Der Hausberg Reykjavíks: Die Esja

Die einfachste Möglichkeit, hinaus in die isländische Natur zu gelangen und einen typischen isländischen Berg zu besteigen, ist eine Wanderung auf die Esja. Mit 914 Metern gehört sie zu den höchsten Erhebungen in der Umgebung der Hauptstadt und ist darüber hinaus eines der beliebtesten Ausflugsziele der Isländer. Die Esja thront majestätisch auf der anderen Seite der Reykjavíker Bucht. Sie ist ein immerwährendes Wahrzeichen für die Bevölkerung und zudem Indikator bei der Wettervorhersage, da man an ihr deutlich Wolkenstand und Niederschlag ablesen kann.

Die Mogilsá beim Aufstieg zum Esja, ©Björn Kozempel, 2009-06-16_IMG_9801_00001
Die Mogilsá beim Aufstieg zum Esja

Vom Parkplatz am Café Esjustofa beginnen Sie die Wanderung auf breiten und gut ausgeschilderten Pfaden. Das erste Stück des Weges überrascht die meisten Besucher, da es untypisch für Island einige Waldflächen gibt und im Frühling die Wiesen und Hänge üppig mit Lupinen und Scharfgarbe geschmückt sind. Man folgt dem kleinen Fluss Mogilsá ein gutes Stück den Hang hinauf bis zu einer ausgeschilderten Weggabelung. An dieser Stelle ist es besonders für ungeübte Wanderer empfehlenswert, dem Weg nach rechts über die Brücke zu folgen. Der Weg nach links führt über sehr steiles, zudem unebenes und meist rutschiges Terrain.

Im Winter ist der Anstieg oft schwierig oder gar nicht mehr möglich. ©Björn Kozempel, 2011-02-20_IMG_5774_00005
Im Winter ist der Anstieg oft schwierig oder gar nicht mehr möglich.

Hinter der Brücke begeben Sie sich in ein kleines idyllisches Tal, das eine bescheidene Wiesen- und Mooslandschaft offenbart, und folgen dem Mogilsá weiter flussaufwärts. Bald gelangen Sie an eine Stelle, an welcher der Fluss überquert werden muss. Dies ist kein Grund zur Sorge, denn hier ist das Flussbett breit und von großen Steinen übersät, die eine bequeme Überquerung ermöglichen. Auf der anderen Seite wird der Pfad wieder etwas steiler und steiniger bis man an den hoch aufsteigenden Hang des Þverfellshorn gelangt, einem Ausläufer der Esja. Sie folgen dem Weg seitlich zum Hang und gelangen nach einiger Zeit zum Wegpunkt Steinn. Es ist ein großer Felsbrocken, an dem ein Metallkasten mit einem Gipfelbuch angebracht ist. Von dort haben Sie einen herrlichen Blick über die Reykjavíker Bucht und das Gebiet der Hauptstadt.

Oben angekommen! ©Björn Kozempel, 2009-07-30_IMG_0645_00004
Oben angekommen!

Viele Wanderer kehren an dieser Stelle um, weil das letzte Stück nocheinmal Konzentration und Kraft erfordert und die Spitze nicht selten von einer Nebelkrone bedeckt ist. Der Anstieg wird plötzlich sehr steil und steinig und kann bei regnerischem Wetter stellenweise rutschig sein. Man erreicht nach 100 Metern die felsige Kante des Þverfellshorn, an der Ketten und Treppenstufen angebracht wurden, um den Aufstieg zu erleichtern. Hier muss mitgedacht und etwas gekraxelt werden, weil der Weg oft nicht eindeutig markiert ist und meist mehrere Möglichenkeiten zur Wahl stehen. Wenn Sie es über die Kante geschafft haben, sind es nur noch wenige Meter bis zum Ausichtspunkt, wo eine Metalltafel mit Erklärungen zur Umgebung und ein weiteres Gipfelbuch zu finden sind. Der wunderschöne Blick vom 780 m hohen Þverfellshorn auf die angrenzenden Berge, die vielen Inseln in der Reykjavíker Bucht und das Meer lassen die verlorenen Schweißtropfen des Aufstiegs bald in Vergessenheit geraten. Und man begreift, warum die Esja eine Wanderung wert ist.

Autor: Björn Kozempel, Mountain Guide