Der Sommer ist da! – Zumindest hochoffiziell ...
Sumardagurinn fyrsti – Der erste Sommertag
Während in anderen Ländern der Winter langsam übergeht in den Frühling und dieser sich dann, wenn sich die Erde genug erwärmt hat, wandelt in den Sommer, gibt es in Island keine solchen sanften Übergänge. Hier gibt es zwei Jahreszeiten, Sommer und Winter, die je sechs Monate dauern.
Der erste Sommertag, Sumardagurinn fyrsti, ist der erste Donnerstag nach dem 18. April und es ist gleichzeitig der erste Tag des Monats Harpa. Zwar beginnt der Sommer in Island noch zu einer recht kalten Zeit des Jahres. Dennoch war dies immer ein sehr erfreuliches Ereignis, denn es bedeutete, vor allem in früheren Zeiten, dass man die schweren Wintermonate überstanden hatte. Ein wichtiger Hinweis auf einen guten Sommer war tatsächlich, ob Sommer und Winter aneinanderfrieren. Dazu stellte man am Vorabend des ersten Sommertages eine Schale mit Wasser nach draußen. Wenn sich darauf am nächsten Morgen eine Eisschicht gebildet hatte, dann verhieß dies einen guten Sommer.
Alte Bräuche, die mit diesem Tag verbunden sind ähneln ein bisschen den Gepflogenheiten zum Ersten Mai. Es war ein Tag, der den jungen Frauen und Kindern gewidmet war. Es war auch ein guter Tag für junge Männer einem Mädchen zu zeigen, wem sie zugeneigt waren. An diesem Tag wurde nicht gearbeitet, es wurde gefeiert, die Tiere wurden für diesen Tag nach draußen gebracht und es gab sogar Sommergeschenke, lange bevor es Weihnachtsgeschenke gab.
Sumardagurinn fyrsti ist immer noch ein Feiertag, der häufig schon mit Festen und Parties am Vorabend eingeläutet wird. Die meisten Geschäfte sind an diesem Tag dann auch geschlossen. Aber das macht den meisten Isländern nichts aus, denn sie nutzen den Tag, um ihren Garten auf Vordermann zu bringen. Alle zieht es nach draußen und überall werden die Flaggen aufgezogen. Außerdem gibt es meist vieles zu erleben. Reykjavík bietet 2016 ein vielfältiges Programm. Und mit ein bisschen Glück spielt das Wetter ja mit.
Dieser Tag markiert auch den Zeitpunkt, an dem man die Sommerkleidung aus dem Schrank holt. Ab jetzt sollte man sich nicht darüber wundern, dass die Jugendlichen nur mit T-Shirts bekleidet auf der Straße herumlaufen. Der Rest ist vielleicht nicht im T-Shirt unterwegs, aber alle dicken Kleidungsstücke sind definitiv verschwunden. Und das völlig unabhängig von den Temperaturen.
In wirklich guten Jahren sind in der Natur bereits vor dem Sommeranfang erste grüne Spitzen und zarte Gewächse zu sehen, aber es kann auch durchaus vorkommen, dass es noch weit in den Sommer schneit oder stürmt. Richtig zur Blüte kommt der Sommer etwa ab Mitte/Ende Mai. Dann bricht das Grün der Natur explosionsartig heraus. Als Besucher stellt man auch immer wieder erstaunt fest, dass in isländischen Parks und Gärten sehr viele Frühjahrsblüher, Sommerblumen, Obst- und Gemüsesorten gleichzeitig zu bewundern sind, während diese im deutschsprachigen Raum in ganz verschiedenen Monaten heranwachsen. Der Sommer in der Natur ist kurz aber vor allem, wenn man eine Schönwetterperiode erwischt, unvergesslich. Schon alleine wegen des unvergleichlichen Lichts und der Mitternachtssonne.
In diesem Sinne wünschen wir allen: Gleðilegt sumar – einen frohen Sommer!