Wenn die meisten Isländer Mitte August aus den Sommerferien zurückkommen, rüstet sich Reykjavík zum kulturellen Großereignis des Jahres. Am 18.08. findet die sogenannte Menningarnótt statt, eine Kulturnacht, die ihresgleichen sucht. Tausende Besucher strömen in die Innenstadt von Reykjavík, um kostenlos Kultur zu genießen. Unzählige kleine Veranstaltungen finden auf den Straßen und Plätzen von Reykjavík statt, aber auch in Gärten, Galerien, Geschäften, Hinterhöfen, Privathaushalten und Kulturhäusern.
Von der Stadt Reykjavík 1996 ins Leben gerufen, wird die Kulturnacht Menningarnótt in diesem Jahr zum 17. Mal abgehalten und die Innenstadt von Reykjavík erneut zum Brodeln bringen. Denn eines ist sicher: Die Menningarnótt gehört zu den größten kulturellen Ereignissen Islands, wo an nur einem Tag bis zu 100.000 Besucher in die Stadt strömen. Jeder kann sich bewerben und zum vielseitigen Kulturprogramm beitragen. Zudem vergibt ein speziell für diese Nacht eingerichteter Kulturfonds großzügige Förderungen an Einzelpersonen oder Gruppen, die ein interessantes Veranstaltungskonzept umsetzen möchten.
Die ganz Sportlichen beginnen den Tag mit dem Reykjavíkurmaraþón. Außer der vollen Marathondistanz können dabei auch 3 und 10 km gelaufen werden, sowie ein halber Marathon. Außerdem können sich Teams bestehend aus 2 oder vier Teilnehmern im Relayrace die Marathonstrecke aufteilen. Start und Ziel liegen auf der Lækjargata mitten im Zentrum vor dem weißen Gebäude der Menntaskólinn í Reykjavík. Kinder von 0–8 Jahren können im Park Hljómskalagarður neben de mTjörnin-Teich am Lauf der Kindersendung Lazy Town teilnehmen und mit oder ohne Eltern zwischen 700–1500 m zurücklegen. Dieses sportliche Großereignis bringt fast 10.000 erwachsene Teilnehmer und etwa 4000 Kinder auf die Beine.
Bevor die größeren Kulturveranstaltungen am frühen Abend den Startschuss geben, beginnt die Menningarnótt für die meisten Isländer schon am Nachmittag mit dem gemütlichen Waffelkaffee (isl. Vöfflukaffi) 14-16 Uhr. Dabei öffnen viele Isländer die Pforten ihrer Häuser und Gärten und laden die Besucher zu frischen Waffeln und heißem Kaffee ein. Oft möchte man sich nicht entgehen lassen, eine der großen Villen oder wunderschönen Gärten in der Innenstadt zu betreten, die einem sonst verschlossen bleiben. Die Veranstalter sind immer gastfreundlich und offen für ein interessantes Gespräch.
Sei es die Oper im Friseursalon oder der Männerchor im Supermarkt. Jeder wird auf seine Kosten kommen. Bekannte isländische Bands geben kleine, kostenlose Konzerte auf den zahlreichen Bühnen. Die größte Bühne wird wie immer auf dem Arnarhóll stehen, direkt neben dem Ministerrat, wo sich die Zuschauer auf den Rasen setzen, um der Musik zu lauschen. Darüber hinaus erwartet die Besucher allerlei Kleinkunst und Aktivitäten für Kinder an jeder Ecke der Stadt. Da lohnt es sich, einfach so durch Reykjavík zu spazieren und an fast jeder Straßenecke in der Innenstadt kleine, kulturelle Schätze für sich zu entdecken und zu genießen. Überraschungen sind garantiert!
Übrigens wird während der Kulturnacht auch das Reykjavíker Jazz Festival eröffnet. Nach der offiziellen Verkündung des Programms um 18 Uhr im KEX-Hostel, wird es eine Jazz-Parade zum Konzerthaus Harpa geben, an der jeder mit seinem eigenen Instrument teilnehmen kann. In der Harpa wird dann auch das Eröffnungskonzert stattfinden, und später am Abend werden Jazzklänge auch im Café Haiti zu hören sein.
Der Höhepunkt jeder Kulturnacht ist zweifellos das gigantische Feuerwerk, welches immer um 23 Uhr im Hafen vom Reykjavík gezündet wird. Viele Besucher kommen schon frühzeitig an die Uferpromenade Sæbraut, um sich die beste Aussicht auf das Wasser zu sichern, wenn die bunten Raketen vor der Kulisse des Hausberges Esja in die Luft geschossen werden. Wenn die Familien dann langsam nach Hause gehen, feiert die Jugend auf den Straßen und Plätzen von Reykjavík noch bis spät in die Nacht hinein.
