Reitausflug auf einem Islandpferd

Wie Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen einen Ausflug auf dem Rücken eines Islandpferdes genießen können. Was man alles (nicht) mitbringen sollte, und was es mit diesem Tölt, der besonderen Gangart des Islandpferdes auf sich hat.

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. ©theicelandichorse.is, OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.

Mehrere Anbieter rund um Reykjavík bieten solche Touren an, die normalerweise einen guten halben Tag in Anspruch nehmen.
Der erfahrene Reiter, die erfahrene Reiterin mag es mir nachsehen, dieser Artikel wurde von einem Pferde-Laien geschrieben, der hofft, nicht nur auf dem Pferd selbst, sondern auch im Text dieses Artikels für Kenner keine allzu komische Figur gemacht zu haben.

Bergljót Rist, oder einfach Begga, Eigentümerin von Íslenki Hesturinn, ist unsere Herrin der Ställe.
Sie reitet, seit sie Kind ist, hat in Dänemark Tiermedizin studiert, ist ausgebildete Reiseführerin und leitet Reitergruppen auch auf großen Touren über mehrere Tage.

Dass sie weiß, was sie tut, wird recht schnell deutlich. Sie nimmt sich Zeit, um die Grundbegriffe des Reitens im Allgemeinen und auf einem Islandperferd, oder auch schlicht nur Isländer, im Besonderen zu erklären. Das macht sie informativ und mit dem nötigen Schuss Humor in ihrer liebevoll eingerichteten Hütte, in der wir im Kreis sitzen. Da muss dann schon mal eine alte Milchkanne als Pferd herhalten, wenn sie erklärt, wie man die Zügel hält und wie man sie am besten verwendet, um deutlich mit dem Pferd zu kommunizieren.

Für eine bessere Balance gilt es die Arme Immer schön unten zu halten. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-03-29__MG_0479_00020
Für eine bessere Balance gilt es, die Arme Immer schön unten zu halten.

Begga nimmt sich Zeit, geht auf alle Fragen ein, beantwortet diese, bis sich alle mit der Materie vertraut gemacht haben. Sie versteht es dabei, es den erfahrenen Reitern nicht langweilig werden zu lassen (so ist beispielsweise auf einem Islandpferd ist die Sitzhaltung eine etwas andere als auf anderen Pferden), und gleichzeitig den Anfängern ein Gefühl des Vertrauens zu geben. Und da sie gerne Reiter hat, die aktiv mit dem Pferd kommunizieren und nicht nur einfach aufsitzen und sich vom Pferd reiten lassen, machen ihre Ausführungen auch Sinn.

Zum Reitausflug sollte man gutes Schuhwerk tragen, das einen Absatz hat (also z.B. keine Turnschuhe), sodass man im Steigbügel einen besseren Halt hat. Um Helm, Handschuhe und Schlechtwetterkleidung braucht man sich jedoch nicht zu kümmern, diese werden vom jeweiligen Anbieter gestellt.

Dann geht es durch die Ställe, in denen ihre fast 30 Pferde untergebracht sind, hinaus aufs Gehöft. Begga weist jeder/m sein/ihr Pferd zu, diese werden von ihren Mitarbeitern, worunter auch ihr Mann Sven, gesattelt. Man macht sich mit seinem Pferd vertraut, steigt auf (auch das macht Begga vor), und kann dann noch im umzäunten Geläuft sein Pferd ein bisschen kennenlernen, ein wenig üben, loslaufen, anhalten, links, rechts, kurz Vertrauen gewinnen.

Auf dem Pferd durch isländische Vulkanlandschaft. ©theicelandichorse.is, OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Auf dem Pferd durch isländische Vulkanlandschaft.

Dann geht es los. Wir reiten als eine Gruppe von zwölf Leuten, von Anfängern bis Pferdenarren und begleitet von Begga und drei ihrer Mitarbeiterinnen, ins gegenüber den Ställen liegende Naturschutzgebiet Heiðmörk, einem von Lavafeldern und Vulkankratern durchzogenen Gebiet außerhalb der Hauptstadt, das auf der Riftzone der amerikanischen und der euro-asiatischen Kontinentalplatte liegt. Bizarre Gesteinsformen wechseln sich hier mit roter Erde ab. Da Begga auch offizielle Reiseführerin (Tourguide) ist, lernt man unterwegs auch zu verstehen, was man zu sehen bekommt. Da man als Anfänger leicht überfordert ist, sich auf dem Sattel zu halten, dem Pferd einigermaßen vernünftige Anleitungen zu geben und auch noch fotografieren zu wollen, ist es durchaus eine Erleichterung, dass Begga und ihr Íslenki Hesturinn-Team während der Tour Fotos machen, die sie allen Mitreitern über E-Mail schicken wird.

Begga hilft nicht nur beim Reiten, sondern weist nebenbei auch auch isländische Naturfänomene hin. ©theicelandichorse.is, OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Begga hilft nicht nur beim Reiten, sondern weist nebenbei auch auch isländische Naturphänomene hin.

Doch warten wir alle auf das ganz Besondere des Islandpferdes: den Tölt, die Gangart, die fast nur diese Pferderasse beherrscht. Zwar könnten im Prinzip alle Pferde diese Gangart lernen, doch ist diese Aufgabe ein hartes Brot. Die Fähigkeit Tölt zu gehen wird vor allem vererbt, es bedarf einer genetischen Veranlagung.
Das Besondere am Tölt ist, dass das Pferd zu jeder Zeit mit mindestens einem Fuß den Boden berührt, und zwar abwechselnd ein und zwei Füße. Das führt zu einer außerordentlich komfortablen Sitzhaltung im Sattel: Es scheint gar so, als flöge man tief über dem Boden. Der Rücken des Pferdes bleibt auch vertikal ruhig, mit dem Ergebnis, dass man auf dem Sattel nicht mehr hin- und herhoppelnd das Pferd im Gehen oder Laufen unterstützen muss.
Es kommt einem auch so vor, als ob das Pferd es mag, in dieser Gangart zu gehen. Und so werden die Perioden, in denen wir im Tölt durch die isländische Landschaft reiten, immer länger und der Ausritt immer angenehmer. Islandpferde sind kräftig, ausdauernd, recht kälteunempfindlich und in ihrem Wesen gutartig, was dem unerfahrenen Reiter durchaus zu Gute kommt und ihm die Möglichkeit gibt, den Ausflug auch tatsächlich zu genießen.

Es gibt viele Farben, die ein Islandpferd haben kann. Auch das ist eine Besonderheit dieser Rasse. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-03-29__MG_0495_00032
Es gibt viele Farben, die ein Islandpferd haben kann. Auch das ist eine Besonderheit dieser Rasse.

Erfahrene Reiter, die mit dem Gedanken spielen, einen Teil ihrer Reitsachen mit nach Island zu nehmen, sollten beachten, dass es überhaupt nicht gerne gesehen wird, wenn man seine eigene Reiterkleidung oder den Sattel von zu Hause mitbringt: Islandpferde in Island werden nicht geimpft. Deshalb besteht bei importiertem Material, besonders, wenn es nicht peinlichst gesäubert wurde, immer die Gefahr einer ansteckenden Krankheit. Deshalb dürfen Islandpferde, die die Insel einmal verlassen haben, auch nicht mehr zurückgebracht werden.

Um das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde zu finden, hat man bei einem solchen Reitausflug ungefähr eineinhalb Stunden, ob Regen oder Sonnenschein. Im Ganzen ist man einen guten halben Tag vom Abholen bis zum Wieder-Zurückgebracht-Werden beschäftigt. Kinder sollten nicht zu klein und zu jung sein, der Ausflug empfiehlt sich aber ansonsten nicht nur alleine oder zu zweit, sondern auch für die ganze Familie.