Am 17. Dezember kommt Askasleikir, der Schüsselschlecker

Als Sechster der 13 Trollbrüder kommt Askasleikir, der Schüsselschlecker, oder auch Essnapflecker genannt, vom Hochland zu den Menschen in die Dörfer und Städte.

Der Schüssellecker mit einem der typischen Askur, die er so liebt – na ja, vor allem deren Inhalt. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-12-15__MG_7263_00013
Der Schüssellecker mit einem der typischen Askur, die er so liebt – na ja, vor allem deren Inhalt.

Schüsselschlecker ist eher einer, der gerne alleine ist. Er ist dann eigentlich ganz froh und zufrieden. Und das ist wohl gut so, denn dann macht es ihm auch nichts aus, sich zu verstecken und darauf zu warten, bis er irgendwo eine herumstehende Schüssel entdeckt, die er auslecken kann. Und zwar nicht irgendwelche Schüsseln.

Schüsselschlecker hat sich geradezu spezialisiert auf Askur. Askur waren Essschüsseln, die man früher in Island sozusagen als Teller verwendet hat. Jeder hatte seinen eigenen hölzernen Askur. Manche haben ihn sogar mit Schnitzereien richtig schön verziert. Die Askur hatten Deckel, sodass das Essen gut warm blieb, was ja in einem kalten Land wie Island kein überflüssiger Luxus ist. Schön und aufwendig geschnitzt oder nicht, auf jeden Fall haben alle ihre Namen in ihren eigenen Askur geschnitzt, so wusste man wenigstens, dass man auch tatsächlich aus seiner eigenen Schüssel aß.

Auch Schüsselschlecker ist ein Allesesser. Hauptsache er kann es mit seiner Zunge aus einem Askur lecken. Du brauchst also auch bei ihm nicht groß darüber nachzudenken, was du ihm zur Stärkung in deinen Schuh legst.
Schüsselschlecker ist nicht so kontaktfreudig wie seine 12 Brüder. Die Chance ihn zu treffen ist also etwas unwahrscheinlicher als bei den meisten anderen aus seiner Familie. Aber wer weiß, vielleicht schaust du ja gerade im richtigen Augenblick um die Ecke.

Der Sechste, Schüsselschlecker,
saß gerne unterm Bett.
Wenn nachts die Leute schliefen
aß er sich dick und fett.

Die Reste in den Schüsseln,
bestimmt für Hund und Katz’,
verschlang er voller Freude
mit einem lauten Schmatz.

Dieses Gedicht stammt aus einem Buch, dass ein Mann namens Jóhannes úr Kötlum vor langer Zeit geschrieben hat. Es heißt Jólin koma (Weihnachten kommt). Tryggvi Magnusson hat die Zeichnungen hierzu gemacht. Die Schwarz-Weiß-Zeichnung auf dieser Seite stammt von ihm und ist ein Foto der Originalzeichnung schon für die erste Auflage des Buches 1932. Zu jedem der Weihnachtsmänner hat er so ein Gedicht gemacht. Und da Björn diese Gedichte jetzt übersetzt hat, kannst du sie auch auf Deutsch lesen. Aber bitte nur lesen, und nicht kopieren. Außer du schickst uns eine Mail und wir schreiben dir, dass das okay ist. Das gilt natürlich auch für die Zeichnungen. Die Farbzeichnung, die der Figur auf dem Foto zugrunde liegt, stammt übrigens von Brian Pilkington.

©Gedicht Jóhannes úr Kötlum: Svanur Jóhannesson, 1932, 2012
©Deutsche Übersetzung: Björn Kozempel, 2012
Wie für alles auf dieser Website, siehe Impressum, gilt, dass eine Weiterverwertung jeglicher Art der hier angebotenen Inhalte ohne schriftliche Genehmigung der Autoren und Fotografen untersagt ist. Es sei an dieser Stelle aber nocheinmal ausdrücklich erwähnt.
Unser ausdrücklicher Dank gilt dem Sohn und Rechteinhaber des Autors, Svanur Jóhannesson für die Überlassung der Rechte, dem Übersetzer der Verse Björn Kotzempel und dem Verlag Forlagið.

Und hier sind alle 13 Weihnachtsmänner auf einen Blick:

12. Dezember    Stekkjarstaur – Schafschreck, auch Pferchpfahl genannt
13. Dezember    Giljagaur – Schaumschuft, auch Schluchtentölpel genannt
14. Dezember    Stúfur – Kurzer, auch Knirps genannt
15. Dezember    Þvörusleikir – Löffellecker, auch Kochlöffelschlecker genannt
16. Dezember    Pottasleikir – Kesselkratzer, auch Topflecker genannt
17. Dezember    Askasleikir – Schüsselschlecker, auch Essnapflecker genannt
18. Dezember    Hurðaskellir – Türenknaller, auch Türschläger genannt
19. Dezember    Skyrgámur – Skyrschlund, auch Skyrgierschlund genannt
20. Dezember    Bjúgnakrækir – Rauchwursträuber, auch Wurststibitzer genannt
21. Dezember    Gluggagægir – Fensterglotzer, auch Fenstergaffer genannt
22. Dezember    Gáttaþefur – Türschlitzschnüffler
23. Dezember    Ketkrókur – Keulenklauer, auch Fleischangler genannt
24. Dezember    Kertasníkir – Kerzenschnorrer