Þjóðmenningarhúsið – Kulturhaus

Das Museum ist der Hort des isländischen Kulturerbes. Eine vielseitige Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Nationalgalerie und dem Nationalmuseum erläutert wichtige Aspekte, die zur Entstehung der isländischen Nation beigetragen haben.

Eingang ins Mittelalter: Das Þjóðminjasafn Íslands, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-05-07__MG_7356_00002
Eingang ins Mittelalter: Das Þjóðminjasafn Íslands

Zwischen 1906–1908 wurde das heute denkmalgeschützte Gebäude errichtet. Es war zunächst der Ort der Nationalbibliothek und des Nationalarchivs, später auch des Nationalmuseums und des Naturhistorischen Museums. Hannes Hafstein, der erste Premierminister, war einer der wichtigsten Befürworter dieses Gebäudes und tatsächlich wurde letztendlich ein dänischer Architekt mit der Ausarbeitung der Pläne beauftragt.

An der Außenseite sind jeweils über den Fenstern die Namen von acht Personen zu finden, die für die Entwicklung der isländischen Kultur von tragender Bedeutung waren, z. B. Ari Þorgilsson, dem wichtige Erkenntnisse über die Frühgeschichte des Landes zu verdanken sind, Snorri Sturluson (Snorri-Edda), Bischof und Bibelübersetzer Guðbrandur Þorláksson oder Hallgrímur Pétursson, der für seine Psalmen- und Hymnendichtungen berühmt ist (Hallgrímskirkja).

Auch den Codex Regius (das Königsbuch) findet man im Þjóðminjasafn Íslands. ©Alexander Schwarz, Sabine Burger, 2012-02-10__MG_2100_00438
Auch den Codex Regius (das Königsbuch) aus dem 14. Jahrhundert findet man im Þjóðminjasafn Íslands.

Die wichtigste Ausstellung des Kulturhauses ist die Sammlung mittelalterlicher Handschriften mit Sagen, Gedichten, Erzählungen der Edda und Gesetzestexten, die nicht wie in anderen Ländern auf Lateinisch verfasst wurden, sondern in der isländischen Sprache. Viele davon stellen die einzige schriftliche Informationsquelle über das Leben von der Besiedlung durch die Wikinger bis zur Christianisierung dar.

Erläutert wird die Geschichte der Handschriften und viele der wichtigsten Manuskripte sind in diversen Vitrinen ausgestellt. Für Isländer sind diese Handschriften Teil dessen, was Island als Nation definiert. Anfang des 18. Jahrhunderts war der isländische Gelehrte Árni Magnússon im Land unterwegs und sammelte die alten Schriften. Er nahm sie mit nach Kopenhagen und vermachte sie in seinem Testament der Kopenhagener Universität, die zu dieser Zeit auch die Universität Islands war. Immer wieder jedoch auf jeden Fall seit der Unabhängigkeit Islands wurden Stimmen laut, die meinten, Dänemark hätte die moralische Verpflichtung die alten, isländischen Manuskripte zurückzugeben. Im April 1971 wurde der Handschriftenkrieg zwischen Dänemark und Island damit beendet, dass im von Menschen überfluteten Hafen von Reykjavík ein Schiff einlief und das Königsbuch sowie das Flateyjarbuch offiziell an die isländische Nation übergeben wurden. Vielle Isländer können sich noch gut daran erinnern, wo sie an diesem denkwürdigen Tag waren und das Fernsehen übertrug das Ereignis in der ersten Live-Sendung des Landes. In den darauffolgenden 26 Jahren fanden insgesamt 3000 Schriften ihren Weg zurück in die Heimat.

Eine Seite aus dem Gesetzesbruch Skarðsbók Jónsbokar aus dem Jahr 1280, benannt nach dem Gestzessprecher Jón Einarsson. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-02-10__MG_2088_00426
Eine Seite aus dem Gesetzesbruch Skarðsbók Jónsbokar aus dem Jahr 1280, benannt nach dem Gestzessprecher Jón Einarsson.

Neben der Ausstellung zu den Handschriften wird man anhand von beispielhaften Kunstwerken durch die Kulturgeschichte des Landes geführt. Interessant ist die Ausstellung deshalb, weil die exemplarischen Kunstwerke nach Themenbereichen und nicht zeitlich geordnet sind. Das macht die Ausstellung spannend und interessant anzusehen. In jedem Raum liegen Ausstellungskataloge aus (oder man kauft sich selbst einen Katalog), die ausführliche englische Erklärungen zu der Bedeutung der einzelnen Stücke bieten. Ohne diese Erläuterungen kann man eigentlich nicht voll erfassen, weshalb jedes dieser Werke einen Platz in der Ausstellung erhalten hat.

Zum Museum gehört auch ein Museumsladen mit interessanten Geschenken und Souvenirs. Im Erdgeschoss befindet sich außerdem ein Café, das die gleichen Öffnungszeiten wie das Museum hat.