Am 24. Dezember kommt Kertasníkir, der Kerzenschnorrer

Als Dreizehnter der 13 Trollbrüder kommt Kertasníkir, der Kerzenschnorrer, vom Hochland zu den Menschen in die Dörfer und Städte.

Kertasníkir, der Kerzenschnorrer; Fotografie von der Originalzeichnung von Tryggvi Magnusson für das Buch Jólin koma, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-12-11__MG_6585_00002
Kertasníkir, der Kerzenschnorrer; Fotografie von der Originalzeichnung von Tryggvi Magnusson für das Buch Jólin koma

Kerzenschnorrer ist ein ziemlicher Spitzbube. Er wird von den vielen hellen Kerzenlichtern an Heilig Abend angezogen. Eigentlich ist er ja recht gutherzig und liebenswert. Aber wenn sich in seiner Reichweite eine Kerze befindet, wird er ganz schön dreist. Und du kannst mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass er versuchen wird, sie flugs an sich zu nehmen.
Obwohl Kerzenschnorrer es schon ziemlich schade findet, dass Kerzen heutzutage nicht mehr aus gereinigtem Tierfett hergestellt werden. Denn dann sind sie für den letzten der Weihnachtstrolle Kerzen eine wahre Delikatesse. Trotzdem kann er es nicht lassen, alle Kerzen zumindest anzuknabbern, man kann ja schließlich nie wissen.
Kerzenschnorrer ist eigentlich nicht so viel Süßes. Außer Kerzen mag er am liebsten Fleisch, Laufabrað und Milch.
Passt also gut auf eure Weihnachtsbaumkerzen auf, sodass ihr nachher auch richtig Weihnachten feiern könnt. Vielleicht könnt ihr ja nochmal nachschauen, ob ihr vielleicht Beißspuren an einigen Kerzen entdeckt. Dann könnt ihr euch jedenfalls sicher sein, dass ihr gerade noch rechtzeitig da wart, bevor Kerzenschnorrer sie mitnehmen konnte, und könnt ihr unter dem hell erleuchteten Baum Weihnachten feiern!

Der Letzte, Kerzenschnorrer,
die Dreizehn sollte sein,
er kam an Heilig Abend
gelockt vom Lichterschein.

Er scheuchte kleine Kinder,
laut lachend, jauchzend, froh,
und schnorrte ihre Kerzen,
die brannten lichterloh.

Dieses Gedicht stammt aus einem Buch, dass ein Mann namens Jóhannes úr Kötlum vor langer Zeit geschrieben hat. Es heißt Jólin koma (Weihnachten kommt). Tryggvi Magnusson hat die Zeichnungen hierzu gemacht. Die Schwarz-Weiß-Zeichnung auf dieser Seite stammt von ihm und ist ein Foto der Originalzeichnung schon für die erste Auflage des Buches 1932. Zu jedem der Weihnachtsmänner hat er so ein Gedicht gemacht. Und da Björn diese Gedichte jetzt übersetzt hat, kannst du sie auch auf Deutsch lesen. Aber bitte nur lesen, und nicht kopieren. Außer du schickst uns eine Mail und wir schreiben dir, dass das okay ist. Das gilt natürlich auch für die Zeichnungen. Die Farbzeichnung, die der Figur auf dem Foto zugrunde liegt, stammt übrigens von Brian Pilkington.

©Gedicht Jóhannes úr Kötlum: Svanur Jóhannesson, 1932, 2012
©Deutsche Übersetzung: Björn Kozempel, 2012
Wie für alles auf dieser Website, siehe Impressum, gilt, dass eine Weiterverwertung jeglicher Art der hier angebotenen Inhalte ohne schriftliche Genehmigung der Autoren und Fotografen untersagt ist. Es sei an dieser Stelle aber nocheinmal ausdrücklich erwähnt.
Unser ausdrücklicher Dank gilt dem Sohn und Rechteinhaber des Autors, Svanur Jóhannesson für die Überlassung der Rechte, dem Übersetzer der Verse Björn Kotzempel und dem Verlag Forlagið.

Frohe Weihnachten! – Gleðileg jól!

Und hier sind alle 13 Weihnachtsmänner auf einen Blick:

12. Dezember    Stekkjarstaur – Schafschreck, auch Pferchpfahl genannt
13. Dezember    Giljagaur – Schaumschuft, auch Schluchtentölpel genannt
14. Dezember    Stúfur – Kurzer, auch Knirps genannt
15. Dezember    Þvörusleikir – Löffellecker, auch Kochlöffelschlecker genannt
16. Dezember    Pottasleikir – Kesselkratzer, auch Topflecker genannt
17. Dezember    Askasleikir – Schüsselschlecker, auch Essnapflecker genannt
18. Dezember    Hurðaskellir – Türenknaller, auch Türschläger genannt
19. Dezember    Skyrgámur – Skyrschlund, auch Skyrgierschlund genannt
20. Dezember    Bjúgnakrækir – Rauchwursträuber, auch Wurststibitzer genannt
21. Dezember    Gluggagægir – Fensterglotzer, auch Fenstergaffer genannt
22. Dezember    Gáttaþefur – Türschlitzschnüffler
23. Dezember    Ketkrókur – Keulenklauer, auch Fleischangler genannt
24. Dezember    Kertasníkir – Kerzenschnorrer