Heiraten in Island

Die Ásatrú, die alte germanische, heidnische Weltanschauung, gilt in Island als eine anerkannte Religionsgemeinschaft. Und so ist es möglich, das man, die nötigen Papiere vorausgesetzt, auch als Ausländer in Island nach diesem alten Ritus heiraten kann, und diese Heirat in anderen Ländern auch gesetzlich als solche gilt. Die isländischen Behörden arbeiten in der Regel recht schnell, so dass dem Fest, was den bürokratischen Aufwand vor Ort betrifft, nichts im Weg stehen sollte.

Ankunft der Goden und des Brautpaares in Þingvellir, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2011-06-23__MG_1289_00007
Ankunft der Goden und des Brautpaares in Þingvellir

Welche Papiere genau zur Vermählung benötigt werden, unterscheidet sich von Land zu Land. Auf der Website des Bezirksamtmanns, dem Sýslumaður, kann man sich auf Englisch erkundigen, welche Dokumente man aus seinem Heimatland mitbringen muss, so dass die Ehe in Island geschlossen werden kann und auch im jeweiligen Heimatland anerkannt wird. Für Deutsche kann auch die Deutsche Botschaft in Reykjavík mit Informationen behilflich sein. Man sollte sich ein klares Bild darüber verschaffen, wie lange man nötig hat, bis man zu Hause alle nötigen Papiere zusammen hat. Kommt man dann nach Island, kann man normalerweise davon ausgehen, dass man innerhalb von zwei Arbeitstagen alle nötigen Stempel der verschiedenen Ämter zusammengetragen hat.

Der Obergode Hilmar Örn Hilmarsson mit Füllhorn und kupfernem Schwurring, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2011-06-23__MG_1459_00174
Der Obergode Hilmar Örn Hilmarsson mit Füllhorn und kupfernem Schwurring

„Normalerweise machen das die Brautleute selbst“, sagt Hilmar Örn Hilmarsson, „wenn es nötig wird, helfen wir aber auch dabei.“ Hilmar Örn ist der Ober-Gode, der höchste der heidnischen Priester. Außer ihm leiten noch drei weitere Goden Trauzeremonien. Normalerweise melden sich die Interessierten bei den Ásatrú, der heidnischen Glaubensgemeinschaft, einige Monate vorher über Mail oder das Telefon. Dann wird alles Nötige, das Technische und das Inhaltliche besprochen. Was das Technische betrifft, geht es, außer den nötigen Papieren, natürlich um das Datum und die Zeit sowie den gewünschten Ort. Meist finden die Trauungen unter offenem Himmel an bestimmten Orten im Land statt. Die Brautleute sind darin praktisch frei in ihrer Wahl, der Gode kann auf Wunsch aber auch Vorschläge machen. Mitunter spielt das Wetter nicht immer so mit, wie man sich das für solch einen Tag wünscht, damit wird üblicherweise flexibel umgegangen. Entweder fährt man an einen anderen Ort, wird die Hochzeit drinnen abgehalten oder verschiebt man sie einfach um ein paar Stunden oder einen Tag. Übrigens ist es nicht nötig, dass man selbst ein Auto zur Verfügung hat. Auch das kann geregelt werden.

„Wir fragen normalerweise nicht nach der Religionszugehörigkeit des Brautpaares“, sagt Hilmar Örn. „Das macht für uns keinen Unterschied. Wir gehen davon aus, dass diejenigen, die sich bei uns melden, es ernst meinen. Und darum geht es uns. Selbstverständlich sprechen wir über den Symbolismus der Zeremonie und die Ehe an sich. Viele der Brautpaare, die zu uns kommen, bereiten sich auch zu Hause vor, zum Beispiel über Kontakte zu einem der Ásatrú-Stammtische in ihrer Nähe. Und ich muss sagen, normalerweise kommen die Brautpaare sehr gut vorbereitet.“

Bei der eigentlichen Trauung halten das Brautpaar un die Godin den Schwurring aus Kupfer. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2011-06-23__MG_1329_00047
Bei der eigentlichen Trauung halten das Brautpaar un die Godin den Schwurring aus Kupfer.

„Der Unterschied beispielsweise zu den christlichen Religionen“, erläutert der Obergode, „ist, dass die Brautleute sich selbst verheiraten. Da gibt es keinen Gott, der dies tut. Die Rolle des Goden besteht darin, den Raum, in dem die Zeremonie stattfindet, einen heiligen Raum sein zu lassen, dafür zu sorgen, dass die Zeremonie bedeutungsvoll wird, damit auch die Brautleute und anderen Anwesenden in diesen geheiligten Raum eintreten und bewusst anwesend sein können. Dies geschieht anhand alter, seit Jahrhunderten überlieferter Texte aus der Edda, wie der Völuspá, der Weissagung der Seherin.

Außer dem Schwurring nimmt auch das Füllhorn eine wichtige Rolle bei der Seremonie ein. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2011-06-23__MG_1356_00074
Außer dem Schwurring nimmt auch das Füllhorn eine wichtige Rolle bei der Zeremonie ein.

Man muss aber kein Isländisch können, um sich hier zu verheiraten. Die Heirat findet zweisprachig, auf Isländisch und Deutsch statt. Auch ist man frei in der Wortwahl des Eheversprechens. „Es kann sogar sein“, erläutert Hilmar Örn, „dass der Moment so überwältigend wird, dass die Brautleute gar nichts sagen und sich einfach nur tief in die Augen blicken. Für uns zählt diese Art und Weise der Verbindung genauso wie das ausgesprochene Wort. Dieses Bewusstsein zu kreieren, dafür sind wir Goden da. Wir sorgen dafür und gehen davon aus, dass sich die Brautleute ihres Schrittes bewusst sind.“

Die Zeremonie an sich dauert etwa 20 Minuten, kann aber je nach Ausschmückung, zum Beispiel Musik, auch länger dauern. Mit der Fahrt und den Vorbereitungen vor Ort, sollte man sich an diesem Tag genug Zeit nehmen. Die Ásatrú bitten für die Trauung um einen Beitrag für ihre Gemeinschaft von ca. ISK 20.000, plus Benzingeld (meist so zwischen ISK 5.000 und 10.000). Die Kontaktdaten zu den Ásatrú in Island, zum Eldaring in Deutschland und einigen Behörden stehen unten.