Das isländische Alphabet

“If you want cash, all you get is ash” (Wenn du Geld willst, kriegst du nur Asche): Dieser witzige Spruch machte die Runde, als die Krisenstimmung in Island ihren Höhepunkt erreicht hatte, weil die Isländer gerade gegen die Rückzahlungsbedingungen des ersten Icesave-Vertrages gestimmt und sich damit den Unmut der Europäer zugezogen hatten, und dann auch noch durch den Ausbruch des Eyjafjallajökull die Flughäfen in Europa stillgelegt wurden. Warum ist es witzig? Weil es im isländischen Alphabet kein C gibt!

Namenstassen, oben männliche, unten weibliche isländische Vornamen, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-07-21_Namenstasse_2_00006
Namenstassen mit männlichen und weiblichen isländischen Vornamen, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Wenn man im isländischen Telefonbuch einen Namen sucht und nichts findet, dann könnte es sein, dass man den hübschen Accents auf den Selbstlauten nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt hat, oder den Buchstaben an der falschen Stelle im Alphabet sucht. Im Isländischen gibt es offiziell 32 Buchstaben, obwohl C, Q, W und Z fehlen. Dafür sind durch die Accents eine ganze Menge Buchstaben hinzugekommen, die alle extra zählen wie Á, É, Í, Ú, Ý und das Alphabet hat noch ein paar extra Buchstaben zu bieten, nämlich Ð, Þ, Æ und Ö.

Die Laute der fehlenden Buchstaben wurden von anderen Buchstaben ersetzt: C durch K, Q durch die Kombination Hv, die ausgesprochen wird wie Qu, und W durch V, das wie ein W ausgesprochen wird. Folglich wird aus der Coca Cola, die ja auch Coke genannt wird, im Isländischen kók, was sich exakt wie im Englischen anhört, eine heiße Quelle heißt hver und Waffeln sind vöfflur.

Isländische Hausschilder, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2011-08-25__MG_8720_00433
Isländische Hausschilder

Das Z, das denselben Klang hatte wie das S, wurde 1974 abgeschafft, weil es zu undeutliche Regeln gab, wann man welchen Buchstaben verwendet. Jetzt kommt das Z noch ganz selten in alten Namen vor und die konservative Tageszeitung Morgunblaðið verwendet es in ihrem politischen Leitartikel.

Bei den Selbstlauten tut man sich als Ausländer teilweise schwer, die Unterschiede gut zu hören, beispielsweise wird das Í ausgesprochen wie ein I, das isländische I dagegen ist dunkler und neigt etwas zum E. Dasselbe gilt für Ý und Y, die wie die beiden Í und I Laute ausgesprochen werden. Bei U und Ú ist der Unterschied deutlicher: U wird Ü ausgesprochen und Ú als U. Das Ó wird wie schon oben erwähnt zu einem OU wie in Coke und dem É hat man ein J vorangestellt, also klingt es ungefähr JÄ.

Auch typisch isländisch: Skoþurrkari – Schuhtrockner mit Timer, für zwei Paar Schuhe, ©Sabine Burger, Alexander, 2012-09-05_Schuhtrockner_00008
Auch typisch isländisch: Skóþurrkari – Schuhtrockner mit Timer, für zwei Paar Schuhe

Der zusätzliche Buchstabe Æ wird AI ausgesprochen und unterscheidet sich deutlich von EI oder EY. Wenn man also Reykjavík ausspricht, wie man das im Deutschen gewohnt ist, hört der Isländer RÆKJAVÍK  und denkt: “Von welchen Garnelen in welcher Bucht reden wir denn jetzt?”, denn rækja bedeutet Garnele und vík Bucht.

Typisch für das Isländische sind auch die Buchstaben Eth (Ð) und Thorn (Þ), die wie das englische TH ausgesprochen werden. Diese sind noch übrig geblieben vom mittelalterlichen Altnorwegisch, von dem das Isländische abstammt. Durch die isolierte Lage veränderte sich die isländische Sprache weniger als die anderen skandinavischen Sprachen, wo Eth beispielsweise zum D geworden ist.

Das Alphabet in isländischer Reihenfolge:

A, Á, B, D, Ð, E, É, F, G, H, I, Í, J, K, L, M, N, O, Ó, P, R, S, T, U, Ú, V, X, Y, Ý, Þ, Æ, Ö