Eine Reise (fast bis) zum Mittelpunkt der Erde
Die Vulkanhöhle Vatnshellir
Dunkel wird es werden, sehr dunkel und kühl. Draußen ist es herrliches Wetter und die Lampe, die Ægir, unser Höhlenführer einem in die Hand drückt, erscheint einem im Moment noch recht überflüssig
Gutes Schuhwerk und warme Kleidung (auch wenn es draußen warm und schönes Wetter ist), die auch gegen Feuchtigkeit schützen sollte, sollte man selbst mitbringen. Helm und Lampe werden von den Höhlenführern Þór und Ægir (Vater und Sohn) gestellt. Sitzt der Helm und hat man die Lampe fest in der Hand, geht es los zu einer circa 50 minütigen Tour in Richtung Erdinneres des Gletschervulkans Snæfellsnes.
Sowohl Þór als auch Ægir sind beide Mitglieder der isländischen Rettungsgesellschaft und Gletscherführer. Erfahrene Männer also, für die Sicherheit über alles geht. Und so sind alle Vorzeichen gesetzt, dass man sich auch unter Tage jederzeit sicher fühlen wird.
8000 Jahre alt ist die Vulkanhöhle Vatnshellir schon, die nach einem Vulkanausbruchs des Snæfellsnes durch Lavaströme entstand, und sie ist eine Besichtigung mehr dann wert.
Eigentlich kennen fast alle diesen Gletschervulkan, in dem diese Lavahöhle verläuft (durch die Lavaströme entstehen diese Höhlen, die nachdem der Lavastrom erlischt, an den Rändern erkalten und so zu Hohlräumen werden, so wie ein ausgetrocknetes Flussbett, nur eben hier das Flussbett eines Lavastroms). Der Snæfellsnesjökull ist nämlich der Gletschervulkan, in dem der Hamburger Professors Otto Lidenbrock, sein Neffe Axel und ihr isländischer Begleiter Hans Bielke steigen, um sich auf ihrer „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ in ihr großes Abenteuer zu stürzen.
Der begehbare Teil ist ungefähr 200 Meter lang und bis zu 35 Meter tief. Sie ist gut begehbar und mit Treppen beim Einstieg und zum tiefsten Punkt sehr gut zugänglich gemacht.
Natürlich regen die Steinformationen und die Höhe der Höhlendecke in einigen Räumen die Fantasie an. Und so kann manisch tatsächlich vorstellen, wie hier Trolle, die ja in Steinen leben, hier seit Jahrtausende ihre Feste und Trinkgelage halten.
In der Vatnshellir gibt es aber auch einige Dine zu sehen, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt.
So treffen wir unterwegs auf die ‚Zwillinge‘ genannte Lavaformation zweier schmaler hochragender Zapfen. „Diese Zwillinge, wie wir sie hier nennen, da die zwei so schön beieinander stehen, sind keine Stalagmiten, also Tropfsteine, der vom Boden in die Höhe wachsen. Vielmehr sind sie aus Lava, geformt durch den Gasaustritt aus dem Lavastrom. So weit wir wissen, gibt es solche Formationen nur hier in dieser Höhle und in Hawaii“, erklärt Ægir.
In einer kleinen Einbuchtung finden wir das Skelett eines Tieres (welches, sei an dieser Stelle nicht verraten), als wir unsere Taschenlampen and die Decke scheinen lassen, glitzert uns der Stein plötzlich entgegen.
„Das kommt von Bakterien, die im Moment noch wissenschaftlich untersucht werden. Diese Bakterien gibt es nirgendwo anders auf der Welt als in dieser Höhle,“ sagt Ægir.
Über eine Wendeltreppe geht es dann an den tiefsten Punkt unseres fast einstündigen unterirdischen Ausflugs. Und macht man dort für eine kurze Zeit mal alle Lampen aus, kann man erfahren, wie es ist, wenn man genauso viel sieht mit den Augen geschlossen wie mit offenen Augen. Oder auch, wieviel Licht nur eine Lampe geben kann. Und zum Glück hat ja jeder eine Lampe bekommen und kann so auf den Weg vor einem schauen und die Schönheit der Höhle in aller Ruhe bewundern.