielen Gebieten auf Importe angewiesen ist, schlägt sich das auch auf die Preise nieder, weshalb ein Restaurantbesuch meist keine billige Angelegenheit ist. Seit der Finanzkrise hat sich der Wechselkurs für Euro und Franken stark verbessert, sodass Restaurants heute auf einem erträglichen Preisniveau liegen. Verbringt man den ganzen Tag in der Stadt, dann kann man sich überlegen statt eines Dinnermenüs ein Lunchmenü zu wählen. Inzwischen bieten einige der Toprestaurants eine günstige Variante zur Mittagszeit.

Die Finanzblase hatte jedoch auch ihr Gutes, denn das Gaststättengewerbe hatte in den letzten Jahren vom Boom der Wirtschaft profitiert. Gut ausgebildete, oft auch junge Köche eröffneten Restaurants, die Küche auf höchstem Niveau bieten konnten. Von ihren Ausbildungen in anderen Ländern beeinflusst, hat sich eine moderne, leichte Küche, die die besten Eigenschaften verschiedener Länder auf kreative Weise vereinigt, herausgebildet. Seit Beginn der Krise werden verstärkt einheimische Produkte wie Lamm, Rindfleisch, Fisch, Meeresfrüchte und Skyr verwendet. Diese Produkte sind sehr frisch und oft weit weniger mit Schadstoffen belastet als in Europa, was dem Geschmack und der Qualität der Speisen zugute kommt. Im Prinzip macht man in Restaurants die besten kulinarischen Erfahrungen, wenn man sich auf lokale Produkte konzentriert und sich auf einheimische Varianten einlässt.

Viele Restaurants bieten neben der regulären Karte ein mehrgängiges Menü für einen ganzen Tisch an. Normalerweise erhält man dann für einen guten Preis eine schöne Auswahl an Gerichten.

Wein zu trinken hat in Island nur eine sehr kurze Tradition und ist daher nicht vergleichbar mit der Weinkultur mittel- und südeuropäischer Länder. Es gibt in guten Lokalen zwar oft eine große Weinkarte, aber es kann schon mal vorkommen, dass mehrere Weine nicht vorhanden sind und auch das Fach des Sommeliers ist noch nicht sehr verbreitet. Zudem kann es auch in teuren Lokalen geschehen, dass ein Wein nicht die richtige Temperatur hat. (Isländer haben eine Vorliebe dafür, alles im Kühlschrank aufzubewahren, auch wenn es dort nicht hingehört.) Wasser wird jedoch überall gratis serviert, auch wenn man nichts anderes trinken möchte.

An traditionellen Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern kann es passieren, dass viele Restaurants geschlossen sind. Dann erkundigt man sich besser vorher, wo man essen gehen kann, und es kommt tatsächlich noch vor, dass ein Restaurant, das dann geöffnet ist, einen Extra-Zuschlag verlangt.

Das gesamte Gaststättengewerbe ist rauchfrei. Raucher werden vor die Tür oder auf die Terrasse verbannt. Trinkgelder sind in Island nicht üblich.

Bolludagur – der etwas andere Rosenmontag

Einer der leckersten Tage des Jahres ist der Bolludagur, denn am isländischen Rosenmontag schlagen sich alle den Bauch mit dem süßen Gebäck voll. Und da es zu schade wäre, diese besonderen Leckereien nur an einem Tag zu genießen, werden bereits am Wochenende vorher, riesige Mengen dieser Köstlichkeiten verkauft.

Sigurður Már, Bäckermeister der Bernhöftsbakarí mit frischen "Bollur", ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2016-02-06__MG_9916_00070
Sigurður Már, Bäckermeister der Bernhöftsbakarí mit frischen “Bollur”, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

„Bollur sind eigentlich wie Windbeutel“, erklärt Bäckermeister Sigurður Már von der Bernhöftsbakarí in der Innenstadt. „Zwischen Boden und Deckel des Brandteigs befindet sich die Schlagsahne. Diese wird nicht extra gesüßt, denn in den Brandteig kommt außerdem noch Konfitüre oder Erdbeer-, Schokoladen- oder Karamelcrème. Außerdem toppen wir das ganze gerne noch mit einer Zuckerglasur, Schokolade oder farbigen Glasuren.“

„Am meisten werden sie am Sonntag gegessen, dann kaufen vor allem Familien die Bollur und essen sie zusammen“, sagt Sigurður und ergänzt „Am beliebtesten sind die Bollur mit Schlagsahne und Himbeerkonfitüre.“ Der Phantasie sind aber keine Grenzen gesetzt. Es gibt auch die Luxusausführungen, bei denen auch etwas Alkohol in die Crème gegeben wird.

Auch am Montag haben die meisten noch Lust, weitere Bollur zu verspeisen. Viele kommen am Arbeitsplatz noch in den Genuss einer gehaltvollen Kaffeepause. Aber nach dem Montag reicht es dann auch erst mal wieder.

 

Bolludagur, Sprengidagur, Öskudagur 2019: 4.3., 5.3. und 6.3.

Wenn in anderen Ländern vor der Fastenzeit der Karneval auf Hochtouren läuft, dann steht auch in Island das Leben etwas auf dem Kopf. Von Montag bis Mittwoch vor der Fastenzeit gibt es Besonderes zu essen und zu erleben.

Da es vorher ja immer schon besser schmeckt: Nicht erst am Monntag, sondern schon am Samstag werden die ersten Bollur gekauft – und gegessen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-02-10__MG_8627_00005
Da es vorher ja immer schon besser schmeckt: Nicht erst am Monntag, sondern schon am Samstag werden die ersten Bollur gekauft – und gegessen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Bolludagur

Der Montag vor der Fastenzeit wird bolludagur genannt, dann werden ganze Massen von dem süßen Gebäck vertilgt. Bollur bestehen aus einem Brandteig (wie Windbeutel im deutschsprachigen Raum) und sind etwas größer als ein Tennisball. Diese werden aufgeschnitten, mit Marmelade ausgestrichen und dann mit süßer Sahne gefüllt. Und zwar reichlich. Als Krönung kommt ein Klecks Schokolade auf den Deckel. Das ist die normale Variante, daneben gibt es aber noch viele weitere Geschmacksrichtungen, dann kommt entweder ein anderer Guss auf den Deckel oder sogar eine andere Füllung hinein. Bereits am Wochenende vorher werden in den vielen Bäckereien der Stadt abertausende Windbeutel gebacken und verkauft. Auf diese Art und Weise haben alle genug Zeit, mehrere süße Teilchen zu genießen. Die Tradition der bollur ist wahrscheinlich Ende des 19. Jahrhunderts aus Dänemark oder Norwegen nach Island herübergeweht.

Am Öskudagur ist ab 12 Uhr schulfrei – und dann geht's ab in die Stadt, um soviel wie möglich Süßigkeiten zu erhaschen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-02-13__MG_8689_00005
Am Öskudagur ist ab 12 Uhr schulfrei – und dann geht’s ab in die Stadt, um soviel wie möglich Süßigkeiten zu erhaschen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Kinder basteln für diesen Tag sogenannte bolluvendir, dazu werden kleine Stöckchen mit Papierstreifen verziert und das Ziel ist, die Eltern vor dem Aufstehen damit zu klopfen und “Bolla, bolla, bolla!” zu rufen. Denn für jedes Klopfen und “Bolla, bolla, bolla!” verdienen sich die Kinder einen Windbeutel. Aber auch wenn man die Eltern nicht zu oft erwischt, wird doch den ganzen Tag weitergegessen.

Es gibt die Theorie, dass dieser Kinderbrauch ein harmlose Überbleibsel der Selbstkasteiungen ist, die die Gläubigen sich zufügten, um an die Schmerzen zu erinnern, die Jesus erlitten hat und Buße zu tun für die eigenen Sünden.

Sprengidagur

Auf die süßen Verführungen des Montags folgt etwas Solideres am nächsten Tag. Am sprengidagur wird noch einmal richtig viel gegessen, bevor die Fastenzeit bis zum Osterfest beginnt. Dazu wird recht salziges Fleisch (bevorzugt Lammfleisch) mit gekochten gelben Erbsen serviert. Das war dann auch gleich der letzte Tag, an dem noch einmal Fleisch gegessen werden konnte. Der Name sprengidagur bezieht sich darauf, dass man so viel isst, bis man fast platzt. Es ist kein Tag für eine leichte Diät. Normalerweise kommt die ganze Familie zusammen, um an diesem Tag gemeinsam das Abendessen einzunehmen.

Öskudagur

Erst ein Lied, dann gibts auch Süßigkeiten – Kinder in der Buchhandlung Eymundsson freuen sich auf ihre Lutscher. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-02-13__MG_8705_00011
Erst ein Lied, dann gibts auch Süßigkeiten – Kinder in der Buchhandlung Eymundsson freuen sich auf ihre Lutscher. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Der öskudagur (Aschetag) entspricht zwar dem Aschermittwoch, doch unterscheiden sich die Gebräuche inzwischen wesentlich vom katholischen Beginn der Fastenzeit. An diesem Tag versuchen die Kinder Erwachsenen und anderen Kindern kleine Stoffbeutel mit Asche anzuheften, natürlich ohne dass die anderen etwas davon merken. Das könnte daher rühren, dass die Katholiken geweihte Asche nach dem Gottesdienst mit auf ihre Höfe nahmen. Danach kam der Brauch auf, dass Mädchen versuchten, die Säckchen jungen Männern anzuhängen und umgekehrt. Inzwischen machen sich nur noch die Kinder einen Spaß daraus. Doch sie haben dafür eigentlich auch nicht mehr viel Zeit, denn sie verbringen den ganzen Tag damit die Ladengeschäfte in der Innenstadt aufzusuchen, wo sie mit dem Singen von Liedern Süßigkeiten verdienen können. Falls man selbst am öskudagur in der Stadt unterwegs ist, sollte man sich nicht wundern, dass den ganzen Tag Gruppen verkleideter Kinder und Jugendlicher durch die Stadt pilgern. Dabei kommt es darauf an, einigermaßen früh unterwegs zu sein, um die besten Süßigkeiten zu ergattern, denn am Nachmittag hängen dann doch an einigen Geschäften Zettel im Schaufenster, dass es jetzt aus ist mit den Süßigkeiten. Die meisten haben dann aber bereits genügend Vorräte zusammengesammelt, um sich den Bauch vollzuschlagen.

Jólakötturinn – die Weihnachtskatze

Auch Katzenliebhaber oder gar Katzenversteher sollten sich vor der Jólakötturinn in acht nehmen. Sie ist riesig groß, mottenzerfressen und oft, vor allem wenn sie hungrig ist, extrem schlechter Laune.

Jólaköttur, die Weihnachtskatze im Kreis ihrer trauten Famile, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2015-12-30__MG_8673_00154
Jólaköttur, die Weihnachtskatze im Kreis ihrer trauten Famile, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Während sich die 13 Weihnachtsmänner einer nach dem anderen wieder ins Hochland verabschieden, streunt die Weihnachtskatze vor allem nach dem Fest um die Häuser.
Jólakötturinn gehört der Trollfamilie von Grýla, der Mutter der 13 Weihnachtsbrüder und ihrem faulen Mann Leppalúði.
Wie auch die meisten der Weihnachtsmänner mag auch die Weihnachtskatze Kinder sehr gern. Allerdings aus einem ganz anderen Grund: Sie schmecken ihr so gut!

Man sollte sich also tunlichst dafür hüten, ihr allzu nahe zu kommen. Denn hat man keine Kleidung zu Weihnachten bekommen hat, ist man gefundenes Fressen für die Jólakötturinn.
Und aus diesem Grund bekommen isländische Kinder immer auch Kleidung zu Weihnachten geschenkt – was in den kalten Wintermonaten ja auch gerade recht kommt.

Am 24. Dezember kommt Kertasníkir, der Kerzenschnorrer

Als Dreizehnter der 13 Trollbrüder kommt Kertasníkir, der Kerzenschnorrer, vom Hochland zu den Menschen in die Dörfer und Städte.

Kertasníkir, der Kerzenschnorrer; Fotografie von der Originalzeichnung von Tryggvi Magnusson für das Buch Jólin koma, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-12-11__MG_6585_00002
Kertasníkir, der Kerzenschnorrer; Fotografie von der Originalzeichnung von Tryggvi Magnusson für das Buch Jólin koma

Kerzenschnorrer ist ein ziemlicher Spitzbube. Er wird von den vielen hellen Kerzenlichtern an Heilig Abend angezogen. Eigentlich ist er ja recht gutherzig und liebenswert. Aber wenn sich in seiner Reichweite eine Kerze befindet, wird er ganz schön dreist. Und du kannst mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass er versuchen wird, sie flugs an sich zu nehmen.
Obwohl Kerzenschnorrer es schon ziemlich schade findet, dass Kerzen heutzutage nicht mehr aus gereinigtem Tierfett hergestellt werden. Denn dann sind sie für den letzten der Weihnachtstrolle Kerzen eine wahre Delikatesse. Trotzdem kann er es nicht lassen, alle Kerzen zumindest anzuknabbern, man kann ja schließlich nie wissen.
Kerzenschnorrer ist eigentlich nicht so viel Süßes. Außer Kerzen mag er am liebsten Fleisch, Laufabrað und Milch.
Passt also gut auf eure Weihnachtsbaumkerzen auf, sodass ihr nachher auch richtig Weihnachten feiern könnt. Vielleicht könnt ihr ja nochmal nachschauen, ob ihr vielleicht Beißspuren an einigen Kerzen entdeckt. Dann könnt ihr euch jedenfalls sicher sein, dass ihr gerade noch rechtzeitig da wart, bevor Kerzenschnorrer sie mitnehmen konnte, und könnt ihr unter dem hell erleuchteten Baum Weihnachten feiern!

Der Letzte, Kerzenschnorrer,
die Dreizehn sollte sein,
er kam an Heilig Abend
gelockt vom Lichterschein.

Er scheuchte kleine Kinder,
laut lachend, jauchzend, froh,
und schnorrte ihre Kerzen,
die brannten lichterloh.

Dieses Gedicht stammt aus einem Buch, dass ein Mann namens Jóhannes úr Kötlum vor langer Zeit geschrieben hat. Es heißt Jólin koma (Weihnachten kommt). Tryggvi Magnusson hat die Zeichnungen hierzu gemacht. Die Schwarz-Weiß-Zeichnung auf dieser Seite stammt von ihm und ist ein Foto der Originalzeichnung schon für die erste Auflage des Buches 1932. Zu jedem der Weihnachtsmänner hat er so ein Gedicht gemacht. Und da Björn diese Gedichte jetzt übersetzt hat, kannst du sie auch auf Deutsch lesen. Aber bitte nur lesen, und nicht kopieren. Außer du schickst uns eine Mail und wir schreiben dir, dass das okay ist. Das gilt natürlich auch für die Zeichnungen. Die Farbzeichnung, die der Figur auf dem Foto zugrunde liegt, stammt übrigens von Brian Pilkington.

©Gedicht Jóhannes úr Kötlum: Svanur Jóhannesson, 1932, 2012
©Deutsche Übersetzung: Björn Kozempel, 2012
Wie für alles auf dieser Website, siehe Impressum, gilt, dass eine Weiterverwertung jeglicher Art der hier angebotenen Inhalte ohne schriftliche Genehmigung der Autoren und Fotografen untersagt ist. Es sei an dieser Stelle aber nocheinmal ausdrücklich erwähnt.
Unser ausdrücklicher Dank gilt dem Sohn und Rechteinhaber des Autors, Svanur Jóhannesson für die Überlassung der Rechte, dem Übersetzer der Verse Björn Kotzempel und dem Verlag Forlagið.

Frohe Weihnachten! – Gleðileg jól!

Und hier sind alle 13 Weihnachtsmänner auf einen Blick:

12. Dezember    Stekkjarstaur – Schafschreck, auch Pferchpfahl genannt
13. Dezember    Giljagaur – Schaumschuft, auch Schluchtentölpel genannt
14. Dezember    Stúfur – Kurzer, auch Knirps genannt
15. Dezember    Þvörusleikir – Löffellecker, auch Kochlöffelschlecker genannt
16. Dezember    Pottasleikir – Kesselkratzer, auch Topflecker genannt
17. Dezember    Askasleikir – Schüsselschlecker, auch Essnapflecker genannt
18. Dezember    Hurðaskellir – Türenknaller, auch Türschläger genannt
19. Dezember    Skyrgámur – Skyrschlund, auch Skyrgierschlund genannt
20. Dezember    Bjúgnakrækir – Rauchwursträuber, auch Wurststibitzer genannt
21. Dezember    Gluggagægir – Fensterglotzer, auch Fenstergaffer genannt
22. Dezember    Gáttaþefur – Türschlitzschnüffler
23. Dezember    Ketkrókur – Keulenklauer, auch Fleischangler genannt
24. Dezember    Kertasníkir – Kerzenschnorrer

 

 

 

Am 23. Dezember kommt Ketkrókur, der Keulenklauer

Als Zwölfter der 13 Trollbrüder kommt Ketkrókur, der Keulenklauer, oder auch Fleischangler genannt, vom Hochland zu den Menschen in die Dörfer und Städte.

Ketkrókur, der Keulenklauer war erfolgreich auf Jagd. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-12-18__MG_7407_00029
Ketkrókur, der Keulenklauer war erfolgreich auf Jagd. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Keulenklauer läuft mit einem langen Haken über die Dächer um die großen Fleischkeulen aus dem Räucherkanal zu angeln. Heutzutage haben die meisten Häuser ja keinen eigenen Räucherkanal mehr, was Keulenklauer eher bedauert. Aber schließlich gibt es ja in jedem Haus Kühl- und Gefrierschränke.

Traditionell essen die Leute hier in Island am 23. Dezember Hangikjöt, das ist geräuchertes Lammfleisch. Deshalb setzt Ketkrókur auch alles daran, ausgerechnet an diesem Tag anzukommen, denn dann hängt oder liegt am meisten Fleisch in den Menschenküchen.

Keulenklauer war der schmächtigste der 13 Brüder, deshalb hat Grýla, ihre Trollmutter, ihm vor allem Fleisch gegeben, damit er doch noch groß und stark wird. Und das ist durchaus gelungen. Heute ist Keulenklauer manchmal sogar ein bisschen laut und ziemlich selbstsicher und hat eigentlich vor nichts Angst. Außer vor Gemüse, damit kann man ihn jagen. Eigentlich isst er nur Fleisch und trinkt Milch. Aber er ist eigentlich immer fröhlich.

Der Zwölfte, Keulenklauer,
vom Hochland stapfte her
am Tag vor Heilig Abend,
er liebte Fleisch so sehr.

Und durch den großen Schornstein,
wo Fleisch zum Räuchern hing,
die Keulen er behände
mit einem Haken fing.

Dieses Gedicht stammt aus einem Buch, dass ein Mann namens Jóhannes úr Kötlum vor langer Zeit geschrieben hat. Es heißt Jólin koma (Weihnachten kommt). Tryggvi Magnusson hat die Zeichnungen hierzu gemacht. Die Schwarz-Weiß-Zeichnung auf dieser Seite stammt von ihm und ist ein Foto der Originalzeichnung schon für die erste Auflage des Buches 1932. Zu jedem der Weihnachtsmänner hat er so ein Gedicht gemacht. Und da Björn diese Gedichte jetzt übersetzt hat, kannst du sie auch auf Deutsch lesen. Aber bitte nur lesen, und nicht kopieren. Außer du schickst uns eine Mail und wir schreiben dir, dass das okay ist. Das gilt natürlich auch für die Zeichnungen. Die Farbzeichnung, die der Figur auf dem Foto zugrunde liegt, stammt übrigens von Brian Pilkington.

©Gedicht Jóhannes úr Kötlum: Svanur Jóhannesson, 1932, 2012
©Deutsche Übersetzung: Björn Kozempel, 2012
Wie für alles auf dieser Website, siehe Impressum, gilt, dass eine Weiterverwertung jeglicher Art der hier angebotenen Inhalte ohne schriftliche Genehmigung der Autoren und Fotografen untersagt ist. Es sei an dieser Stelle aber nocheinmal ausdrücklich erwähnt.
Unser ausdrücklicher Dank gilt dem Sohn und Rechteinhaber des Autors, Svanur Jóhannesson für die Überlassung der Rechte, dem Übersetzer der Verse Björn Kotzempel und dem Verlag Forlagið.

Und hier sind alle 13 Weihnachtsmänner auf einen Blick:

12. Dezember    Stekkjarstaur – Schafschreck, auch Pferchpfahl genannt
13. Dezember    Giljagaur – Schaumschuft, auch Schluchtentölpel genannt
14. Dezember    Stúfur – Kurzer, auch Knirps genannt
15. Dezember    Þvörusleikir – Löffellecker, auch Kochlöffelschlecker genannt
16. Dezember    Pottasleikir – Kesselkratzer, auch Topflecker genannt
17. Dezember    Askasleikir – Schüsselschlecker, auch Essnapflecker genannt
18. Dezember    Hurðaskellir – Türenknaller, auch Türschläger genannt
19. Dezember    Skyrgámur – Skyrschlund, auch Skyrgierschlund genannt
20. Dezember    Bjúgnakrækir – Rauchwursträuber, auch Wurststibitzer genannt
21. Dezember    Gluggagægir – Fensterglotzer, auch Fenstergaffer genannt
22. Dezember    Gáttaþefur – Türschlitzschnüffler
23. Dezember    Ketkrókur – Keulenklauer, auch Fleischangler genannt
24. Dezember    Kertasníkir – Kerzenschnorrer

Am 22. Dezember kommt Gáttaþefur, der Türschlitzschnüffler

Als Elfter der 13 Trollbrüder kommt Gáttaþefur, der Türschlitzschnüffler, vom Hochland zu den Menschen in die Dörfer und Städte.

Gáttaþefur, der Türschlitzschnüffler, auf der Originalzeichnung von Tryggvi Magnússon für das Buch Jólin koma von Jóhannes úr Kötlum, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-12-11__MG_6579_00046
Gáttaþefur, der Türschlitzschnüffler, auf der Originalzeichnung von Tryggvi Magnússon für das Buch Jólin koma von Jóhannes úr Kötlum

Türschlitzschnüffler hat eine ziemlich feine Nase – und eine ziemlich große. Er riecht Essen schon von weitem, auch wenn es noch so wenig ist. Dass seine Nase wesentlich besser funktioniert als seine Augen, ist in der dunklen Höhle im Hochland, in der er aufwuchs und in der nach Jahrhunderten immer noch wohnt, ein gewisser Vorteil. Vor allem dann, wenn man schnell sein und nach den Verstecken suchen muss, an denen alle möglichen Leckereien aufbewahrt werden. Wie zum Beispiel die Weihnachtsbrötchen, die ja eigentlich erst an Weihnachten gegessen werden sollen aber so mancher ja auch schon vorher gerne ißt.

Türschlitzschnüffler ist ein recht gesunder und angenehmer Kerl. Er hat meistens gute Laune, was ja vielleicht auch daran liegt, dass er immer was zu Essen findet. Türschlitzschnüffler hat zwar eine feine Nase, aber das bedeutet noch lange nicht, dass er besonders wählerisch ist, wenn es ums Essen geht. Er mag eigentlich so ziemlich alles. Er hat aber durchaus eine Lieblingsspeise (Tipp für eine kleine Wegzehrung für den Türschlitzschnüffler): Laufabrauð.

Laufabrauð, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-12-21_Laufabrauð_5_00003
Laufabrauð

Laufabrauð ist ein typisch isländisches Brot, das nur an Weihnachten gebacken wird. Ursprünglich nur im Norden Islands, gibt es Laufabrauð jetzt auf der ganzen Insel. Es wird flach gezogen wie ein Pfannenkuchen und wird mit Mustern, die mit Messern und Schneiderollern in den Teig geschnitzt werden, verziert. Danach wird es frittiert. Viele Familien, vor allem mit Kindern, backen ihr eigenes Laufabrauð, manche kaufen es auch im Supermarkt.

Übrigens: Hast du schon mal versucht, seinen Namen laut auszusprechen? Türschlitzschnüffler kann ein echter Zungenbrecher sein.

Der Elfte, Türschlitzschnüffler,
vom Schnupfen blieb verschont,
doch durch die große Nase
wurd’ er mit Spott belohnt.

Den Duft frittierter Fladen
er draußen schon vernahm
und ihm solange folgte
bis er den Schmaus bekam.

Dieses Gedicht stammt aus einem Buch, dass ein Mann namens Jóhannes úr Kötlum vor langer Zeit geschrieben hat. Es heißt Jólin koma (Weihnachten kommt). Tryggvi Magnusson hat die Zeichnungen hierzu gemacht. Die Schwarz-Weiß-Zeichnung auf dieser Seite stammt von ihm und ist ein Foto der Originalzeichnung schon für die erste Auflage des Buches 1932. Zu jedem der Weihnachtsmänner hat er so ein Gedicht gemacht. Und da Björn diese Gedichte jetzt übersetzt hat, kannst du sie auch auf Deutsch lesen. Aber bitte nur lesen, und nicht kopieren. Außer du schickst uns eine Mail und wir schreiben dir, dass das okay ist. Das gilt natürlich auch für die Zeichnungen. Die Farbzeichnung, die der Figur auf dem Foto zugrunde liegt, stammt übrigens von Brian Pilkington.

©Gedicht Jóhannes úr Kötlum: Svanur Jóhannesson, 1932, 2012
©Deutsche Übersetzung: Björn Kozempel, 2012
Wie für alles auf dieser Website, siehe Impressum, gilt, dass eine Weiterverwertung jeglicher Art der hier angebotenen Inhalte ohne schriftliche Genehmigung der Autoren und Fotografen untersagt ist. Es sei an dieser Stelle aber nocheinmal ausdrücklich erwähnt.
Unser ausdrücklicher Dank gilt dem Sohn und Rechteinhaber des Autors, Svanur Jóhannesson für die Überlassung der Rechte, dem Übersetzer der Verse Björn Kotzempel und dem Verlag Forlagið.

Und hier sind alle 13 Weihnachtsmänner auf einen Blick:

12. Dezember    Stekkjarstaur – Schafschreck, auch Pferchpfahl genannt
13. Dezember    Giljagaur – Schaumschuft, auch Schluchtentölpel genannt
14. Dezember    Stúfur – Kurzer, auch Knirps genannt
15. Dezember    Þvörusleikir – Löffellecker, auch Kochlöffelschlecker genannt
16. Dezember    Pottasleikir – Kesselkratzer, auch Topflecker genannt
17. Dezember    Askasleikir – Schüsselschlecker, auch Essnapflecker genannt
18. Dezember    Hurðaskellir – Türenknaller, auch Türschläger genannt
19. Dezember    Skyrgámur – Skyrschlund, auch Skyrgierschlund genannt
20. Dezember    Bjúgnakrækir – Rauchwursträuber, auch Wurststibitzer genannt
21. Dezember    Gluggagægir – Fensterglotzer, auch Fenstergaffer genannt
22. Dezember    Gáttaþefur – Türschlitzschnüffler
23. Dezember    Ketkrókur – Keulenklauer, auch Fleischangler genannt
24. Dezember    Kertasníkir – Kerzenschnorrer

 

Am 21. Dezember kommt Gluggagægir, der Fensterglotzer

Als Zehnter der 13 Trollbrüder kommt Gluggagægir, der Fensterglotzer, oder auch Fenstergaffer genannt, vom Hochland zu den Menschen in die Dörfer und Städte.

Au Backe, Fensterglotzer treibt sein Unwesen! Zeichnung von Tryggvi Magnússon, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-12-11__MG_6577_00045
Au Backe, Fensterglotzer treibt sein Unwesen! Zeichnung von Tryggvi Magnússon.

Fensterglotzer ist unwahrscheinlich neugierig! Deshalb schaut er mit seinen großen Augen auch in jedes Fenster, auch wenn er dafür auf eine Leiter kraxeln muss. Und wenn da gerade etwas herumsteht, was er brauchen könnte, kann es gut sein, dass er das kurzerhand stibitzt. Er mag gerne grelle Farben und schöne Formen.

Eigentlich will Fensterglotzer ja gar nicht aufdringlich sein oder gar stören. Er bewegt sich lieber unauffällig. Aber seine Neugierde ist beinahe unstillbar. Und seine, nun ja, Mitnahmegewohnheiten sind leider nicht so von der feinen Sorte.

Vielleicht kannst du ihn ja mit etwas Milch oder einem Stückchen Fleisch milde stimmen. Auf jeden Fall solltest du nichts unnötig herumliegen haben, denn wenn Fensterglotzer das entdeckt und es gefällt ihm, kann es gut sein, dass du es morgen nicht mehr vorfindest.

Der Zehnte, Fensterglotzer,
ein ganz durchtrieb’ner Dieb,
Mit Spähen durch die Scheiben
er sich die Zeit vertrieb.

Wenn er dort was erblickte,
was ihm schien interessant,
versuchte er’s zu greifen
geschickt mit seiner Hand.

Dieses Gedicht stammt aus einem Buch, dass ein Mann namens Jóhannes úr Kötlum vor langer Zeit geschrieben hat. Es heißt Jólin koma (Weihnachten kommt). Tryggvi Magnusson hat die Zeichnungen hierzu gemacht. Die Schwarz-Weiß-Zeichnung auf dieser Seite stammt von ihm und ist ein Foto der Originalzeichnung schon für die erste Auflage des Buches 1932. Zu jedem der Weihnachtsmänner hat er so ein Gedicht gemacht. Und da Björn diese Gedichte jetzt übersetzt hat, kannst du sie auch auf Deutsch lesen. Aber bitte nur lesen, und nicht kopieren. Außer du schickst uns eine Mail und wir schreiben dir, dass das okay ist. Das gilt natürlich auch für die Zeichnungen. Das Foto mit der Farbfigur stammt von einer Videoinstallation, bei der an verschiedenen Hauswänden in Reykjavík im Dezember kurze Filme von einigen der Weihnachstmänner projeziert werden. Die Illustration stammt von Gunnar Karlsson, das Konzept von Hafsteinn Juliusson.

©Gedicht Jóhannes úr Kötlum: Svanur Jóhannesson, 1932, 2012
©Deutsche Übersetzung: Björn Kozempel, 2012
Wie für alles auf dieser Website, siehe Impressum, gilt, dass eine Weiterverwertung jeglicher Art der hier angebotenen Inhalte ohne schriftliche Genehmigung der Autoren und Fotografen untersagt ist. Es sei an dieser Stelle aber nocheinmal ausdrücklich erwähnt.
Unser ausdrücklicher Dank gilt dem Sohn und Rechteinhaber des Autors, Svanur Jóhannesson für die Überlassung der Rechte, dem Übersetzer der Verse Björn Kotzempel und dem Verlag Forlagið.

Und hier sind alle 13 Weihnachtsmänner auf einen Blick:

12. Dezember    Stekkjarstaur – Schafschreck, auch Pferchpfahl genannt
13. Dezember    Giljagaur – Schaumschuft, auch Schluchtentölpel genannt
14. Dezember    Stúfur – Kurzer, auch Knirps genannt
15. Dezember    Þvörusleikir – Löffellecker, auch Kochlöffelschlecker genannt
16. Dezember    Pottasleikir – Kesselkratzer, auch Topflecker genannt
17. Dezember    Askasleikir – Schüsselschlecker, auch Essnapflecker genannt
18. Dezember    Hurðaskellir – Türenknaller, auch Türschläger genannt
19. Dezember    Skyrgámur – Skyrschlund, auch Skyrgierschlund genannt
20. Dezember    Bjúgnakrækir – Rauchwursträuber, auch Wurststibitzer genannt
21. Dezember    Gluggagægir – Fensterglotzer, auch Fenstergaffer genannt
22. Dezember    Gáttaþefur – Türschlitzschnüffler
23. Dezember    Ketkrókur – Keulenklauer, auch Fleischangler genannt
24. Dezember    Kertasníkir – Kerzenschnorrer

 

Am 20. Dezember kommt Bjúgnakrækir, der Rauchwursträuber

Als Neunter der 13 Trollbrüder kommt Bjúgnakrækir, der Rauchwursträuber, oder auch Wurststibitzer genannt, vom Hochland zu den Menschen in die Dörfer und Städte.

Bjúgnakrækir, der Rauchwursträuber, auf der Zeichnung von Tryggvi Magnússon aus dem Jahr 1932, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-12-11__MG_6575_00044
Bjúgnakrækir, der Rauchwursträuber, auf der Zeichnung von Tryggvi Magnússon aus dem Jahr 1932

Rauchwursträuber liebt Würste über alles! Und zwar am liebsten geräucherte Würste. Früher, vor einigen Jahrhunderten, als Rauchwursträuber noch jung war, gab es ja auch fast nur geräucherte Würste, weil die lange haltbar waren und es damals noch keine Kühlschränke gab.

Rauchwursträuber ist ziemlich oft guter Laune. Er macht gerne Streiche und Witze. Vielleicht kommt das ja daher, dass es in der Zwischenzeit so viel Wurst in der Menschenwelt gibt, dass es ihm ein Leichtes ist, satt zu werden – auch wenn Rauchwursträuber findet, dass die meisten Würste heutzutage etwas fade schmecken. Dafür muss er sich nicht mehr so oft durch einen Rauchkanal zwängen, sondern kann einfach die Kühlschranktür öffnen.

Am liebsten mag er natürlich Wurst und Fleisch, aber auch Milch mag er gerne. Und wie jeder seiner Brüder mag er Weihnachtsgebäck.

Der Neunte, Rauchwursträuber,
war schnell und schlau dazu,
Den Balken in der Küche
erklomm er gar im Nu.

Die Würste die dort hingen,
voll Ruß und voller Rauch,
die wollte er sich angeln
und füllen seinen Bauch.

Dieses Gedicht stammt aus einem Buch, dass ein Mann namens Jóhannes úr Kötlum vor langer Zeit geschrieben hat. Es heißt Jólin koma (Weihnachten kommt). Tryggvi Magnusson hat die Zeichnungen hierzu gemacht. Die Schwarz-Weiß-Zeichnung auf dieser Seite stammt von ihm und ist ein Foto der Originalzeichnung schon für die erste Auflage des Buches 1932. Zu jedem der Weihnachtsmänner hat er so ein Gedicht gemacht. Und da Björn diese Gedichte jetzt übersetzt hat, kannst du sie auch auf Deutsch lesen. Aber bitte nur lesen, und nicht kopieren. Außer du schickst uns eine Mail und wir schreiben dir, dass das okay ist. Das gilt natürlich auch für die Zeichnungen. Das Foto mit der Farbfigur stammt von einer Videoinstallation, bei der an verschiedenen Hauswänden in Reykjavík im Dezember kurze Filme von einigen der Weihnachstmänner projeziert werden. Die Illustration stammt von Gunnar Karlsson, das Konzept von Hafsteinn Juliusson.

©Gedicht Jóhannes úr Kötlum: Svanur Jóhannesson, 1932, 2012
©Deutsche Übersetzung: Björn Kozempel, 2012
Wie für alles auf dieser Website, siehe Impressum, gilt, dass eine Weiterverwertung jeglicher Art der hier angebotenen Inhalte ohne schriftliche Genehmigung der Autoren und Fotografen untersagt ist. Es sei an dieser Stelle aber nocheinmal ausdrücklich erwähnt.
Unser ausdrücklicher Dank gilt dem Sohn und Rechteinhaber des Autors, Svanur Jóhannesson für die Überlassung der Rechte, dem Übersetzer der Verse Björn Kotzempel und dem Verlag Forlagið.

Und hier sind alle 13 Weihnachtsmänner auf einen Blick:

12. Dezember    Stekkjarstaur – Schafschreck, auch Pferchpfahl genannt
13. Dezember    Giljagaur – Schaumschuft, auch Schluchtentölpel genannt
14. Dezember    Stúfur – Kurzer, auch Knirps genannt
15. Dezember    Þvörusleikir – Löffellecker, auch Kochlöffelschlecker genannt
16. Dezember    Pottasleikir – Kesselkratzer, auch Topflecker genannt
17. Dezember    Askasleikir – Schüsselschlecker, auch Essnapflecker genannt
18. Dezember    Hurðaskellir – Türenknaller, auch Türschläger genannt
19. Dezember    Skyrgámur – Skyrschlund, auch Skyrgierschlund genannt
20. Dezember    Bjúgnakrækir – Rauchwursträuber, auch Wurststibitzer genannt
21. Dezember    Gluggagægir – Fensterglotzer, auch Fenstergaffer genannt
22. Dezember    Gáttaþefur – Türschlitzschnüffler
23. Dezember    Ketkrókur – Keulenklauer, auch Fleischangler genannt
24. Dezember    Kertasníkir – Kerzenschnorrer

 

Am 19. Dezember kommt Skyrgámur, der Skyrschlund

Als Achter der 13 Trollbrüder kommt Skyrgámur, der Skyrschlund, oder auch Skyrgierschlund genannt, vom Hochland zu den Menschen in die Dörfer und Städte.

Skyrgámur, der Skyrschlund, wie ihn Tryggvi Magnússon zeichnete. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-12-11__MG_6573_00043
Skyrgámur, der Skyrschlund, wie ihn Tryggvi Magnússon zeichnete.

Skyrschlund liebt Skyr einfach über alles! Skyr ist etwas typisch Isländisches. Am besten beschreibt man es vielleicht als eine Mischung aus Joghurt und Quark. Aber es ist fester und hat auch einen etwas schärferen Geschmack. Die meisten geben deshalb etwas Zucker und oft auch ein Stückchen Obst dazu – und würde Skyr auch dir bestimmt schmecken! Da Skyr aus entrahmter Milch hergestellt wird, hat er fast kein Fett, ist dafür aber vollgestopft mit Proteinen. Das ist gut, wenn man viel körperlich arbeitet oder Sport macht. Nur schade, findet Skyrgámur, dass es heutzutage keine Askur mehr aus Holz gibt, sondern der Skyr nur noch in Plastikbechern zu haben ist. Das findet er doch, auch geschmacklich, nicht das Gleiche.

Früher hat eigentlich jede Familie ihren eigenen Skyr gemacht, aber heute kaufen ihn fast alle im Supermarkt. Wenn du mal in Island bist, musst du Skyr unbedingt mal probieren, vielleicht ja mit Blaubeeren, so wie er früher meistens gegessen wurde.

Heute gibt es Skyr meistens in Plastikbechern und nicht mehr, so wie früher, in einem Askur aus Holz. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-12-18__MG_7431_00035
Heute gibt es Skyr meistens in Plastikbechern und nicht mehr, so wie früher, in einem Askur aus Holz.

Sobald Skyrschlund auch nur Skyr sieht, leckt er sich sofort die Zunge und geht ohne Umschweife auf sein Ziel los. Und hat er erst einmal einen Skyr ergattert, lässt er davon nichts mehr übrig. Vielleicht ist er ja deshalb manchmal so verwirrt, weil er dauernd auf Ausschau nach seinem Lieblingsessen ist.

Es wundert dich bestimmt nicht, dass du Skyrschlund am Besten ein bisschen Skyr in den Schuh stellst. Auch Milch und Käse findet er lecker – und da es Weihnachten ist, natürlich auch Weihnachtsgebäck.

Skyrschlund hieß der Achte,
kein wirklich heller Kopf.
Den Skyr er gierig schöpfte
mit Händen aus dem Topf.

Er schlang schnell immer weiter
und dachte nicht mehr nach
bis er vor Schmerzen stöhnte
und dann zusammenbrach.

Dieses Gedicht stammt aus einem Buch, dass ein Mann namens Jóhannes úr Kötlum vor langer Zeit geschrieben hat. Es heißt Jólin koma (Weihnachten kommt). Tryggvi Magnusson hat die Zeichnungen hierzu gemacht. Die Schwarz-Weiß-Zeichnung auf dieser Seite stammt von ihm und ist ein Foto der Originalzeichnung schon für die erste Auflage des Buches 1932. Zu jedem der Weihnachtsmänner hat er so ein Gedicht gemacht. Und da Björn diese Gedichte jetzt übersetzt hat, kannst du sie auch auf Deutsch lesen. Aber bitte nur lesen, und nicht kopieren. Außer du schickst uns eine Mail und wir schreiben dir, dass das okay ist. Das gilt natürlich auch für die Zeichnungen. Die Farbzeichnung, die der Figur auf dem Foto zugrunde liegt, stammt übrigens von Brian Pilkington.

©Gedicht Jóhannes úr Kötlum: Svanur Jóhannesson, 1932, 2012
©Deutsche Übersetzung: Björn Kozempel, 2012
Wie für alles auf dieser Website, siehe Impressum, gilt, dass eine Weiterverwertung jeglicher Art der hier angebotenen Inhalte ohne schriftliche Genehmigung der Autoren und Fotografen untersagt ist. Es sei an dieser Stelle aber nocheinmal ausdrücklich erwähnt.
Unser ausdrücklicher Dank gilt dem Sohn und Rechteinhaber des Autors, Svanur Jóhannesson für die Überlassung der Rechte, dem Übersetzer der Verse Björn Kotzempel und dem Verlag Forlagið.

Und hier sind alle 13 Weihnachtsmänner auf einen Blick:

12. Dezember    Stekkjarstaur – Schafschreck, auch Pferchpfahl genannt
13. Dezember    Giljagaur – Schaumschuft, auch Schluchtentölpel genannt
14. Dezember    Stúfur – Kurzer, auch Knirps genannt
15. Dezember    Þvörusleikir – Löffellecker, auch Kochlöffelschlecker genannt
16. Dezember    Pottasleikir – Kesselkratzer, auch Topflecker genannt
17. Dezember    Askasleikir – Schüsselschlecker, auch Essnapflecker genannt
18. Dezember    Hurðaskellir – Türenknaller, auch Türschläger genannt
19. Dezember    Skyrgámur – Skyrschlund, auch Skyrgierschlund genannt
20. Dezember    Bjúgnakrækir – Rauchwursträuber, auch Wurststibitzer genannt
21. Dezember    Gluggagægir – Fensterglotzer, auch Fenstergaffer genannt
22. Dezember    Gáttaþefur – Türschlitzschnüffler
23. Dezember    Ketkrókur – Keulenklauer, auch Fleischangler genannt
24. Dezember    Kertasníkir – Kerzenschnorrer