Ein Spaziergang auf der Sæbraut entlang der Küste Richtung Osten führt zu einem kleinen Museum, das die Arbeiten des Bildhauers Sigurjón Ólafsson ausstellt, der mit seinem vielfältigen Œuvre nachkommende Künstlergenerationen geprägt hat.
Die Witwe des Künstlers Sigurjón Ólafsson (1908–1982), die Dänin Birgitta Spur, führt das Museum in Form einer privaten Stiftung in dessen ehemaligem Atelier. Der Künstler war vielseitig interessiert und nutzte in seinen Arbeiten viele unterschiedliche Materialien (Holz, Stein, Metall). Auch experimentierte er mit sehr unterschiedlichen Stilen von konkret bis abstrakt, von klassischen Büsten bis hin zu abstrakten Totempfählen. Dies führte dazu, dass Sigurjón sich unmöglich in eine Schublade stecken ließ, was weniger freie Geister auch schon mal Mühe gekostet hat. Das Museum bietet einen guten Überblick über verschiedene Schaffensperioden Sigurjóns. Der Bildhauer gilt als einer der einflussreichsten des Landes und seine Arbeiten genießen noch immer hohes internationales Ansehen. Und auch im eigenen Land weiß man ihn zu schätzen. So stehen 18 seiner Skulpturen alleine schon im öffentlichen Raum Reykjavíks und hat er Ende der 1960er Jahre für das hydroelektrische Kraftwerk in Búrfell eine 90 Meter lange Wand entworfen.
An dem Ort, an dem heute das Museum steht, bauten die amerikanischen Soldaten während des Zweiten Weltkriegs halbrunde Baracken aus Wellblech für ihre Truppen. Nach dem Krieg haben sich dort vor allem ärmere isländische Familien angesiedelt. In der einen Baracke, die an derselben Stelle wie das Museum heute steht, siedelte sich Sigurjón auch mit seinem Atelier ein. Er kam 1945 von einen längeren Aufenthalt aus Dänemark zurück. 1961 wurde dann der dunklere Holzbau errichtet und zwei Jahre später das weiß gehaltene Steinhaus. Und zwar so, dass die Träger des Hauses weiter auseinander standen und höher waren als die Baracke, die genau an dieser Stelle noch immer stand. Nachdem das Grundgerüst stand, hat man einfach die Baracke abgerissen. Dies hatte den Vorteil, dass Sigurjóns Werkzeuge und Arbeiten nicht ab- und wieder aufgebaut werden mussten, sondern dass sie den ganzen Zeit während des Baus einfach an ihrer Stelle bleiben konnten.
Ein schönes Beispiel für die Spannweite seines Schaffens findet man auch vor dem Eishaus der Nationalgalerie. Dort stehen zwei Skulpturen “Fußballer” (1936) und “Der Wikinger” (1952) recht nahe beieinander und illustrieren deutlich, wie breitgefächert sein Repertoire war. Als das Kunstmuseum Århus, eine in Dänemark gefertigte Fußballer-Skulptur ankaufte, wurde dem Museum vorgeworfen, öffentliche Gelder zu verschwenden. In der Innenstadt sind auch noch weitere Skulpturen zu finden: vor dem Höfði-Haus steht Öndvegissúlur, das die Seitenstützen eines Hochsitzes symbolisiert, ähnlich erscheinen die Säulen des Íslandsmerki, Wahrzeichen Islands, auf dem Hagatorg-Platz bei der Universität und in der Hallgrímskirkja steht das Kunstwerk Píslarvottur (Märtyrer).
Im Museum sind neben Postkarten und Videodokumentationen über Leben und Werk des Künstlers auch eine Gesamtausgabe mit dem Lebenswerk des Künstlers erhältlich (auf Isländisch und Englisch). Als einziger isländischer Künstler überhaupt gibt es auch ein vollständiges Werksverzeichnis über Sigurjóns Schaffen auf dem Internet (auf der Website des Museums).
An den Dienstagabenden im Juli und August bietet das Atelier einen besonderen Rahmen für eine Reihe von beliebten Sommerkonzerten.
Die Cafeteria als Wintergarten mit sehr schönem Meerblick ist tagsüber und auch nach den Konzerten geöffnet.