Þjóðminjasafn Íslands – Isländisches Nationalmuseum

Von alten Ausgrabungen aus der Wikingerzeit bis hin zu Nationaltrachten aus dem 19. Jahrhundert, von alten Fischerbooten und Trinkörnern bis hin zu alten Entwürfen für eine Nationalflagge, ja sogar ein von Elfen an Menschen gegebener Topf. In diesem Museum wird die Geschichte des Landes in den letzten 1200 Jahren für jung und alt anschaulich und spannend erzählt. Wechselausstellungen ergänzen das Angebot.

Þjóðminjasafn ÍslandsDas Isländische Nationalmuseum ist chronologisch aufgebaut. Geht man die große Treppe nach dem Eingangsbereich hinauf, beginnt man also mit der Besiedelung des Landes. Alte Gebrauchsgegenstände wie Schwerter, aber auch Schmuck wie Broschen aus dieser Zeit sind zu sehen. Hier bekommt man einen guten Eindruck, wie die Wikinger ab dem 9. Jahrhundert hier gelebt und überlebt haben. Welche Hartnäckigkeit und Zähheit nötig war, um dem Wetter zu trotzen, um hier zu überleben und die Insel bis heute besiedelt zu halten. Auch zeugen die Gegenstände von der handwerklichen Fähigkeit der Inselbewohner.

Ab dem Jahr 1000, mit der Christianisierung treten dann christliche Symbole in den Vordergrund. Verdrängt haben sie die alten heidnischen Symbole aber deshalb bis zum heutigen Tag nicht.

So erregt ein zunächst unscheinbar wirkender kleiner Topf dennoch das Interesse vieler Besucher. Dieser kleine Kessel wurde nämlich von einer Elfe an einen Menschen gegeben. Dies kam öfter mal vor. So gibt es nicht wenige Erzählungen, in denen ein Elfenmann mitten in der N,acht an die Haustür einer  Menschenfamilie klopft  und die Frau bittet, schnell mit ihm in sein Elfenhaus zu eilen und seiner Frau bei der Geburt ihres Kindes zu helfen. Die Frau hilft natürlich gerne und geht mit dem Elfenmann mit zu ihm nach Hause in den Stein (Elfen wohnen in Steinen) und hilft seiner Frau tatsächlich erfolgreich bei der Geburt. Wenn Sie jetzt denken, ‘Ja, das ist ja eine schöne Geschichte, aber wahr ist sie ja wohl nicht.’ Nun, hier kommt unser Topf ins Spiel. Die Frau dachte nämlich am nächsten Morgen als sie aufwachte, genau das Gleiche. Sie dachte, dass sie diese schöne Geschichte einfach nur geträumt hatte. Aber als sie aufstand, sah sie auf einmal neben ihrem Bett diesen Topf, den der Elfenmann ihr als Dank für ihre Hilfe geschenkt hat.

Großes Gewicht erhält auch die Entstehung der eigenen isländischen Nation (Island war bis ins Jahr 1944 nie selbständig, zunächst in norwegischer, später in dänischer Hand). Alle Zeitabschnitte werden anhand von wichtigen Zeugnissen und Funden wie Grabbeigaben, Arbeitsgeräten, Kirchenausstattungen, Einrichtungsgegenständen oder Kleidung veranschaulicht, dabei werden in den Bereichen die Themen Leben und Arbeit, Kunst, Handwerk, Hausbau- und Einrichtung sowie Kultur und Sprache ausgeführt.

Þjóðminjasafn Íslands, Brosche,
Eine der wundervoll gearbeiteten Bronzebroschen

Einige herausragende Exponate

Þór- (Thor)- Statue

Die kleine Statue, die aus der Zeit von 800–1000 stammt, wurde 1815 oder 1816 in Nordisland gefunden und man nimmt an, dass sie den nordischen Gott Thor darstellt, derseinem Hammer festhält. Allerdings lebten von Anfang an auch Christen auf der Insel, zumeist in friedlicher Koexistenz mit den Menschen des nordischen Glaubens, weshalb es auch möglich ist, dass diese Statue den christlichen Gott auf seinem Thron darstellt.

Valþjófsstaður-Door, Þjóðmindjasafn Íslands

Die Valþjófsstaður-Tür

Die in romanischem Stil geschnitzte Kirchentür stammt ca. aus dem Jahr 1200. Bis 1885 wurde sie in verschiedenen Kirchen genutzt. Es wird angenommen, dass sie in Island selbst angefertigt wurde und obwohl man weiß, dass viele Kirchentüren geschnitzte Ornamente besaßen, ist dies die einzige erhaltene.

Die Ornamente zeigen zwei geschnitzte Kreise, der obere zeigt Szenen aus dem Leben des Chevalier au lion, der untere zeigt vier ineinander verschlungen Drachen. Möglicherweise war die Tür ursprünglich um einen Kreis größer.

 Die Guðbrandur-Bibel

Etwa 1530 erwarb Bischof Jón Arasaon eine Druckpresse und ursprünglich wurden nur religiöse Schriften gedruckt. Die Guðbrandur-Bibel war die erste Übersetzung der gesamten Bibel ins Isländische. Im Gegensatz zu europäischen Ländern war das Isländische die Sprache der Kirche. Damals wurden 500 Exemplare gedruckt, was zwei Jahre dauerte. Alle Kirchen mussten dafür einen Beitrag zusteuern und anschließend ein Exemplar erwerben. Die Bibel gilt als großes Zeugnis der Buchdruckkunst. Die gezeigte Bibel, die noch ihren Originaleinband hat, stammt von Bischof Guðbrandurs Tochter Kristín und deren Sohn, Þorlákur Arason von Staðarfell, wo die Bibel viele Jahrhunderte zur dortigen Kirche gehörte.

 Geschnitztes Trinkhorn

Im allgemeinen sind von Künstlern aus dem 17. und 18. Jahrhundert die Namen nicht mehr bekannt. Doch der Bauer Brynjólfur Jónsson von Skarð muss wohl wenigstens teilweise von seiner Kunst gelebt haben, denn sein Name war in Island bekannt. Das gezeigte Trinkhorn von 1598 zeigt reiche Schnitzereien aus dem alten und neuen Testament.

Skautbúningur Tracht, Þjóðminjasafn Íslands
Die Skautbúningur Tracht

Skautbúningur Tracht

Dieses Trachtenkleid von 1860 ist ein Beispiel für die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelten Trachten. Dieser Entwurf, der auch die heutigen Trachten noch prägt, geht zurück auf einen Entwurf des Malers Sigurður Guðmundsson, der sich mit allerlei Aspekten der isländischen Kultur beschäftigte. Die Entstehung neuer Trachten ist auch im Zusammenhang mit dem Erstarken eines nationalen Bewusstseins im 19. Jahrhundert zu sehen. Auch wenn es bis zum 2. Weltkrieg dauern sollte, bis das Land eine vollständige Unabhängigkeit von Dänemark erlangt hatte.

 

Zu vielen Ausstellungsstücken liefern Multimediaterminals Zusatzinformationen in der Form von Filmen, Grafiken oder Audiofragmenten (englisch). Gegen Hinterlegung eines Pfands (Kreditkarte o. Ä.) erhält man auch einen gratis Audioguide in deutscher Sprache.

Für Kinder gibt es eine Wikingerecke. Hier können sie sich in mittelalterliche Kleider überziehen und mal selbst fühlen wie schwer ein Kettenhemd ist (schwer!).

Zum Museum gehört auch das Nationale Fotomuseum (Ljósmyndasafn Íslands), das die größte isländische Kollektion an Fotografien, Drucken, Zeichnungen und Grafiken besitzt. Meist zeigt eine weitere Sonderausstellung im Museum zu verschiedenen Aspekten des Lebens in Island Material aus dessen Bestand.

Der Museumsshop bietet eine große, ansprechende Auswahl an Souvenirs, Kunsthandwerk und Büchern zur isländischen Sprache, Kunst und Kultur.

Das nette Museumscafé bietet kleinere Gerichte und ist beliebter Treffpunkt bei den Einheimischen.