Am 23. Dezember kommt Ketkrókur, der Keulenklauer

Als Zwölfter der 13 Trollbrüder kommt Ketkrókur, der Keulenklauer, oder auch Fleischangler genannt, vom Hochland zu den Menschen in die Dörfer und Städte.

Ketkrókur, der Keulenklauer war erfolgreich auf Jagd. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-12-18__MG_7407_00029
Ketkrókur, der Keulenklauer war erfolgreich auf Jagd. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Keulenklauer läuft mit einem langen Haken über die Dächer um die großen Fleischkeulen aus dem Räucherkanal zu angeln. Heutzutage haben die meisten Häuser ja keinen eigenen Räucherkanal mehr, was Keulenklauer eher bedauert. Aber schließlich gibt es ja in jedem Haus Kühl- und Gefrierschränke.

Traditionell essen die Leute hier in Island am 23. Dezember Hangikjöt, das ist geräuchertes Lammfleisch. Deshalb setzt Ketkrókur auch alles daran, ausgerechnet an diesem Tag anzukommen, denn dann hängt oder liegt am meisten Fleisch in den Menschenküchen.

Keulenklauer war der schmächtigste der 13 Brüder, deshalb hat Grýla, ihre Trollmutter, ihm vor allem Fleisch gegeben, damit er doch noch groß und stark wird. Und das ist durchaus gelungen. Heute ist Keulenklauer manchmal sogar ein bisschen laut und ziemlich selbstsicher und hat eigentlich vor nichts Angst. Außer vor Gemüse, damit kann man ihn jagen. Eigentlich isst er nur Fleisch und trinkt Milch. Aber er ist eigentlich immer fröhlich.

Der Zwölfte, Keulenklauer,
vom Hochland stapfte her
am Tag vor Heilig Abend,
er liebte Fleisch so sehr.

Und durch den großen Schornstein,
wo Fleisch zum Räuchern hing,
die Keulen er behände
mit einem Haken fing.

Dieses Gedicht stammt aus einem Buch, dass ein Mann namens Jóhannes úr Kötlum vor langer Zeit geschrieben hat. Es heißt Jólin koma (Weihnachten kommt). Tryggvi Magnusson hat die Zeichnungen hierzu gemacht. Die Schwarz-Weiß-Zeichnung auf dieser Seite stammt von ihm und ist ein Foto der Originalzeichnung schon für die erste Auflage des Buches 1932. Zu jedem der Weihnachtsmänner hat er so ein Gedicht gemacht. Und da Björn diese Gedichte jetzt übersetzt hat, kannst du sie auch auf Deutsch lesen. Aber bitte nur lesen, und nicht kopieren. Außer du schickst uns eine Mail und wir schreiben dir, dass das okay ist. Das gilt natürlich auch für die Zeichnungen. Die Farbzeichnung, die der Figur auf dem Foto zugrunde liegt, stammt übrigens von Brian Pilkington.

©Gedicht Jóhannes úr Kötlum: Svanur Jóhannesson, 1932, 2012
©Deutsche Übersetzung: Björn Kozempel, 2012
Wie für alles auf dieser Website, siehe Impressum, gilt, dass eine Weiterverwertung jeglicher Art der hier angebotenen Inhalte ohne schriftliche Genehmigung der Autoren und Fotografen untersagt ist. Es sei an dieser Stelle aber nocheinmal ausdrücklich erwähnt.
Unser ausdrücklicher Dank gilt dem Sohn und Rechteinhaber des Autors, Svanur Jóhannesson für die Überlassung der Rechte, dem Übersetzer der Verse Björn Kotzempel und dem Verlag Forlagið.

Und hier sind alle 13 Weihnachtsmänner auf einen Blick:

12. Dezember    Stekkjarstaur – Schafschreck, auch Pferchpfahl genannt
13. Dezember    Giljagaur – Schaumschuft, auch Schluchtentölpel genannt
14. Dezember    Stúfur – Kurzer, auch Knirps genannt
15. Dezember    Þvörusleikir – Löffellecker, auch Kochlöffelschlecker genannt
16. Dezember    Pottasleikir – Kesselkratzer, auch Topflecker genannt
17. Dezember    Askasleikir – Schüsselschlecker, auch Essnapflecker genannt
18. Dezember    Hurðaskellir – Türenknaller, auch Türschläger genannt
19. Dezember    Skyrgámur – Skyrschlund, auch Skyrgierschlund genannt
20. Dezember    Bjúgnakrækir – Rauchwursträuber, auch Wurststibitzer genannt
21. Dezember    Gluggagægir – Fensterglotzer, auch Fenstergaffer genannt
22. Dezember    Gáttaþefur – Türschlitzschnüffler
23. Dezember    Ketkrókur – Keulenklauer, auch Fleischangler genannt
24. Dezember    Kertasníkir – Kerzenschnorrer