Impressionen vom Reykjavík Jazz Festival 2018 – Tag 2

Vom 5. bis 9. September findet zum 29. Mal das Reykjavík Jazz Festival statt. Fast alle Konzerte finden mitten in der Innenstadt an verschiedenen Orten statt. Möglichst jeweils am Folgetag werden wir hier einige Fotos der Konzerte veröffentlichen.

Nationale und internationale Größen machen bei diesem renommierten Festival gerne ihre Aufwartung. Zu den international auftretenden Musikern gehören Giulia Valle Trio, der Gitarist Ralph Towner und das Marcin Wasilewski Trio. Die Musik der beiden letztgenannten erscheinen bei ECM.

Das Festivalprogramm findet sich auf der Website des Festivals (Isländisch und Englisch).

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Reykjavik Jazz Festival 2016, Tag 2

Giulia Valle Trio

Giulia Valle (b), Marco Mezquida (p), David Xirgu (d), Dancer:

Sunna Gunnlaugs Trio & Vernero Pohjola

Sunna Gunnlaugs (p), Verneri Pohjola (tr), Þorgrímur Jónsson (b), Scott McLemore (d)

Sigurður Flosason & Lars Jansson

Sigurður Flosason (sax), Lars Jansson (p)

Impressionen vom Reykjavík Jazz Festival 2018 – Tag 1

Vom 5. bis 9. September findet zum 29. Mal das Reykjavík Jazz Festival statt. Fast alle Konzerte finden mitten in der Innenstadt an verschiedenen Orten statt. Möglichst jeweils am Folgetag werden wir hier einige Fotos der Konzerte veröffentlichen.

Nationale und internationale Größen machen bei diesem renommierten Festival gerne ihre Aufwartung. Zu den international auftretenden Musikern gehören Giulia Valle Trio, der Gitarist Ralph Towner und das Marcin Wasilewski Trio. Die Musik der beiden letztgenannten erscheinen bei ECM.

Das Festivalprogramm findet sich auf der Website des Festivals (Isländisch und Englisch).

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Reykjavik Jazz Festival 2016, Tag 1

Parade und Eröffnung

 

Agnar Már Magnússon & Lage Lund

Agnar Már Magnússon (p), Lage Lund (g)

 

Scott McLemore 4tet

Scott McLemore (dr), Pierre Percaud (g), Nico Moreaux (b), Hilmar Jensson (g)

 

Ásgeir Sigurvinsson im Interview mit in Reykjavik.is

In vielem noch immer aktuell, vor allem warum die isländische Nationalmannschaft in den letzten Jahren so Ungeheuerliches erreicht – auch bei der Fussballweltmeisterschaft 2018 in Russland. Ásgeir Sigurvinsson kommt von den Vestmannaeyja, den Westmännerinseln (Einwohner: etwas über 4.000), die vor der Südküste des isländischen Hauptlandes liegen und wurde bei einer landesweiten Abstimmung vollkommen zurecht zum „besten isländischen Fußballspieler des Jahrhunderts“ gewählt.

Hier begann die Profikarriere Ársgeir Sigurvinssons: Der Erstliga-Fußballplatz auf den (Vestmannaeyja) Westmännerinseln. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2014-06-24_P1060020_00156
Hier begann die Profikarriere Ársgeir Sigurvinssons: Der Erstliga-Fußballplatz auf den (Vestmannaeyja) Westmännerinseln. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Über seinen Heimatverein ÍBV Vestmannaeyjar, Standaard Lüttich und dem FC Bayern München entwickelte sich der begnadete Techniker mit der Rückennummer 10 zu einem legendären Führungsspieler beim VfB Stuttgart, bei dem er acht Jahre spielte. Nach seiner aktiven Zeit als Spieler blieb der „Eismeer-Zico“ zunächst als Scout beim VfB, bevor er wieder nach Island ging und dort als Vereinstrainer und danach als Sportdirektor für den isländischen Fußballverband arbeitete und schließlich Nationaltrainer wurde.

Auch heute noch, mit 61 Jahren, ist der dem Fußball verbunden. Als Miteigentümer der Isländischen Fußballakademie KAI bildet er Kinder, Jugendliche und gestandene Erstligaspieler aus.

Zum Beginn der EM 2016 nimmt sich der immer noch sportlich aussehende, sympathische Ásgeir, der schon immer ohne irgendwelche Starallüren auskam, die Zeit für ein Interview. „Komm einfach zu mir nach Hause, das ist vielleicht am einfachsten.“

Ásgeir Sigurvinsson über die Chancen des isländischen Teams bei der EM 2016. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2016-06-10_L1060225_00014
Ásgeir Sigurvinsson über die Chancen des isländischen Teams bei der EM 2016. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Die Chancen Islands bei der EM 2016

Auf dem heimischenSofa sitzend legt er gleich los.
„Ich freue mich darauf, nach Frankreich zu fliegen. Island ist zum ersten Mal bei einer Europameisterschaft dabei – das ist schon toll.
Ich kann nur hoffen, dass wir uns für die Zwischenrunde qualifizieren. Bei der EM 2016 mit 24 Mannschaften müssen nach der Gruppenphase nur sechs Mannschaften nach Hause – kann man theoretisch sogar mit nur einem Punkt weiterkommen.
Wahrscheinlich wird Portugal erster sein in unserer Gruppe.
Die besten dritten Mannschaften kommen weiter, mal sehen.“

„Wir müssen uns auf jeden Fall so vorbereiten und so spielen wie bei den Qualifikationsspielen. Wir sind als Mannschaft sehr stark aufgetreten und haben von einer gesicherten Abwehr heraus gespielt. Und wir haben Spieler im Mittelfeld und Angriff, die Tore machen können. Wir sind körperlich stark und sehr gut organsiert. Und wenn wir gegen Portugal die Abwehrreihen nicht zu weit nach vorne bringen. So haben wir auch gegen Holland zweimal gewonnen, gegen Tschechien und die Türkei geschlagen. Und wir haben auch auswärts keine großen Probleme gehabt mit dieser Mannschaft.“

„Aber unsere Vorbereitungsspiele waren nicht besonders gut,
man wird sehen, ob unsere Mannschaft sich noch steigern kann, das brauchen die jetzt.
Keiner ist verletzt, alle sind gesund. Mit Gylfi Sigurðsson und Kolbeinn Sigþórsson haben wir auch Spieler, die ein Spiel entscheiden können. Wir sind bei Standardsituationen stark und spielerisch sind wir weiter als früher. Wir haben ein paar Spieler, die gut am Ball sind. Wir sind keine überragende Mannschaft, aber wir können mit Sicherheit Österreich oder Ungarn schlagen – obwohl, die können uns auch schlagen, und das wissen wir auch. Wir brauchen etwas Glück, dass nichts Schlimmes passiert.“
„Gegen Portugal kann ich mir vorstellen, dass wir, wenn wir die erste Halbzeit zu Null spielen können, dann machen die hinten auf, und dann sehen wir mal. So haben wir auch in der Qualifikation gespielt und Mannschaften wie die Niederlande geschlagen. So einfach ist es, so einfach ist Fußball.“

Im idyllisch und doch mitten in der Stadt liegenden Stadion Laugardalsvöllur bestreitet das isländische Team seine Heimspiele (Rudi Völler wird sich erinnern). ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-05-08__MG_7805_00023
Im idyllisch und doch mitten in der Stadt liegenden Stadion Laugardalsvöllur bestreitet das isländische Team seine Heimspiele (Rudi Völler wird sich erinnern). ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

„Ich weiß nicht, ob es heute mehr Talente in Island gibt als früher. Es hat eine Weile gedauert, aber jetzt haben wir dank sei der großen Hallen und des Kunstrasens endlich auch die Möglichkeit im Winter zu trainieren und zu spielen. Die Saison ist wetterbedingt nur recht kurz, von Mai bis September, und da war es einfach sehr schwierig, das ganze Jahr über zu trainieren.
Zur Zeit haben wir eine ganze Zahl an Spielern, die im Ausland unter Vertrag stehen, und das hat uns nach vorne gebracht.“

„Und das weckt auch das Interesse der Jugend. Die sehen, dass viele Spieler, die im Ausland spielen Erfolg haben. Von unserer Nationalmannschaft spielen so ungefähr alle im Ausland, In Norwegen, Schweden, Dänemark, in der Schweiz, Belgien, Italien, England und mit Alfred Finnbogason (FC Augsburg)  und Jón Böðvarsson (1. FC Kaiserslautern) zwei ja auch in Deutschland. Seit einiger Zeit spielen auch viele Island In Holland, bei PSV Eindhoven, Ajax Amsterdam, SC Heerenveen oder AZ Alkmaar, aber die sind noch jung und noch nicht bei der Nationalmannschaft. In Holland schauen sie ziemlich genau auf Island und haben gute Ausbildungen für junge Spieler. Viele isländische Spieler haben dort angefangen und wechseln dann in größere Ligen.“

Fußballakademie KAI in Reykjavík – Unabhängigkeit und jede Menge internationale Profi-Erfahrung

Ásgeir Sigurvinsson – noch immer mit Herz für den Fußball unterwegs, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2016-06-10__MG_0427_00007
Ásgeir Sigurvinsson – noch immer mit Herz für den Fußball unterwegs, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

„Zusammen mit Eiður Smári Guðjohnsen, der 2006 bis 2009 beim FC Barcelona spielte und mit seinen 37 Jahren jetzt auch bei der EM noch als Spieler dabei ist, seinem Vater Arnór Guðjohnsen, Ex-Spieler von unter anderem RSC Anderlecht in Belgien und bei Örebro SK in Schweden, Guðni Bergsson, ehemals Spieler von u.a. Bolton Wanderers und Alt-International, und Logi Óalfsson, dem ehemaligen Nationaltrainer betreibe ich seit zwölf Jahren die Isländische Fußball Akademie KAI (Knattspyrnuakademía Íslands).“

„Wir operieren dabei vollkommen unabhängig vom Isländischen Fußballverband und den Vereinen und bieten außerhalb der Saison, die durch unser arktisches Klima naturbedingt recht kurz ist, im Herbst, Winter und Frühjahr mehrere dreiwöchige Trainingseinheiten für Fußballer an. Außerdem haben wir eine Fußballschule in Selfoss, in der wir viermal in der Woche ein Training anbieten.“

„Damit bewegen wir doch einiges. So kommen im Juli fünf Trainer vom FC Barcelona um eine Woche lang nur mit Mädchen zwischen neun und 14 Jahren zu trainieren. Wir hatten so auf 200 Mädchen gehofft. Schon eine halbe Stunde, nachdem wir das bekannt gemacht hatten, hatten sich schon 300 Mädchen angemeldet und mussten wir die Liste leider schließen.
Da werden die 300 isländischen Mädchen doch eine Super-Woche erleben!“

„Überhaupt kam unser Angebot schon von Anfang an sehr gut an. Zu uns kommen auch Spieler aus der ersten isländischen Liga, Männer und Frauen, die sich weiterentwickeln wollen. Sie werden entweder von ihren Vereinen ermuntert zu kommen, oder sie tun dies aus eigenem Antrieb.
Praktisch alle Spieler, die jetzt mit der Nationalmannschaft in Frankreich bei der EM sind, haben auch Lehrgänge bei uns besucht.“

„Selbstverständlich haben wir Kontakt mit den Vereinstrainern und Spielerberatern, wir mischen uns da aber nicht ein. Natürlich kennt hier jeder jeden und spricht man miteinander aber wir achten doch sehr darauf, dass wir uns nicht einmischen und bewahren so unsere Unabhängigkeit gegenüber den Vereinen, Spielerberatern und dem Verband.“

Ásgeir Sigurvinsson und der VfB Stuttgart

„Der VfB ist immer nur so gut wie Ásgeir Sigurvinsson spielt.“ – ARD Sportschau, 1984

Im Laugardalsvöllur werden während der Saison auch jede Woche Ligaspiele ausgetragen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-05-07__MG_7720_00007
Im Laugardalsvöllur werden während der Saison auch jede Woche Ligaspiele ausgetragen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

„Als ich noch aktiv war, hatte ich keinen Spielervermittler, die gab es zwar schon, aber ich brauchte das nicht, ich habe ja nicht oft gewechselt.“

„Bei Bayern München war ich nur ein Jahr, weil ich mich beim belgischen Pokalfinale am Ende der Saison bevor ich zu Bayern ging, am Innenband des Knies verletzt habe. Ich war dann bei Dr. Müller-Wohlfahrt und Hans-Jürgen Montag in Behandlung und konnte deshalb ich die Vorbereitung nicht mitmachen. Trotzdem habe ich noch 17 Spiele in der Saison 1981–82 gespielt und wurden wir Deutscher Pokalsieger und standen im Endspiel im Europapokal der Landesmeister. Ich hätte bleiben können, konnte mir aber nicht vorstellen, in München zu bleiben und vielleicht nicht spielen zu können. Es war eine schöne Zeit, aber ich hätte sicher noch ein Jahr gebraucht, um mich dort wirklich etablieren zu können. Und so bin ich mit Kurt Niedermayer von Bayern zum VfB Stuttgart gewechselt. Später wollte mich Bayern wieder zurück haben, aber das wollte ich dann nicht mehr. Ich habe mich in Stuttgart einfach wohlgefühlt.“

„Helmut Benthaus, der neue Trainer des VfB Stuttgart, ist bei einem Länderspiel Island gegen die Schweiz auf mich aufmerksam geworden und hat den VfB-Bossen gesagt, dass er mich unbedingt haben möchte. Und so bin ich 1982 beim VfB gelandet und 1984, mit der legendären Mannschaft um Helmut Roleder, Karlheinz Förster, Bernd Förster, Günther Schäfer, Karl Allgöwer, Guido Buchwald und Hermann Ohlicher mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister geworden.“

„Ich habe immer noch eine gute Beziehung zum VfB, bin noch jedes Jahr mindestens zweimal dort, sehe meine alten Mitspieler, und hatte 2015 die Ehre, sogar die Verdienstmedaille in Gold des Vereins zu erhalten.“

Dass ein Verein wie der VfB Stuttgart in der 2. Liga spielt, das geht eigentlich nicht.

Der frühere Nationspieler Ágeir Sigurvinsson wird bei den Gruppenspielen seiner Nationalmannschaft im Stadion in Frankreich mitfiebern. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2016-06-10_L1060224_00013
Der frühere Nationspieler Ágeir Sigurvinsson wird bei den Gruppenspielen seiner Nationalmannschaft im Stadion in Frankreich mitfiebern. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

„Deshalb sehe ich auch die aktuelle Entwicklung mit dem Abstieg mit Sorge. Dass so ein Verein wie der VfB Stuttgart nur in der 2. Bundesliga spielt, das geht eigentlich nicht. Ich sage nur, der Fehler beim VfB ist immer der gleiche gewesen: Die denken nicht groß genug.“

„Mit Mercedes-Benz und den anderen großen Stuttgarter Firmen sollte man doch andere Möglichkeiten haben. Normalerweise sollte der VfB ein Club wie die Bayern sein. Aber das liegt wahrscheinlich an der schwäbischen Mentalität, dass man nicht zuviel ausgeben möchte.“

„Dabei denke ich mir, man sollte lieber Qualität statt Quantität kaufen, aber das ist das Problem gewesen. Und das man nicht in der Lage ist, seine besten Spieler zu behalten. Wenn es so bleibt, dann wird der VfB nicht besser. Und wenn da Leute sitzen die sagen, sie können das nicht, dann sind da die falschen Leute am Ruder.“

„Warum ist Wolfsburg mit Volkswagen so erfolgreich? Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Chef von Daimler glücklich ist, wenn Wolfsburg nach Stuttgart kommt und 0:4 gewinnt – in der Mercedes-Benz Arena! Das passt nicht.“

„Ágeir Sigurvinsson wir brauchen Sie in der Nationalmannschaft. Wollen Sie nicht Deutscher werden? – Ich bin Isländer und bliebe Isländer“ – Interview in der ARD Sportschau noch auf dem Platz, direkt nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1984.

Ásgeir Sigurvinsson kommt noch regelmäßig nach Stuttgart. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2016-06-10_L1060230_00020
Ásgeir Sigurvinsson kommt noch regelmäßig nach Stuttgart. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

„Insgesamt war ich mit meiner Familie 16 Jahre in Stuttgart. Nach meiner aktiven Zeit als Spieler In Stuttgart habe ich dort einen Getränkemarkt eröffnet. In der Zwischenzeit habe ich den verpachtet. Zum Getränkemarkt kam ich über Reinhold Zech, der von 1968 bis 1975 als Profi für den VfB spielte, und in der Zwischenzeit im Vorstand von Bad Liebezeller Mineralwasser war.“

„Als die Kinder größer wurden, sind wir dann doch wieder zurück nach Island und habe ich zunächst für den KSÍ, den Isländischen Fußballverband gearbeitet. 2003 haben sie mich dann gefragt, ob ich Nationaltrainer werden wollte. Eigentlich wollte ich das nicht, aber es dann bis 2005 doch gemacht.“

„Über den KAI habe ich natürlich immer noch sehr gute Beziehungen zu Spielern und Verband und bin dort immer willkommen. Und so werde ich sie sicher auch besuchen, wenn ich am Sonntag nach Frankreich fliege und mir die Gruppenspiele unserer Nationalmannschaft anschaue.“

Die Sommersonnenwende

Schon Wochen vorher rumort es in der Stadt. Alle freuen sich auf diesen Tag, so scheint es, wie auf Weihnachten. Nur, dass die Freude sich jetzt im Sommer im Freien abspielt. Mit ein wenig Glück strahlt Tag und Nacht die Sonne, und wir bei dem feierlustigem Völkchen der Isländer auch anderweilig die Nacht zum Tag.

Die Harpa, um ein Uhr nachts im warmen Sonnenlicht, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 011-06-22__MG_1236_00045
Die Harpa, um ein Uhr nachts im warmen Sonnenlicht

Am Tag der Sommersonnenwende (jeweils dem 20., 21, oder 22. Juni) erreicht die Sonne ihren Höchststand am Horizont, steht also am entferntesten vom Äquator. Die Sonne steht dann über dem nördlichen Wendekreis, was dazu führt, dass auf und nördlich dieses Wendekreises an diesem Tag (bzw. in dieser Nacht) die Sonne nicht untergeht. Reykjavík (und ganz Island) liegen ein wenig unter dem nördlichen Wendekreis, was zur Folge hat, dass die Sonne zwar für eine kurze Zeit vom Horizont verschwindet, aber gleich danach auch wieder auftaucht. Dunkel wird es deshalb aber keineswegs. Es bliebt die ganze Nacht über taghell, wie auch in den Wochen davor und danach.

Die Hallgrímskirkja mit Leifur Eiriksson, taghell mitten in der Sommernacht, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2011-06-16__MG_0974_00239
Die Hallgrímskirkja mit Leifur Eiriksson, taghell mitten in der Sommernacht,

Darum auch, dass sich manche aus Verzweiflung Aluminiumfolie auf die Fenster kleben, um endlich einmal wieder richtig schlafen zu können und keine Insomnia (Schlafkrankheit) zu bekommen.

Die meisten Isländer stört die Sonne nachts aber nicht sonderlich. Sie sind daran gewöhnt – auch um im Sommer viel länger draußen zu feiern. Auch junge Kinder dürfen im Sommer nachts draußen sein. Erst im Herbst steht dann in der Zeitung wieder ein Artikel, der darauf hinweist, dass junge Kinder ab sofort wieder um 22:00 Uhr zu Hause sein müssen.

Isländer leben stark mit den Jahreszeiten. Was bleibt einem auch anderes übrig. Schließlich gibt es im Winter kaum Licht und kann es unangenehm kalt werden. Dafür bleibt es im Sommer, mit dem Höhepunkt der Sommersonnenwende, die ganze Nacht über taghell und genießt man das Leben so viel wie möglich draußen.

Sobald es die Temperaturen auch nur bedingt zulassen, und sei es unter Zuhilfenahme eines Heizstrahlers auf einer Caféterrasse draußen zu sitzen, wird dieses Angebot gerne angenommen.

Straßenperformance im mittsommerlichen Reykjavik, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-06-21_Straßentheater_4_00001
Straßenperformance im mittsommerlichen Reykjavik

In der Stadt ist von einer Sommerpause nichts zu merken. Plätze werden zu sommerlichen Begegnunsstätten umgebaut, Teile der Laugavegur und Skólavörðustígur, sowie die Bankastræti werden zu Fußgängerbereichen umgeodelt, verteitl in der Innenstadt werden Parkbänke zum Verweilen aufgestellt. Aber es gibt auch aktie Überaschungen: Manche Schüler nehmen an kulturellen Projekten teil, bei denen sie die Menschen in der Stadt mit Musikauftritten und kurzen Performances überraschen. Man sollte sich also nicht wundern, wenn beispielsweise auf einmal eine Gruppe gänzlich in weiß gekleideter Jugendlicher wie Fische bei einer Fußgängerampel die Straße auf dem Bauch robbend überquert. Oftmals sind diese Momente auch witzige Motive um auf die digitale Fotoplatte zu bannen.

Zwar werden die Tage ab jetzt ja wieder kürzer. Trotzdem freut sich jetzt ertmal jeder auf den bevorstehenden Sommer – denn über den ganzen Monat Juli sind die meisten Büros und Geschäfte geschlossen und haben die meisten hier ihren Sommerlaub.

Der isländische Nationalfeiertag: 17. Juni 1944

Der zähe Kampf um die Unabhängigkeit des Landes fand mit den Feierlichkeiten zur Gründung der Republik am 17. Juni 1944 seinen krönenden Abschluss. An diesem regennassen und kalten Tag wurde an historischer Stätte die Republik Island ausgerufen.

An historischer Stätte, dem Lögberg (dem Gesetzesberg) in Þingvellir wurde 1944 die Unabhängigkeit Islands ausgerufen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-06-15__MG_0478_00134
An historischer Stätte, dem Lögberg (dem Gesetzesberg) in Þingvellir wurde 1944 die Unabhängigkeit Islands ausgerufen.

Die Zeit von der Besiedlung des Landes (ab 870 n. Chr.) bis 1180 wird als eine erfolgreiche und friedliche Zeit gesehen, in der es gelang, das Land zu besiedeln und große Entdeckungsfahrten zu machen. Das Land war unterteilt in Godentümer und wichtige Entscheidungen und gerichtliche Urteile wurden in Thing-Treffen gefällt. Was das gesamte Land betraf wurde auf dem Althing (Alþingi), einer Versammlung aller Godentümer, entschieden. Während des Alþingi des Jahres 1000 wurde auch der Übertritt zum christlichen Glauben beschlossen.

Ein Gemälde in den Räumen des Alþingi, dem heutigen Parlament, setzt auf Gesprächsbereitschaft. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2011-06-17__MG_1005_00006
Ein Gemälde in den Räumen des Alþingi, dem heutigen Parlament, setzt auf Gesprächsbereitschaft.

Gegen Ende des 12. Jahrhunderts begann eine Periode blutiger Familienfehden, die zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führten, in deren weiterer Entwicklung die norwegischen Könige ihren Einfluss in Island beständig verstärken konnten und 1262 wurde schließlich ein Vertrag unterzeichnet, der Island der norwegischen Krone unterstellte. Da das norwegische Reich sich vom heutigen Norwegen bis an die Westküste Grönlands erstreckte, lag Island sozusagen in der Mitte des Reiches. Etwa 200 Jahre später, als das norwegische Reich an das dänische Reich vererbt wurde, lag Island weit weg abseits und allein am Westrand des Reiches. Von diesem Zeitpunkt an war die Insel Teil des dänischen Königreichs.

Nationaltrachten werden am Nationalfeiertag mit Stolz getragen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, IMG_1983__2010-06-17_16-41-01_aA
Nationaltrachten werden am Nationalfeiertag mit Stolz getragen.

Während die Isländer sich immer als ein eigenständiges Volk mit einer eigenen Sprache sahen, waren die Menschen über lange Zeit nicht sehr politisch interessiert. Doch im 19. Jahrhundert erstarkte ein Nationalbewusstsein, das sich zu einer Unabhängigkeitsbewegung entwickeln sollte. Besonders Jón Sigurðsson setzte sich unermüdlich für eine Ablösung des Landes von Dänemark ein, doch wollte Dänemark die Insel nicht so einfach aufgeben.

In zähen Verhandlungen konnten die Isländer den Dänen nach und nach Selbstbestimmungsrechte abringen, bis schließlich 1874 ein Kompromiss geschlossen werden konnte, bei dem das Alþingi gesetzgebendes Organ und einer der Minister der dänischen Regierung Minister für Island wurde.

1918 wurde dann ein weiterer Meilenstein erreicht, als Island  zu einem unabhängigen Staat unter der Krone Dänemarks wurde, dessen Außenpolitik von Dänemark bestimmt werden sollte. Island sollte sich demnach neutral aufstellen und keine Militärmacht unterhalten. Bis 1920 war auch der dänische Oberste Gerichtshof für Island zuständig.

Ein Bildnis Jón Sigurðssons aus Anlass des Nationalfeiertags mit Schleife in den Nationalfarben geschmückt. © Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2011-06-17__MG_1066_00066
Ein Bildnis Jón Sigurðssons aus Anlass des Nationalfeiertags mit Schleife in den Nationalfarben geschmückt.

Im Zweiten Weltkrieg setzte Island auf seine Neutralität und seine abgeschiedene Lage. Ein Angebot der Briten, eine Schutzmacht zu senden, wurde abgelehnt. Als Dänemark dann im April 1940 von deutschen Truppen besetzt wurde, entschlossen sich die Briten jedoch, die strategisch wichtige Insel zu besetzen, wo sie am 10. Mai landeten. 1941, also noch bevor die USA offiziell in den Krieg eingetreten waren, wurde mit Unterstützung der Briten ein Abkommen vereinbart, nach dem die USA künftig den Schutz der Insel übernehmen sollten. 25.000 britische und 60.000 amerikanische Soldaten wurden in Island stationiert und die großen Bauvorhaben (die Flughäfen in Keflavík und Reykjavík, sowie die dazugehörige Infrastruktur) brachten Geld, Arbeit und Wohlstand.

Viele strömen am Nationalfeiertag in Nationaltracht in die Innenstadt. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, IMG_1615__2010-06-17_11-59-52_aA
Viele strömen am Nationalfeiertag in Nationaltracht in die Innenstadt.

Das Alþingi nahm gleich nach der Besetzung Dänemarks eine Resolution an, die besagte, dass der dänische König nicht mehr Staatsoberhaupt sein könne und übertrug seine Befugnisse der Regierung. Ein Teil der Politiker wollte sich sofort von Dänemark lösen, ein anderer fand es etwas schäbig, die Situation so auszunutzen, und so entschied man sich dann erst 1943 dafür, sich vom Vertrag mit Dänemark loszusagen. Damit hatte man sozusagen eine Art Ehrenfrist den Dänen gegenüber eingehalten. In einem Referendum im Mai 1944, mit einer ungeheuren Wahlbeteiligung von 98,6 %, stimmte nur ein halbes Prozent der Wähler gegen die Unabhängigkeit.

So wurde am 17. Juni 1944, am Geburtstag Jón Sigurðssons, in einer Zeremonie in Þingvellir, also an der Stelle, an der traditionell das Alþingi zusammengekommen war, die Republik Island ausgerufen. Die riesige Menschenmenge von mehreren Tausend Besuchern hatte sich nicht durch kaltes und nasses Wetter abhalten lassen. Sveinn Björnsson wurde zum ersten Präsidenten ernannt.

Der Schauspieler Ingvar Eggert Sigurðsson liest am Nationalfeiertag Texte von Jón Sigurðsson im Alþingi, dem isländischen Parlament. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz
Der Schauspieler Ingvar Eggert Sigurðsson liest am Nationalfeiertag Texte von Jón Sigurðsson im Alþingi, dem isländischen Parlament.

Seit diesem Tag ist der 17. Juni der Nationalfeiertag, der mit einem Gottesdienst und einer öffentlichen Gedenkfeier mit Reden, Chorgesang und Gedichten beginnt, was dann in den gemütlichen Teil übergeht, bei dem Geselligkeit, Spaß, Musik und Tanz im Vordergrund stehen. Der Tag verläuft meist sehr entspannt und in der ganzen Innenstadt trifft man Freunde, Bekannte und Verwandte. Natürlich hoffen alle, dass das Wetter auch mitspielt, so dass man einen schönen Tag draußen erleben kann.

Wie der Tag 2016 abläuft, was es wo zu sehen und zu feiern gibt, findet sich hier auf der offiziellen englischsprachigen Site. Die Festivitäten für die ganze Familie konzentrieren sich auf den Austurvöllur (den Parlamentsplatz) und die Straßen darum herum, die Harpa und die Ufer des Tjörnin, dem Stadtsee am Rathaus.

20 Jahre 12 Tónar

Im April 1998 öffnete 12 Tónar zum ersten Mal seine Türen. Der Plattenladen entwickelte sich schnell zu einem Magneten für alle, die sich für Musik interessieren, einfach nur hören oder auch selbst machen. Zum 20. Geburtstag hat 12 Tónar eine Kampagne bei PledgeMusic gestartet mit exklusiven LP-Pressungen, Postern isländischer Künstler und Künslerinnen, einschließlich Sigur Rós und Björk, und vielem mehr.

Es wird sogar geheiratet im 12 Tónar: Jóhannes mit einem Foto des frisch vermählten australischen(!) Paares. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2018-02-12_L1490176_00019
Es wird sogar geheiratet im 12 Tónar: Jóhannes mit einem Foto des frisch vermählten australischen(!) Paares. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Jetzt hat 12 Tónar zum 20-jährigen Jubiläum ein Kampagne bei PledgeMusic gestaret. Dort gibt es erste LP-Pressungen, alte Plakate von Sigur Rós und Björk, ein Abendessen mit den 12 Tónar-Eigentümern (wer sie kennt, weiß, das wird ein unvergesslicher Abend werden), Taschen, T-Shirts, ein neues Buch über 20 Jahre 12 Tónar mit Widmung und vieles mehr.

Als Musikliebhaber und Musikliebhaberin lohnt es sich unbedingt, einen Blick auf die Kampagneseite zu werfen:

https://www.pledgemusic.com/projects/12-tonar-20-years-of-12-tonar

Das markante mit Wellblech verkleidete Holzhaus in der Skólavörðurstígur. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2009 09 10
Das markante mit Wellblech verkleidete Holzhaus in der Skólavörðurstígur. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Die teils einmaligen Angebote (signierte LPs, Vintage-Plakate und vieles mehr) sind wohl auch nur deshalb möglich weil sich 12 Tónar in den vergangenen Jahren auch als Musikproduzent einen Namen gemacht. So haben sie die ersten Alben produziert von in der Zwischenzeit international so erfolgreichen Künstlern und Künstlerinnen wie Eivør, der erst kürzlich unerwartet verstorbene Golden Globe-Gewinner Johannes Johannesson, Hilmar Örn Hilmarsson, Samaris, Víkingur Heiðar Óalfsson, Rökkurró, Mugison, Ölof Arnalds und weitere.

In der Zwischenzeit verkaufen 12 Tónar nicht nur CDs sondern auch (wieder) jede Menge Vinyl. Johannes und Lárus, die beiden Eigentümer und ihr Kollege Einar sind beflogene Musikliebhaber. Sie kennen praktisch alle Musiker und wissen, was in der isländischen Musikszene gerade so alles läuft – oder eher: Sie sind mittendrin und mit ihnen ihr Laden. Schließlich gibt es regelmäßig kleine, intime Konzerte im Laden in der Skólavörðurstígur mitten in der Stadt mit isländischen Musikern. Außerdem dient es als Off-Venue für gratis Konzerte während des Icelandic Airwaves-Festivals.

Immer für ein gutes Gespräch und einen Scherz zu haben. Lárus im Hörsessel. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2014-11-05_P1120097_00009
Immer für ein gutes Gespräch und einen Scherz zu haben. Lárus im Hörsessel. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Die Kampagne läuft nur noch bis zum 5. Juni, Interessierte sollten also schnell ihre Auswahl treffen.

Und natürlich lohnt es sich, wenn man in der Stadt ist, auch immer, einen Besuch im Laden abzustatten. Die Auswahl an isländischer Musik ist äußerst vielfältig – außerdem machen  Jóhannes, Einar und Lárus ihren Kunden auch gerne Ratschläge – von Mensch zu Mensch und nicht irgendein Algorithmus der nur kühl berechnet ausgehend von was man schon mal gehört hat. Hier kann man sich die Zeit nehmen und genießen. So mancher Musikladen auf dem Kontinent kann sich auch eine Scheibe vom großen Angebot an klassischer Musik und vor allem Jazz abschneiden. Wer Qualität, in welchem Genre auch immer,  sucht, wird hier sicherlich fündig.

Viel Spaß beim Stöbern, fragen, fachsimpeln und mit der PledgeMusic-Kampagne online.

Sumardagurinn fyrsti – Der erste Sommertag

Während in anderen Ländern der Winter langsam übergeht in den Frühling und dieser sich dann, wenn sich die Erde genug erwärmt hat, wandelt in den Sommer, gibt es in Island keine solchen sanften Übergänge. Hier gibt es zwei Jahreszeiten, Sommer und Winter, die je sechs Monate dauern.

Nur die Ruhe bringts – Sommergenuss. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-06-28__MG_6606_00046
Nur die Ruhe bringt’s – Sommergenuss.

Der erste Sommertag, Sumardagurinn fyrsti, ist der erste Donnerstag nach dem 18. April und es ist gleichzeitig der erste Tag des Monats Harpa. Zwar beginnt der Sommer in Island noch zu einer recht kalten Zeit des Jahres. Dennoch war dies immer ein sehr erfreuliches Ereignis, denn es bedeutete, vor allem in früheren Zeiten, dass man die schweren Wintermonate überstanden hatte. Ein wichtiger Hinweis auf einen guten Sommer war tatsächlich, ob Sommer und Winter aneinanderfrieren. Dazu stellte man am Vorabend des ersten Sommertages eine Schale mit Wasser nach draußen. Wenn sich darauf am nächsten Morgen eine Eisschicht gebildet hatte, dann verhieß dies einen guten Sommer.

Alte Bräuche, die mit diesem Tag verbunden sind ähneln ein bisschen den Gepflogenheiten zum Ersten Mai. Es war ein Tag, der den jungen Frauen und Kindern gewidmet war. Es war auch ein guter Tag für junge Männer einem Mädchen zu zeigen, wem sie zugeneigt waren. An diesem Tag wurde nicht gearbeitet, es wurde gefeiert, die Tiere wurden für diesen Tag nach draußen gebracht und es gab sogar Sommergeschenke, lange bevor es Weihnachtsgeschenke gab.

Schmeckt im Sommer doppelt gut – das Trolleis aus der Ísbuðin Laugalæk. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-05-05__MG_7299_00022
Schmeckt im Sommer doppelt gut – das Trolleis aus der Ísbuðin Laugalæk.

Sumardagurinn fyrsti ist immer noch ein Feiertag, der häufig schon mit Festen und Parties am Vorabend eingeläutet wird. Die meisten Geschäfte sind an diesem Tag dann auch geschlossen. Aber das macht den meisten Isländern nichts aus, denn sie nutzen den Tag, um ihren Garten auf Vordermann zu bringen. Alle zieht es nach draußen und überall werden die Flaggen aufgezogen. Außerdem gibt es meist vieles zu erleben. Reykjavík bietet 2016 ein vielfältiges Programm. Und mit ein bisschen Glück spielt das Wetter ja mit.

Dieser Tag markiert auch den Zeitpunkt, an dem man die Sommerkleidung aus dem Schrank holt. Ab jetzt sollte man sich nicht darüber wundern, dass die Jugendlichen nur mit T-Shirts bekleidet auf der Straße herumlaufen. Der Rest ist vielleicht nicht im T-Shirt unterwegs, aber alle dicken Kleidungsstücke sind definitiv verschwunden. Und das völlig unabhängig von den Temperaturen.

Ob die ABlenkung dem chachspiel unter freiem Himmel wohl gut bekommt? ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-05-03__MG_7125_00158
Ob die Ablenkung dem Schachspiel unter freiem Himmel wohl gut bekommt?

In wirklich guten Jahren sind in der Natur bereits vor dem Sommeranfang erste grüne Spitzen und zarte Gewächse zu sehen, aber es kann auch durchaus vorkommen, dass es noch weit in den Sommer schneit oder stürmt. Richtig zur Blüte kommt der Sommer etwa ab Mitte/Ende Mai. Dann bricht das Grün der Natur explosionsartig heraus. Als Besucher stellt man auch immer wieder erstaunt fest, dass in isländischen Parks und Gärten sehr viele Frühjahrsblüher, Sommerblumen, Obst- und Gemüsesorten gleichzeitig zu bewundern sind, während diese im deutschsprachigen Raum in ganz verschiedenen Monaten heranwachsen. Der Sommer in der Natur ist kurz aber vor allem, wenn man eine Schönwetterperiode erwischt, unvergesslich. Schon alleine wegen des unvergleichlichen Lichts und der Mitternachtssonne.

In diesem Sinne wünschen wir allen: Gleðilegt sumar – einen frohen Sommer!

Konudagur – der Frauentag

Den Valentinstag kennt man zwar auch in Island, doch hat er dort nicht die gleiche Bedeutung wie in den angelsächsischen Ländern. Höchstens für die Ladenbesitzer, die gerne jede Gelegenheit nutzen, neue Trends zu verkaufen. Auf der Insel ist die isländische Version, wobei ein Valentinstag auf zwei isländische Tage, nämlich bóndadagur und konudagur, verteilt wird, von weitaus größerer Bedeutung. Wobei verkaufstechnisch der Frauentag (konudagur) sehr viel mehr hergibt, denn da kommen dann doch noch mal die ganzen Valentinstagartikel zum Einsatz.

Zum Konudagur gibts Blumen, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2011-08-25__MG_8438_00159
Zum Konudagur gibts Blumen …

Konudagur, der immer auf einen Sonntag zwischen dem 18. und 25. Februar fällt, ist der erste Tag des Wintermonats Góa. Der Monat Góa löst den Monat Þorri ab, der ja von den eigenartigen Speisen des þorrablóts einen unvergesslichen Eindruck hinterlässt. Der erste Tag des Monats Þorri (Ende Januar) ist bóndadagur (von bóndi = Bauer, Landwirt), der den Männern gewidmet ist. Am konudagur wird von den Männern erwartet, dass sie ihren Frauen ein Frühstück ans Bett bringen, einen Blumenstrauß, Schokolade oder etwas anderes Schönes schenken, einen tollen Kuchen kaufen und da der Tag auf einen Sonntag fällt, sollte es schon auch ein besonderes Essen geben. Entweder alles zusammen oder wenigstens ein, zwei Dinge aus dieser Liste. Die Zeitungen stehen voll von Anregungen, so dass jedem etwas einfällt.

Am Konudagur dürfen Rosen nicht fehlen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz , IMG_3857__2009-05-24_16-38-05_aA
… und da sollten Rosen nicht fehlen.

Der Tag hat in der Art, wie er jetzt gefeiert wird, keine allzu lange Tradition. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts kommt der Name konudagur vor. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lag die Betonung auf einem besonderen Essen. Das könnte allerdings auch mit christlichen Traditionen zusammenhängen, schließlich ist der Anfang des Monats Góa öfter mal der letzte Sonntag vor der Fastenzeit. Erst in den 1970er Jahren kamen die Blumensträuße hinzu, die inzwischen aber schon einigermaßen üppig ausfallen sollten.

Älter ist die Tradition am Vorabend des jeweiligen Tages Þorri oder Góa wie gute Gäste hereinzubitten und zu bewirten. Schließlich waren dies die beiden harten Wintermonate, in denen es normalerweise am kältesten war, da konnte es sicher nicht schaden, die Götter den Bewohnern des Bauernhofes wohlgesonnen zu stimmen. Doch wer diese beiden Monate überstanden hatte, durfte sich auf den kommenden Sommer freuen. Und in diesem Sinne macht in modernen Zeiten gut Wetter, wer die Frau des Hauses zum Strahlen bringt.

Þýskir kvikmyndadagar – die Deutschen Filmtage in Reykjavik 2018

Zum neunten Mal schon finden dieses Jahr die Deutschen Filmtage in Reykjavík wie üblich im Februar statt: In Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft in Reykjavík und dem Goethe Institut in Kopenhagen im einzigen Programmkino der Insel, Bíó Paradís in der Innenstadt vom 2.–12. Februar 2018.

Das Bíó Paradís in der Hvervisgata in Reykjavík, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-03-18_Deutsche Filmtage_7_00001
Das Bíó Paradís in der Hverfisgata in Reykjavík, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Wie jedes Jahr sind die aktuellen Produktionen sorgfältig ausgewählt. Der aufseheneregendste Film dieses Jahr dürfte wohl In the Fade mit Faith Akin und Diane Kruger sein, der gerade den Golden Globe gewonnen hat. Außerdem werden gezeigt: Die deutsch-österreichische Koproduktion Wilde Maus, In Zeiten des abnehmenden Lichts (mit Bruno Ganz), die Dokumentation Buys, Der junge Karl Marx und nochmals der Eröffnungsfilm des letzten Festivals, Toni Erdmann.

Das gesamte Programm der Þýskir kvikmyndadagar findet man online unter diesem Link. Dort kann man auch Karten vorbestellen. Die Broschüre zum Festival findet sich hier.

Jede Menge Süßigkeiten und Verpackungen zum Rascheln, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-03-18_Deutsche Filmtage_3_00006
Jede Menge Süßigkeiten und Verpackungen zum Rascheln, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Auf der Website des Kinos finden sich Trailer zu allen Filmen und alle Anfangszeiten. Dort kann man seine Eintrittskarten zu jeweils 1.600 ISK auch online kaufen, ansonsten vor Ort an der Abendkasse.
Alle Filme werden auf deutsch mit englischen Untertiteln gezeigt.
Die gemütlichen Lobbys mit alten Sofas und Stühlen, vorne und hinten lassen einen gerne auf einen Drink vor oder nach dem Film verweilen.
O ja: Wer gerne Popcorn ist, dem sei gesagt, dass  Popcorn in Island meist mit Salz und nicht mit Zucker bestreut wird. Also vorher besser nachfragen.

Gröndalshúsið – Das frühere Wohnhaus eines isländischen Phänomens

Benannt nach seinem berühmtesten Bewohner Benedikt Gröndal, wurde das altehrwürdige Holzhaus im Zentrum der Stadt als Museum zugänglich gemacht.

Benedikt Gröndal
Benedikt Gröndal

Der ehemalige Bewohner Benedikt Sveinbjarnarson Gröndal wurde am 6. Oktober 1826 in Bessastaðir (der heutigen Residenz des isländischen Präsidenten) als Sohn des dortigen Rektors der Lateinschule und Poeten Sveinbjörn Egilsson und dessen Frau Helga Gröndal geboren.
Benedikt Gröndal studierte in Kopenhagen und war der erste Isländer, der im Fach Altnordisch einen Studienabschluss erzielte.
Er war schon zu Lebzeiten berühmt in Island und ein Phänomen. Der Mann mit der Tolle hatte viele Talente und Berufe:
Er war Lyriker und Prosaautor. Seine Bücher zeichneten sich aus durch seinen Humor, seine Geschichtstreue und Aufrichtigkeit. Seine Autobiografie, die erst nach seinem Tod erschien, gilt bis heute als Klassiker der isländischen Literatur;

Benedikt Gröndal mit signifikanter Frisur
Benedikt Gröndal mit signifikanter Frisur

Er arbeitete als Übersetzer (unter anderem übersetzte er den Homer aus dem Griechischen);
Er lehrte Altnordisch;
Er war Typograf und hat eine Anleitung zum Schreiben in lateinischen Buchstaben verfasst;
Er war ein angesehener Naturwissenschaftler und der erste Direktor des Isländischen Museums für Naturgeschichte;
Er arbeitete als Zeichner und Maler. Dabei hat er unzählige Vögel und andere Tiere die in Island ansässig sind, als auch einheimische Pflanzen gemalt. Diese Zeichnungen gelten heute noch als Meisterwerke und sind in Buchform erhältlich.
Nachdem der Tausendsassa mehrere Male zwischen Kopenhagen und Reykjavik umgezogen war, hat er schließlich das Haus an der Vesturgata 16b gekauft und dort bis zu seinem Lebensende am 2. August 1907 gelebt.

Das Haus

Das restaurierte Gröndalshúsið am neuen Ort. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2017-06-25_L1170181_00003
Das restaurierte Gröndalshúsið am neuen Ort. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Gröndal schrieb einmal über sein Haus: „Ein rotes Haus, zwei Stockwerke und sonderbar, das wegen seiner Form mehrere Spitznamen bekam: ‚Die Kiste’, ‚die Konsole’, ‚der Schreibpult’, da es in diesem Land nun einmal üblich ist, alles was man verhohnepipeln kann auch verhohnepipelt wird.“
Vor allem aber, und dies verschweigt der Autor hier moderat, wurde das Haus, 1881 errichtet und 1888 von ihm erworben, schon zu seinen Lebzeiten nach seinem Einwohner Gröndalshúsið, das Gröndalshaus, genannt.

Im Museum von Benedikt Gröndal, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2017-09-14_L1250306_00143
Im Museum von Benedikt Gröndal, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Nach seinem Tod verfiel das Holzhaus zusehends, und so entschied sich die Stadt schließlich im Jahr 2006 mit Hilfe einiger Investoren, das Haus aufzukaufen und zu renovieren. Nun geschieht dies mit den wenigen alten, ehrwürdigen Holzhäusern aus dem 19. Jahrhundert die es in Reykjavík noch gibt, des Öfteren und wird so gehandhabt, dass das Haus als Ganzes aus seinem Fundamenten gehievt und an einem anderem Ort gründlich renoviert wird, bevor man es an seinem neuen Bestimmungsort mit großem Kran und Volksauflauf, wieder als Ganzes auf neue Fundamente stellt.

Benedikt Gröndal war ein kreativer Tausendsassa. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2017-09-14_L1250313_00146
Benedikt Gröndal war ein kreativer Tausendsassa. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Die Leser der Kriminalromane von Arnaldur Indriðason (äußerst lesenswert!) mögen sich erinnern: Wie so oft in seinen Büchern gibt der Autor, von Haus aus Historiker, mehr oder weniger verborgene literarische Hints. In Frevelopfer erinnert sich Elingborg, wie sich Erlendur einmal mächtig darüber aufgeregt hat, dass das Haus hier abgetragen wurde und vermeintlich ein einsames und verlassenes Dasein im Geschichtsmuseum Árbær, weit draußen im Osten der Stadt führen sollte.
Soweit sollte es, im doppelten Sinne, glücklicherweise nicht kommen. Das Gröndalshús steht jetzt an seinem neuen Ort nur ein paar Schritte von seinem ursprünglichen entfernt, an der Ecke zwischen Mjóstræti und Fischersund und damit noch immer im ältesten Viertel der Stadt, Vesturbær, Weststadt, sozusagen am Westend der Innenstadt.

In Island war und ist Benedikt Gröndal auch als Naturzeichner bekannt und beliebt beliebt. Im Museum von Benedikt Gröndal, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2017-09-14_L1250320_00149
In Island war und ist Benedikt Gröndal auch als Naturzeichner bekannt und beliebt beliebt.
Im Museum von Benedikt Gröndal, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Die Stadt hat das Gröndalhús mit dem Ortswechsel auch einer neuen Bestimmung übergeben.
Die Reykjavík Unesco City of Literature verwaltet dabei das Gebäude und macht es so zu einen lebendigen kulturellen Betrieb inmitten der Hauptstadt.

Seit dem Sommer 2017 fungiert das Haus als kleines Museum über seinen berühmtesten Bewohner, gespickt mit vielen Informationen vor allem über den Schriftsteller und Naturzeichner Benedikt Gröndal. Die multimedialen Informationen gibt es auf Isländisch und Englisch.
Auch finden hier Literaturlesungen und Kulturevents statt.
Im oberen Stockwerk sind zwei Büroräume untergebracht, die kreativen Unternehmen für eine Zeit lang zu relativ günstigen Mieten zur Verfügung gestellt werden. Im Untergeschoss können ausländische Autoren eine Zeit lang im Residency Flat wohnen und arbeiten.