Radfahren in Reykjavík

Unter den Einheimischen erfreut sich das Radfahren immer größerer Beliebtheit und auch die Stadt selbst tut viel dafür, die Bewohner zu ermutigen, vom Auto auf das Rad umzusatteln. Doch nicht nur die Einheimischen auch Touristen entdecken die Vorteile, schließlich bietet ein Fahrrad eine exzellente Möglichkeit nicht nur die alte Innenstadt, sondern auch die weiter weg liegenden Bezirke der Stadt kennenzulernen.

Auf dem Weg entlang des Meeres Richtung Grótta können nach einem Sturm schon mal heraufgespülte Steine den Weg erschweren. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-03-15__MG_3867_00005
Auf dem Weg entlang des Meeres Richtung Grótta können nach einem Sturm schon mal heraufgespülte Steine den Weg erschweren.

Es muss gesagt werden, sich auf ein Rad zu schwingen, erfordert in Reykjavík einigen Enthusiasmus. Zunächst ist da das Wetter, das nicht immer mitspielt. Es kommt schon öfter mal vor, dass es regnet oder starker Wind herrscht. Aber mit einer guten Ausrüstung ist dies ein erfrischender Zeitvertreib. Also eine wind- und wasserdichte Jacke und gegebenenfalls auch eine ebensolche Hose machen das Radfahren sehr viel angenehmer. An kühlen Tagen können eine Mütze und Handschuhe ganz angenehm sein. Einheimische tragen normalerweise auch einen Fahrradhelm. Eingefleischte Radfahrer geben auch im Winter nicht auf und rüsten ihre Reifen dann mit Spikes aus, so dass man auch noch bei Eis und Schnee vorankommt.

Im Sommer wird die Laugarvegur und Skólavörðurstígur teilweise zur Fußgängerzone – inklusive Wink mit Zaunpfahl. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-07-24__MG_8653_00053
Im Sommer wird die Laugarvegur und Skólavörðurstígur teilweise zur Fußgängerzone – inklusive Wink mit Zaunpfahl.

Was den Verkehr betrifft, fahren in Reykjavík zwar weniger Autos als in den meisten Großstädten, doch sind diese noch nicht wirklich an Radfahrer gewöhnt und scheinen sich manchmal auch nicht wirklich im Klaren über die Ausmaße ihrer Blechkarossen zu sein. Was bedeutet, dass sie entweder einen riesigen Abstand halten und in großem Bogen um die Radfahrer herumfahren, oder sie nehmen Verkehrsteilnehmer auf einem Fahrrad überhaupt nicht wahr, zum Beispiel weil sie damit beschäftigt sind, während des Fahrens zu telefonieren, SMS-Berichte zu schreiben oder zu lesen. Da kann man sich ja dann wirklich nicht immer vergewissern, dass da nicht irgendwo ein Radfahrer auftaucht. Und ja, wir reden hier tatsächlich über die Fahrer und nicht die Beifahrer. Als Radfahrer sollte man außerdem bedenken, dass Blinker nur sehr spärlich zum Einsatz kommen, man muss also immer damit rechnen, dass ein Auto abbiegt, ohne dies vorher den werten Kollegen-Verkehrsteilnehmern mitzuteilen.

So steil ist es hier gar nicht (aber gegen die Einbahnstraßenrichtung, was lange nicht alle abhält, die Laugarvegur auch hoch zu radeln). ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-07-24__MG_8627_00043
So steil ist es hier gar nicht (aber gegen die Einbahnstraßenrichtung, was lange nicht alle abhält, die Laugarvegur auch hoch zu radeln).

In den letzten Jahren werden in jedem Jahr neue Radwege angelegt, doch verbinden diese vor allem die Außenbezirke mit der Innenstadt. Schöne Radwege führen am Meer entlang und auch in den Naherholungsgebieten der Stadt kann man prima radeln. Innerhalb der Innenstadt gibt es fast keine gesonderten Radwege, weshalb ein Teil der Leute auf der Straße fährt und ein Teil auf den Gehwegen. Dann sollte man allerdings gut auf die Fußgänger achten. Beides ist möglich und zulässig. Gibt es Strecken, wo sich Radfahrer und Fußgänger die Straße teilen, ist oft der schmalere Teil der Radweg.

Für die Fahrrad-Freaks, die Schnee und Eis auf dem Drahtesel trotzen gibts Reifen mit Spikes. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2009 09 10
Für die Fahrrad-Freaks, die Schnee und Eis auf dem Drahtesel trotzen gibts Reifen mit Spikes.

Inzwischen gibt es verschiedene Möglichkeiten, Räder zu leihen und auch das Angebot an geführten Radtouren wird ständig erweitert. (Eine Beispielfahrt durch die Innenstadt ist hier beschrieben, aber immer mehr Reiseveranstalter bieten außer Wander-, Bus- und Jeeptouren auch Fahrradtouren durch die isländische Natur.) Auf einer kleineren Tour durch die Stadt könnte man dann zum Beispiel ins Laugardalur fahren, das Schwimmbad, den Streichelzoo oder den botanischen Garten besuchen. Dazu kann man entweder Laugavegur folgen, die von der Innenstadt zum Laugadalur führt. Daher hat die Straße auch ihren Namen, denn es war der Weg, den die Frauen nahmen, um in den heißen Quellen (laugar) ihre Wäsche zu waschen. Oder man folgt eine Zeit lang dem Radweg nördlich am Meer entlang und biegt erst später ab in Richtung Schwimmbad und Laugardalur. Mit dem Rad lassen sich auch all die größeren Einkaufsmöglichkeiten wie Skeifan, Kringlan, die zu Fuß doch ein bisschen zu weit entfernt sind, leicht besuchen.

Für eine kurze erfrischende Runde eignet sich auch die Tour zum Leuchtturm von Seltjarnarnes. Schnelle Radler sausen zum Leuchtturm und zum Golfplatz und an der anderen Seite des Meeresarmes wieder zurück. Wer sich mehr Zeit nehmen will, besucht die Halbinsel Grótta, auf der der Leuchtturm steht (bitte auf die Gezeitentafel achten, denn der Fußweg dorthin wird bei Flut überspült), sammelt Muscheln oder genießt einfach in den Dünen geschützt vor dem Wind die Sonne. Während der Brutsaison der Wandervögel (ca. Mitte Mai bis Ende Juli) darf Grótta allerdings nicht besucht werden, dann bleibt aber noch der Strand und der unvergleichliche Blick auf den Leuchtturm in einer milden Mittsommernacht. Und ein Fußbad in der heißen Quelle kurz vor dem Parkplatz beim Leuchtturm (neben der typisch aussehenden Fischerhütte) ist auch sehr wohltuend.

Bis zur nächsten Fahrrad-Saison ... ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2008 03
Bis zur nächsten Fahrrad-Saison …

Ein sehr beliebtes Naherholungsgebiet ist Elliðaárdalur. Von der Innenstadt aus radelt man dazu am südlichen Strand vorbei am Stadtstrandbad Nauthólsvík und gelangt so über das Fossvógsdalur zum Fluss Elliðaár. Diese grüne Zone ist von Rad- und Spazierwegen durchkreuzt. Da, wo die Kinder im Wasser rumtoben, wärmt übrigens eine warme Quelle den Fluss etwas auf. Man kann eine kurze Runde drehen (was übrigens auch viele Jogger tun) oder längere Zeit dem Flussverlauf folgen bis man zu dem See Elliðavatn kommt, der bereits an das nächste wichtige Naherholungsgebiet Reykjavíks angrenzt: Heiðmörk. Das etwa 3000 ha große Lavafeld bietet eine typisch isländische Landschaft und sogar ein paar Bäume, allerdings muss man hier zum Teil auch auf Schotterstraßen fahren, dafür ist es recht leichtes Gelände, denn es gibt hier keine Berge zu bewältigen.

Diese Vorschläge verschaffen hoffentlich einen Eindruck, welch schöne Ecken sich mit dem Rad in der Stadt entdecken lassen.