Normalerweise jagt man Isländer am Samstag nicht vor der Mitagszeit vom Ofen weg, geschweige denn aus dem Bett. Aber Agnar Már Magnússon gilt als einer der besten Jazzpianisten des Landes. Und dann füllt sich der Saal auch vor dieser Zeit mit einer aufmerksamen Zuhörerschaft. Und seinen Ruf hat der Musiker mit einer beinahe einstündigen Improvisation mehr als wahrgemacht.

Mit seinem sanften Anschlag, seinem zartgliedrigen Spiel zieht er die Zuhörer von der ersten Minute an in seinen Bann. Er führt mit klaren Melodielinien, die mal für ein paar Takte an Lieder erinnern und dann über klassische Anspielungen bis hin zu Jazzsynkopen und -läufen führen. Eine Pause gönnt er sich hierbei kaum. Agnar Már Magnússon lässt seine Themen und ihre Variationen mit respektvoller Selbstverständlichkeit in andere Stile übergehen. Die von ihm gewählten, reichhaltigen Harmonien lassen es einem leicht fallen, sich seinen Improvisationen zu überlassen und sich von ihm überraschen zu lassen.

Die musikalische Ausnahmeerscheinung beugt seinen Kopf mitunter bis seine Haare das Holz berühren über den Flügel. Seine Augen ,meist verschlossen, variiert er gefühlvoll Dynamik und Rhythmus. Auch als er sich nach fast einer Stunde wieder erhebt, schaut er dem Flügel noch liebevoll nach, kann sich fast nicht von ihm trennen. Das muss er auch noch nicht, das Pubklikum bittet und bekommt seine Zugabe.

Und so war es für manchen vielleicht ein relativ früher Morgen, aber sicherlich einer, an dem dieser Samsatg einen äußerst stimmungsvollen Anfang fand, und sich die eventuelle Mühe des Aufstehens voll und ganz gelohnt hat.