Wir befinden uns noch immer im stillgelegten Kohlekraftwerk Toppstöðin in Reykjavík. Dort befindet sich hinter der großen Turbinenhalle der Übungsraum von Árstíðir. Ragnar Ólafsson, der Pianist der Band, mit dem inReykjavik.is das Interview führt, ist guter Dinge. Die frisch gepresste CD kam vor ein paar Tagen an und mit dem Resultat sind er und der Rest der Band mehr als zufrieden.
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Árstíðir in Deutschland
„Nach Deutschland sind wir zum ersten Mal 2011 gefahren. Wir wurden dort eingeladen, um auf dem Bardentreffen in Nürnberg, einem wirklich riesiges Musikfestival, zu dem Tausende von Leute kommen, zu spielen.
Da geschahen zwei Dinge, die uns sehr überraschten. Schon während des Soundchecks kam jemand auf uns zu und kaufte eine CD. Genau in dem Moment lief der Festivalleiter vorbei und meinte, das habe er ja wohl noch nie gesehen, dass eine Band schon beim Soundcheck und nicht erst nach einem Konzert CDs verkaufen kann.“
„Ein anderer, der das sah, war Christian Pliefke, der Chef des deutschen Labels Beste Unterhaltung. Er sah sich auch unser Konzert an. Nach dem Konzert haben wir dann 400 CDs verkauft. Kannst du dir das vorstellen? Und wir hätten noch viel mehr verkaufen können! Wir haben einfach alle CDs, die wir nach Deutschland mitgenommen haben an einem einzigen Tag verkauft! Christian stand daneben, hat nur noch den Kopf geschüttelt und gesagt, dass er hier nicht weggeht, bevor wir einen Vertrag mit ihm geschlossen haben – das haben wir dann auch getan. Und wir arbeiten auch heute noch immer zusammen – unser neues Hvel wird am 6. März 2015 in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei seinem Label Beste Unterhaltung erscheinen.“
Das Wuppertal-YouTube Video
„Auf unserer zweiten oder dritten Tour in Deutschland haben wir am 13. September 2013 vor voller Hütte auch im BürgerBahnhof in Wuppertal gespielt. Das Konzert fand gleich neben dem Bahnhof statt. Nach dem Konzert haben wir noch ein Bierchen getrunken, uns mit Fans unterhalten, CDs signiert. Von dort konnte man direkt in diese Bahnhofshalle und einige von uns liefen da rüber und waren gleich fasziniert von diesem Hall dort.“
„Und wir dachten, wow, haben einen D-Moll Akkord gesummt, und haben dann einfach spontan dieses alte isländische Lied Heyr, himna smiðir (Höre, Himmelsschmied) gesungen. Dieses Lied, dessen Text aus dem frühen 13. Jahrhundert, dessen Melodie aber erst aus dem 20. Jahrhundert stammt, und andere Chorlieder verwenden wir oft zu Anfang unserer Proben oder auf Tour im Auto, um unsere Stimmen zu trainieren.
Unsere Freundin Linda Iliste, sie hat, als sie noch in Island lebte, auch einiges an PR für uns getan, war so geistesgegenwärtig, ihr Handy zu zücken, das Ganze aufzunehmen und auf You Tube zu stellen.
In der Zwischenzeit wurde dieses Video auf YouTube fast 4 Millionen mal angeklickt!“
Kickstarter
„Wir waren bei einem Seminar, das IMX (Iceland Music Export), eine Organisation, die sich um die Verbreitung isländischer Musik im Ausland kümmert, zweimal jährlich für isländische Musiker organisiert. Dort war auch jemand, der sich mit Crowdfunding auskannte. Wir hatten schon länger die Idee, unser neues Album über Crowdfunding zu finanzieren. Unser letztes Album haben wir über einen Kredit finanziert, für den Daniel sogar eine Bürgschaft auf sein Appartement gegeben hat. So etwas wollten wir einfach nicht nochmal machen.“
„Freunde von uns, eine russische Band, hatten es auf Kickstarter ein halbes Jahr vor uns versucht und haben uns dazu ermuntert, es auch zu probieren. Ihr schafft das schon, haben sie gemeint.
Dann haben wir uns bei Kickstarter eingeschrieben. Man muss ganz schön viel Arbeit verrichten, bevor man wirklich mit einer Kampagne loslegen kann. So haben wir schon in der Vorbereitung vier Videos und drei Musikvideos dafür gedreht.“
„Natürlich hat uns der Erfolg, wir haben mit 1.568 Backern weit mehr, nämlich 345% von dem erhalten, was wir in erster Instanz für die Produktion des Albums nötig hatten. Was wir uns allerdings überhaupt nicht realisierten, war, wie großzügig wir Rewards angeboten haben. Einfach, weil wir nie im Leben glaubten, dass es so ein immenser Erfolg werden wird. Dieser Erfolg auf Kickstarter bedeutet für uns unglaubliche Mehrarbeit. Erst gestern habe ich geschlagene fünf Stunden 900 Dankesbezeugungen geschrieben. Da hat mir heute morgen erstmal die Hand weh getan. – Und das ist noch nichts verglichen mit den 400 handgeschriebenen Liedtexten, die wir noch schreiben dürfen.“
„Ironischerweise verzögert der Erfolg auf Kickstarter die Veröffentlichung des Albums, da es soviel Extraarbeit bedeutet. Aber beklagen wollen wir uns deshalb natürlich nicht. Glücklicher- und dankenswerter Weise waren all unsere Backers sehr geduldig. Und glücklicherweise werden die Pakete jetzt in den nächsten Wochen verschickt!“
Einmal um die ganze Welt
„90% der Backers sind übrigens neue Fans! Vor allem Leute aus den USA haben uns dort gefunden. Kickstarter ist auch eine Community, nicht nur eine Funding-Site.
Wir haben immer gedacht, ach ja, die Vereinigten Staaten, das ist was für die Zukunft. Aber jetzt wird es, dank Kickstarter, schon dieses Jahr! Wir haben dort jetzt einen Agenten, der gerade die Tour für uns plant. Und schon heute wissen wir, dass wir sechs Wochen lang 10.000 Meilen von Küste zu Küste touren werden. Gemeinsam mit einem Freund dort, haben wir bereits einen alten Schulbus gekauft, den er für uns umbaut und mit dem wir, mit unserem Freund als Fahrer, dann durch die Staaten reisen werden.“
Im November 2014 hat Árstíðir bereits in Russland, inklusive Sibirien gespielt, und vor kurzem noch in Spitzbergen – als nächstes stehen Österreich (März) und Deutschland (Mai und Juni) auf dem Programm, danach geht es für die genannten sechs Wochen in die USA, bevor es die Band im Herbst zunächst nach Japan und dann nach Skandinavien führen wird. Innerhalb von 12 Monaten sind Árstiðir dann einmal um den Globus getourt.
Sinfonieorchester
„In den letzten Monaten haben wir auch zweimal in Sibirien und einma in Akureyri in Nordisland gemeinsam mit einem Sinfonieorchester gespielt. Die Arrangements unserer Lieder schreiben wir immer zusammen. Für die Arrangements mit den Orchestern aber ist Karl, unser Violinist, zuständig. Er hat einfach ein sehr gutes Gespür dafür.“
„Unsere Musik ist bereits recht sinfonisch angelegt und so ist es eigentlich eine natürliche Entwicklung, mit einem Sinfonieorchester zu spielen. Und es war jedes Mal ein großartiges Erlebnis. Das einzige, was sich tatsächlich verändert, ist die Geschwindigkeit. Spielen wir als Band, dann schauen wir uns einfach an, verstehen einander und können spontan reagieren. Mit einem Orchester geht das nicht. Und dann sind da noch die Streicher. Spiele ich auf dem Klavier einen Ton, ist er auch sofort da. Bei einer Violine muss sich der Ton erst entfalten. Das verzögert und fordert eine andere Art und Weise zu spielen.“
„Ganz neu ist das für uns natürlich nicht, schließlich haben wir mit Karl einen Violinisten in unseren Reihen, und spielen wir live zusätzlich auch immer mit einer Cellistin oder einem Cellisten (die je nach Ort und Zeit wechseln) zusammen.“
Neue Pläne
„Wir haben einiges im Köcher für 2016. Allerdings: Das ist alles noch in einem frühen Stadium und deshalb möchte ich über diese Pläne noch nichts verraten. Nur soviel:
Es wird spannend, und wir werden mit Sicherheit nicht auf der faulen Haut liegen.“
„Jetzt freuen wir uns erstmal riesig auf unsere Tourneen im Frühjahr und Sommer. Wie gesagt waren wir schon öfter in den deutschsprachigen Länder und haben dort viele schöne Dinge erlebt. Irgendwie scheint unsere Musik dort besonders anzuschlagen.“
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Árstíðir sind:
Daniel Auðunsson – Gitarre, Gesang
Gunnar Már Jakobsson – Baritongitarre, Gesang
Karl James Pestka – Violine, Elektrische Geige, Bratsche, Programmierung, Gesang
Ragnar Ólafsson – Piano, Gesang
Die CD und das Vinyl-Album können gerne bei uns bestellt werden. Die CD für € 17, Vinyl für € 25) zzgl. Porto- und Versandkosten). Schreiben Sie und einfach eine kurze Mail, wir melden uns dann so schnell wie möglich!