Ab jetzt rüsten sich die Isländer für den Winter
Fyrsti vetrardagur – der erste Wintertag 2015
In Island wird das Jahr eigentlich in zwei Jahreszeiten eingeteilt: Sommer und Winter. Es gibt zwar Wörter für Frühling und Herbst, tatsächlich aber geht der Sommer ohne große Zwischenphase in den Winter über und umgekehrt schlägt das Winterwetter auch recht schnell in Sommerwetter über. Doch während der erste Sommertag sehnsuchtsvoll erwartet wird und als Feiertag allen besondere Freude beschert, beginnt der Winter viel geräuschloser am Samstag zwischen dem 21. und 28. Oktober. 2015 also am 24. Oktober. Und pünktlich zum ersten Wintertag ist es auch richtig kalt geworden.

Suppe vom Restaurant Sjávargrillið auf der Skólavörðustígur, ©Sabine Burger/Alexander Schwarz/inreykjavik.is
Ein Feiertag ist es nicht, aber immerhin laden die Geschäftsleute auf der Skólavörðustígur an diesem Tag zu einer herzhaften Fleischsuppe ein. Das traditionelle Gericht wird von verschiedenen Köchen jeweils auf ihre Art zubereitet. Für die Gäste ist es es ein willkommener Anlass zu einem geselligen Rundgang durch die Innenstadt, denn es wird so voll, dass man garantiert Bekannte, Freunde und Verwandte trifft.
Mit dem ersten Wintertag beginnt der Monat Gor, der traditionelle Schlachtmonat. In alten Zeiten wurde auf jeden Fall mit dem Schlachten gewartet, bis dieser Monat begann. Die Ásatrú-Glaubensgemeinschaft feiert den Winteranfang mit einer eigenen Feier, blót genannt, die dem Gott Óðin gewidmet ist. Es ist ein Dankfest für die Ernte und die Tiere, die ihr Leben geben.
Jetzt werden die Tage merklich kürzer und das Tageslicht macht sich rar. Von nun ab gilt es, jeden schönen Tag zu nutzen und auf jeden Fall über Mittag einige Zeit rauszugehen, damit man ein paar Sonnenstrahlen abbekommt. Ab jetzt findet man in immer mehr Fenstern Weihnachtsbeleuchtung und leuchtende Dekorationen. Alle freuen sich auf Weihnachten. Ein in Island wirklich großes und wichtiges Fest, dass die Zeit der längsten Nächte heiter und fröhlich macht. Als Entschädigung für die langen, dunklen Nächte gibt es aber jetzt auch die Chance auf Nordlicht, das jedes Mal wieder ein beeindruckendes Erlebnis am Nachthimmel ist.
Richtig lang wird der Winter erst, wenn sich im Februar und März, wo sich in südlicheren Ländern schon lange der Frühling bemerkbar macht, immer noch nichts tut, weil die Natur einfach lange in ihrem Winterschlaf verharrt. Und dann ist es endlich geschafft, denn schon im April beginnt mit dem ersten Sommertag der Sommer, und plötzlich geht es mit Riesenschritten vorwärts in Richtung Sommersonnenwende mit dem längsten Tag des Jahres.