Hans und Ada Verheul unterwegs in Island mit ihrem Event Support Vehicle

Massig, kraftvoll und selbst für isländische Verhältnisse überdimensioniert – der eigens umgebaute MAN-Truck von Hans Verheul und seiner Frau Ada, die schon seit Jahren (unter anderem während der Rallye Paris–Dakar) als Service-Team für die Truppe um den Rennfahrer Mike van Eikeren arbeiten. Bei ihrer Erkundung durch Island sprach inReykjavik mit den beiden renommierten Off-Roadern aus Holland.

Das Event Support Vehicle mit dem Hans und Ada auch während der Paris–Dakar Rally unterwegs sind. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-07-29__MG_9267_00010
Das Event Support Vehicle mit dem Hans und Ada auch während der Paris–Dakar Rallye unterwegs sind.

Hans ist schon zum dritten Mal in Island. Das erste Mal mit einem Freund, das zweite Mal mit seiner Tochter und jetzt endlich mit seiner Frau. “Eigentlich wollte ich unsere Flitterwochen hier verbringen, aber Ada fand es hier immer zu kalt. Jetzt haben wir den Truck, müssen also nicht mehr im Zelt schlafen, und dann hat sie es doch auch mal gereizt.”
“Ja”, sagt Ada, “ich habe lieber die Hitze in der Wüste, aber ich muss sagen, dass mich die Natur hier in Island wirklich mehr als entschädigt. Die Wasserfälle, der Geysir, das ist schon alles sehr spektakulär.”
“Auch mich fasziniert dieses Land, sonst würde ich ja nicht immer wieder mal vorbeikommen. Deshalb haben wir dieses Mal auch die Möglichkeit erkundet, ob wir hier in der Zukunft vielleicht ein Safari-Rennen veranstalten können”, erzählt Hans.

Hans fühlt sich in seinem selbst entworfenen Aufbau sichtlich wohl. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-07-29__MG_9275_00018
Hans fühlt sich in seinem selbst entworfenen Aufbau sichtlich wohl.

“Wir fahren schon seit 16 Jahren beinahe jedes Jahr in die Sahara. Am Anfang einfach nur aus Abenteuerlust. Wir sind auf ‘Expedition’, so hat sich das damals für uns angefühlt.”
Und Ada fährt fort: “Unser Sohn Jan Joris war ein ganz begnadeter Rennfahrer. Er wurde sogar niederländischer Meister in einem Aston Martin in der G4-Klasse. Und so haben wir immer mehr Jungs aus der Rennfahrerwelt kennengelernt. So ist auch unser Kontakt zu Mike van Eikeren entstanden, der uns aufgrund unserer Erfahrung in der Wüste fragte, ob wir nicht während des Rennens Teil seines Teams sein wollen.”

Das Cockpit des MAN ist gespickt mit modernster Technik. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-07-29__MG_9280_00022
Das Cockpit des MAN ist gespickt mit modernster Technik.

Während Hans während einer Rally alles um das Team Van Eikeren organisiert und regelt, fungiert Ada als eine Art ‘Mutter Oberin’, wie Hans es nennt. Sie sorgt sich um das Wohlbefinden der Fahrer. “Da kann es auch um so ganz kleine Dinge wie Augentropfen gehen. Niemand hat die dann, außer Ada, und das wissen die Jungs. Deshalb schauen hier auch schon mal Fahrer von anderen Teams vorbei und halten ein Pläuschchen.

An unser Auto als Event Support Vehicle (Unterstützungsfahrzeug) werden immer höhere Ansprüche gestellt”, erzählt Hans. “Darum sind wir auch so froh mit unserem selbst umgebauten MAN-Truck. Als Ingenieur habe ich den Aufbau selbst entworfen. Was den Wagen so besonders macht ist das hintere Fenster, das über die gesamte Breite geht und das wir über 90 Grad hochklappen können. Oft stellen wir den Wagen mit der Schnauze in den Wind, und dann können wir bei offenem Fenster die Aussicht genießen, wo auch immer wir stehen.

Das Panorama-Fenster im Heck gewährt eine großzügige Aussicht und genug Frischluft. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-07-29__MG_9271_00014
Das Panorama-Fenster im Heck gewährt eine großzügige Aussicht und genug Frischluft.

Aus Sicherheitsgründen haben wir auch das gesamte Anschlusssystem des Trucks nach innen verlegt. Es gibt, außer der Abwasserleitung für das WC, und den Tankstutzen, keinen Anschluss, der von außen erreichbar wäre. Wir fühlen uns einfach sicherer, wenn uns niemand aus Versehen was in unser Trinkwasser gießen kann. Und zwischen Führerhaus mit doppelter Kabine, in der sich auch noch ein Bett befindet, und dem Aufbau haben wir eine Art verriegelbare Sicherheitsschleuse, durch die wir im Notfall schnell in den jeweils anderen Teil des Trucks hindurchschlüpfen können.”
“Außerdem”, sagt Ada, “heizen wir hier nicht mit Gas sondern mit Diesel. Das gilt sowohl für die Heizung als auch für den Kochbereich. Wir haben also keine Gasflaschen an Bord. Da denken vielleicht manche, na ja, das ist etwas übertrieben. Aber als wir auf der Safari ‘Chile Argentinien’ auf 5000 Meter Höhe übernachtet haben, waren wir die einzigen, die kochen konnten. Gas entzündet sich in der dünnen Luft einfach nicht mehr.”

Dieses Problem hat man in Island natürlich nicht. Aber für unerfahrene Pistenfahrer ist das Autofahren in Island eine oft unterschätzte Herausforderung.
“Es ist schon interessant zu sehen”, sagt Hans, “dass viele, die hier einen Jeep mieten und vielleicht zum ersten Mal in einem 4×4 fahren, oder sogar zum ersten Mal auf einer richtigen Schotter- und Stein-Strecke fahren, sich schlicht und ergreifend zu schnell und zu angespannt über die Oberfläche quälen. Wenn man auf solch einem Untergrund fährt, muss man das mit Ruhe und Übersicht tun. Sonst gerät man schnell ins Rutschen und liegt in der Böschung. Man muss wissen, was man tut, man muss den Untergrund anfühlen und gut wissen, wie das Auto reagiert.

Bei Paris–Dakar sind die Vermeldung von Name und Blutgruppe an den Türen des Fahrerhauses vorgeschrieben. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz. 2012-07-29__MG_9295_00031
Bei Paris–Dakar sind die Vermeldung von Name und Blutgruppe an den Türen des Fahrerhauses vorgeschrieben.

Wir waren hier im Hochland, das ist eine Steinwüste. Was die Fahrfertigkeit anbelangt, sind das sehr ähnliche Bedingungen wie in der Sahara. Dort versucht man, möglichst nicht auf tiefem Sand fahren zu müssen, weil man oft nicht weiß, ob und wie der Sand sich bewegen kann. Genauso wie man hier vermeidet auf Gletschereis zu fahren. Wir kennen die Tücken der Gletscher nicht, also versuche ich, die Gefahr, stecken zu bleiben oder gar in eine Gletscherspalte zu fallen, zu vermeiden. Genauso wie wenn ich mir in der Sahara nicht sicher bin, ob ich der Sanddüne vor mir trauen kann oder nicht. Im Grenzfall ist die Entscheidung eindeutig: umdrehen. So einfach ist das.”