Skúli Magnússon

Er gilt als der Gründervater der Stadt, war der erste Isländer, der den Titel Landvogt tragen durfte, förderte die Errichtung von Manufakturen, brach das dändische Handelsmonopol und errichtete das erste Steinhaus in Island.

Kurz nachdem Skúli Magnússon (1711–1794) als erster Isländer vom dänischen König zum Landvogt (Fógeti) ernannt worden war (Island war seit 1380 Teil des dänischen Königreichs), gründeten 13 Isländer unter Skúlis Führung während des Altþing in Þingvellir, der jährlichen Parlamentssitzung im Sommer 1751 eine Teilhabergesellschaft (Innréttingar) zur Woll- und Textilproduktion. Außerdem sollten ausländische Innovationen importiert werden. In seinen besten Tagen standen in den Manufakturen 60 bis 100 Leuten in Brot und Arbeit.

Skúli tat dies nicht ohne Rückendeckung aus Kopenhagen. Er bekam Geld vom dänischen König und die Zusage, das königliche Anwesen in Reykjavík benutzen zu dürfen. So wurde aus einem Gehöft eine erste städtische Siedlung. Heute heißt die Straße, in der diese Manufakturen in niedrigen Holzhäusern entstand, Aðalstræti, was, wenn wunderts, Hauptstraße heißt. Das einzige Haus, das aus dieser Zeit noch steht, ist das Haus mit der Hausnummer 10, in dem heute der Designshop Kraum unterbegracht ist.

Skúli Magnússon, Statue von Guðmundur Einarsson, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, Island - Iceland 2009 09 10
Die Statue Skúlis von Guðmundur Einarsson

Doch den dänischen Händler schmeckte all dies nicht. Bis zu diesem Zeitpunkt besaßen sie ein Handelsmonopol für Island und fürchteten die Konkurrenz. Monopolhandel hieß nicht nur, dass es nur Dänen erlaubt war, Waren anzukaufen und zu verkaufen, sondern es bedeutete auch, dass in einem Gebiet nur ein Händler die Handelsrechte besaß, also keine Konkurrenz möglich war. 1786 lockerten die Dänen jedoch das Handelsmonopol und Reykjavík erhielt zusammen mit fünf weiteren Orten spezielle Handelsrechte. Reykjavík, das zum damaligen Zeitpunkt 200 Einwohner zählte, erhielt das Stadtrecht unter der Bezeichnung Handelsstadt.

Auch wenn das von Skúli Magnússon gegründete Handelsunternehmen trotz mehrfacher Zuschüsse durch den dänischen König nicht überleben konnte (1803 schloss die letzte Manufaktur ihre Türen), legte er doch mit seinen Maßnahmen den Grundstein für den Aufstieg der Stadt. Auch deshalb, weil Reykjavík das einizige der sechs Handelszentren war, das diesen Status ohne Unterbrechung beibehielt.

Der 18. August 1786 gilt somit als Geburtstag Reykjavíks als Stadt. Politisches und religiöses Zentrum war Reykjavík aber dann noch nicht. Diese Entwicklung setzte erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts ein.

1755 ließ sich Skúli auf der Insel Viðey ein als Residenz dienendes Gutshaus errichteten. Es war das erste aus Stein gebaute Haus des Landes.

Seinen Sitz als Landvogt hatte er nicht in Reykjavík, sondern im nahen Bessastaðir, wo schon der Dichter der Edda Snorri Sturluson seinen Hof hatte, und das nach dessen Tod zum Sitz des Vertreters des zunächst norwegischen, dann dändischen Königs wurde.

Niemand weiß heute wirklich, wie Skúli tatsächlich ausgesehen hat. Der Bildhauer Guðmundur Einarsson hat ihn 1951 mit strengen Gesichtszügen, voller Tatendrang und Macht ausstrahlend nachgebildet.