Rökkurró auf Europatournee

Sie haben gerade ihr erstes Konzert nach drei Jahren gegeben. Mit erleichtertem und zufriedenem Lächeln lehnen sie sich zurück auf der Couch des Plattenladens 12 Tónar in der Innenstadt Reykjavíks, der gleichzeitig auch ihr Label ist. Das Off-Venue Konzert, einen Tag vor ihrem tatsächlichen Konzert beim Iceland Airwaves Festival, war der Auftakt einer Konzertreihe, die sie duch halb Europa führt.

Die CD Innra von Rökkuró – Isländische Musik vom Feinsten, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2015-01-16__MG_1814_00002
Die CD Innra von Rökkuró – Isländische Musik vom Feinsten, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Alle sechs Bandmitglieder, Axel Ingi Jónsson (git), Árni Þór Árnason (git), Björn Pálmi Pálmason (dr), Helga Ragnarsdóttir (key), Hildur Kristín Stefánsdóttir (voc) und Skúli Agnarr (b) sind zum Interviewtermin geblieben. Eher eine Seltenheit, dass man die Gelegenheit bekommt, mit der gesamten Band, zumal einer zahlenmäßig so großen, als Ganzes zu sprechen.

Vor ein paar Minuten erst haben sie ihr erstes, kurzes Release-Konzert ihrer neunen CD Innra beendet und die Instrumente eingepackt. Gerade standen die Leute noch bis draußen auf der Straße, um Rökkurró zu hören, jetzt sitzen wir in aller Ruhe im 12 Tónar und sprechen über ihr Konzert und ihre neue CD.

„Das war schon ein spannender Moment für uns. Wir haben so lange nicht mehr live zusammen gespielt. Es hat unheimlich Spaß gemacht, gibt einen unheimlichen Kick. Wir freuen uns jetzt sehr auf die weiteren Konzerte in Island und dann in Europa“, meinen die Bandmitglieder einstimmig.

CD-Cover: Rökkuró - Í annan heim, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2012-05-12__MG_8624_00015
CD-Cover: Rökkuró – Í annan heim, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

Von der ursprünglichen Besetzung sind Árni, Björn und Hildur noch immer bei Rökkurró.
„Björn und ich kennen uns schon seit wir sechs oder sieben sind, und Hildur haben wir im Gymnasium kennengelernt“, sagt Árni.“Der Verlauf innerhalb der Band war eigentlich immer organisch und harmonisch. Es hat sich halt so ergeben. Und nach unserer Pause sind wir jetzt sogar mehr als früher.“

Nach ihren CDs Það kólnar í kvöld 2007 und Í annan heim 2010 mussten die Fans vier lange Jahre auf die nächste CD warten.

„Nach der Tournee zu Í annan heim haben wir erstmal ein Jahr Pause gemacht. Hildur ging für ihr Studium eine zeitlang nach Japan und irgendwie war es wohl an der Zeit mal eine Pause einzulegen.
Dann haben wir so nach einem Jahr wieder angefangen zusammen in den Proberaum zu gehen. Das war okay, aber irgendwie hat uns der zündende Funke gefehlt. Wir haben uns alle irgendwie mehr zu den Proben geschleppt, als dass wir noch wirklich Freude daran hatten“, erzählen die Bandmitglieder nacheinander.
„Irgendwie“, meint Helga dann, „hatten wir wohl alle so was wie ‚lass uns einfach damit aufhören und Rökkurró auflösen‘. Aber niemand traute sich, dass auch wirklich auszusprechen. Vielleicht weil wir alle tief im Innern doch fühlten, dass uns doch noch etwas zusammenhielt, dass wir miteinander doch noch musikalisch etwas mitzuteilen haben.“

Proppevoll – Releasekonzert der CD Innra von Rökkurró, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2014-11-05__MG_1335_00029
Proppevoll – Releasekonzert der CD Innra von Rökkurró, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

„Mit Skúli hat sich dann auf einmal alles verändert“, meint Björn, während die anderen zustimmend nicken. „Wir waren auf der Suche nach einem neuen Bassisten. Wir hatten ein paar Jungs in unserem Proberaum, und über den, der direkt vor Skúli kam, waren wir uns eigentlich schon so gut wie einig. Doch dann hat Skúli seinen Bass eingestöpselt und wir hatten alle sofort einen Klick. Seit diesem Moment spürten wir wieder diesen Drive, diesen zündenden Funken und ging alles wie von selbst.“

„Ich habe einfach nur gut zugehört und dann versucht, das mit meinem Bass soviel wie möglich zu unterstützen und verstärken,“ erzählt Skúli. „Ich fand die Musik von Rökkurró schon immer gut, kannte das Repertoire und kann in dieser Musik einfach ich selbst sein.“

Die erste CD von Rökkurró – Það kólnar í kvöld, 2015-01-18_f810decef80a3e53-Thad2_300_00001
Die erste CD von Rökkurró – Það kólnar í kvöld

„Als wir so auf der Hälfte mit Innra waren, war es für uns sehr wichtig, dass wir über alles miteinander diskutiert haben. Wir haben uns gegenseitig herausgefordert und uns in eine andere Richtung hin entwickelt. Wir haben uns ein ganzes Jahr im Studio Zeit genommen, um Innra aufzunehmen“, sagt Axel.

„Wir wollten nicht mehr oder weniger das gleiche noch einmal machen, sondern wirklich eine Herausforderung angehen, etwas Neues zu kreieren.“

Die ganze Band stimmt ein. „Nach unserem zweiten Album Í annan heim war es für uns eine Aufgabe, die Disziplin und Kondition aufzubringen, jeden Abend aufzutreten und zu spielen.“

„Unser drittes Album Innra lässt hören, wohin wir uns entwickeln wollten. Wir sind alle sehr kreativ – und mit der Arbeit, unseren Gesprächen, unserer musikalischen Entwicklung, wir wissen wir jetzt, was wir wollen: Durch das Sichtbare hindurchschauen, über das Offensichtliche hinaus wahrnehmen und das in Musik kleiden.“

„Sei du selbst – halte dich nicht zurück! Das ist für uns die Bedeutung dieses Albums.“

Die poetischen Texte stammen allesamt von Hildur. „Und wenn sie schon unsere Sängerin ist, soll sie auch ihre eigenen Texte singen dürfen“, meint Helga. „Wir reden aber alle miteinander darüber“, ergänzt Hildur, alle geben ihre Meinung und dann feile ich noch weiter and en Texten.
Das Schöne ist, das wir uns bei Rökkurró alles sagen können. Wir vertrauen einander, es fühlt sich an wie Familie.“

In höheren Sphären – Rökkurró beim Interview, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz, 2014-11-05__MG_1429_00051
In höheren Sphären – Rökkurró beim Interview, ©Sabine Burger, Alexander Schwarz

„Auf Innra spiele ich kein Cello mehr“, sagt Hildur, „sondern spiele ich, neben dem Singen, auch Keyboards. Während meiner Zeit in Japan habe ich eigentlich immer weniger Cello gespielt, und letztendlich hat es bei Innra einfach nicht mehr gepasst. Unsere Entwicklung als Rökkurró ging einfach in eine andere Richtung. Unser Klang, die musikalische Atmosphäre wird so noch dichter und reicher.“

„Wir spielen sehr gerne in Deutschland“, freut sich Árni auf die Tour, „Irgendwie scheint unsere Musik dort schon von Anfang sehr gut anzuschlagen, und so hatten wir dort auch unsere bisher besten Konzerte.“

„Und wir freuen uns auf all die anderen Städte und Länder, in denen wir Innra vorstellen dürfen. Wir wollen jetzt einfach nur spielen, spielen, spielen.“

Zum Artikel über die CD Innra geht’s hier.

Und zum Artikel über die CD Í annan heim hier.

Die Daten zur aktuellen Tour (mit Links im deutsch- und niedersprachigen Gebiet):

16. Jan – Eurosonic Noorderslag, Groningen (NL)
17. Jan – Kleiner Donner, Hamburg (GER)
18. Jan – So What, Gouda (NL)
19. Jan – Roter Salon, Berlin (GER)
20. Jan – Pod Minoga, Poznan (PL)
21. Jan – Scheune, Dresden (GER)
22. Jan – Kulturladen KFZ, Marburg (GER)
23. Jan – Gare De Lyon,Wil (CH)
25. Jan – Cafe Wagner, Jena (GER)
27. Jan – Circolo degli artisi, Rome (IT)
28. Jan – Circolo Magnolia, Milan (IT)
29. Jan – Bad Bonn, Düdingen (CH)
30. Jan – Point Ephemere, Paris (FR)
31. Jan – Stereolux, Nantes  (FR)
1. Feb – 6par4, Laval (FR)
2. Feb – Start The Bus, Bristol (UK)
3. Feb – The Tin Music And Arts, Coventry (UK)
4. Feb – Sebright Arms, London (UK)