Bolludagur, Sprengidagur, Öskudagur 2019: 4.3., 5.3. und 6.3.

Wenn in anderen Ländern vor der Fastenzeit der Karneval auf Hochtouren läuft, dann steht auch in Island das Leben etwas auf dem Kopf. Von Montag bis Mittwoch vor der Fastenzeit gibt es Besonderes zu essen und zu erleben.

Da es vorher ja immer schon besser schmeckt: Nicht erst am Monntag, sondern schon am Samstag werden die ersten Bollur gekauft – und gegessen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-02-10__MG_8627_00005
Da es vorher ja immer schon besser schmeckt: Nicht erst am Monntag, sondern schon am Samstag werden die ersten Bollur gekauft – und gegessen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Bolludagur

Der Montag vor der Fastenzeit wird bolludagur genannt, dann werden ganze Massen von dem süßen Gebäck vertilgt. Bollur bestehen aus einem Brandteig (wie Windbeutel im deutschsprachigen Raum) und sind etwas größer als ein Tennisball. Diese werden aufgeschnitten, mit Marmelade ausgestrichen und dann mit süßer Sahne gefüllt. Und zwar reichlich. Als Krönung kommt ein Klecks Schokolade auf den Deckel. Das ist die normale Variante, daneben gibt es aber noch viele weitere Geschmacksrichtungen, dann kommt entweder ein anderer Guss auf den Deckel oder sogar eine andere Füllung hinein. Bereits am Wochenende vorher werden in den vielen Bäckereien der Stadt abertausende Windbeutel gebacken und verkauft. Auf diese Art und Weise haben alle genug Zeit, mehrere süße Teilchen zu genießen. Die Tradition der bollur ist wahrscheinlich Ende des 19. Jahrhunderts aus Dänemark oder Norwegen nach Island herübergeweht.

Am Öskudagur ist ab 12 Uhr schulfrei – und dann geht's ab in die Stadt, um soviel wie möglich Süßigkeiten zu erhaschen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-02-13__MG_8689_00005
Am Öskudagur ist ab 12 Uhr schulfrei – und dann geht’s ab in die Stadt, um soviel wie möglich Süßigkeiten zu erhaschen. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Kinder basteln für diesen Tag sogenannte bolluvendir, dazu werden kleine Stöckchen mit Papierstreifen verziert und das Ziel ist, die Eltern vor dem Aufstehen damit zu klopfen und “Bolla, bolla, bolla!” zu rufen. Denn für jedes Klopfen und “Bolla, bolla, bolla!” verdienen sich die Kinder einen Windbeutel. Aber auch wenn man die Eltern nicht zu oft erwischt, wird doch den ganzen Tag weitergegessen.

Es gibt die Theorie, dass dieser Kinderbrauch ein harmlose Überbleibsel der Selbstkasteiungen ist, die die Gläubigen sich zufügten, um an die Schmerzen zu erinnern, die Jesus erlitten hat und Buße zu tun für die eigenen Sünden.

Sprengidagur

Auf die süßen Verführungen des Montags folgt etwas Solideres am nächsten Tag. Am sprengidagur wird noch einmal richtig viel gegessen, bevor die Fastenzeit bis zum Osterfest beginnt. Dazu wird recht salziges Fleisch (bevorzugt Lammfleisch) mit gekochten gelben Erbsen serviert. Das war dann auch gleich der letzte Tag, an dem noch einmal Fleisch gegessen werden konnte. Der Name sprengidagur bezieht sich darauf, dass man so viel isst, bis man fast platzt. Es ist kein Tag für eine leichte Diät. Normalerweise kommt die ganze Familie zusammen, um an diesem Tag gemeinsam das Abendessen einzunehmen.

Öskudagur

Erst ein Lied, dann gibts auch Süßigkeiten – Kinder in der Buchhandlung Eymundsson freuen sich auf ihre Lutscher. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2013-02-13__MG_8705_00011
Erst ein Lied, dann gibts auch Süßigkeiten – Kinder in der Buchhandlung Eymundsson freuen sich auf ihre Lutscher. ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Der öskudagur (Aschetag) entspricht zwar dem Aschermittwoch, doch unterscheiden sich die Gebräuche inzwischen wesentlich vom katholischen Beginn der Fastenzeit. An diesem Tag versuchen die Kinder Erwachsenen und anderen Kindern kleine Stoffbeutel mit Asche anzuheften, natürlich ohne dass die anderen etwas davon merken. Das könnte daher rühren, dass die Katholiken geweihte Asche nach dem Gottesdienst mit auf ihre Höfe nahmen. Danach kam der Brauch auf, dass Mädchen versuchten, die Säckchen jungen Männern anzuhängen und umgekehrt. Inzwischen machen sich nur noch die Kinder einen Spaß daraus. Doch sie haben dafür eigentlich auch nicht mehr viel Zeit, denn sie verbringen den ganzen Tag damit die Ladengeschäfte in der Innenstadt aufzusuchen, wo sie mit dem Singen von Liedern Süßigkeiten verdienen können. Falls man selbst am öskudagur in der Stadt unterwegs ist, sollte man sich nicht wundern, dass den ganzen Tag Gruppen verkleideter Kinder und Jugendlicher durch die Stadt pilgern. Dabei kommt es darauf an, einigermaßen früh unterwegs zu sein, um die besten Süßigkeiten zu ergattern, denn am Nachmittag hängen dann doch an einigen Geschäften Zettel im Schaufenster, dass es jetzt aus ist mit den Süßigkeiten. Die meisten haben dann aber bereits genügend Vorräte zusammengesammelt, um sich den Bauch vollzuschlagen.